Worum es hier geht:
Normalerweise werden im Grundkurs Gedichte nicht verglichen, weil dafür die Zeit nicht reicht.
Anders sieht es aber aus, wenn eins der Gedichte bekannt ist – und im Vergleich Epochenmerkmale deutlicher werden.
Das ist zum Beispiel bei dem folgenden Gedicht der Fall:
Gottfried Keller, „Sommernacht“
Man kann es gut mit dem (im Unterricht sicher behandelten) Gedicht „Mondnacht“ von Eichendorff vergleichen.
So könnte eine Aufgabenstellung aussehen:
Aufgabenstellung:
- Analysieren Sie das Gedicht „Sommernacht“ von Gottfried Keller, indem Sie
- in einem einleitenden Satz auch das Thema benennen,
- Strophenform, Reim und Rhythmus vorstellen,
- kurz den Inhalt der Strophen beschreiben
- die Aussagen des Gedichtes herausarbeiten
- und zeigen, wie sie durch sprachliche und rhetorische Mittel unterstützt werden.
- Zeigen Sie im Vergleich zu dem aus dem Unterricht bekantnen Gedicht „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff auf, dass das Gedicht von Keller eher dem poetischen Realismus angehört als der Romantik.
Gottfried Keller
Sommernacht
- Es wallt das Korn weit in die Runde,
- Und wie ein Meer dehnt es sich aus;
- Doch liegt auf seinem stillen Grunde
- Nicht Seegewürm noch andrer Graus:
- Da träumen Blumen nur von Kränzen
- Und trinken der Gestirne Schein.
- O goldnes Meer, dein friedlich Glänzen
- Saugt meine Seele gierig ein!
— - In meiner Heimat grünen Talen,
- Da herrscht ein alter schöner Brauch;
- Wann hell die Sommersterne strahlen,
- Der Glühwurm schimmert durch den Strauch:[192]
- Dann geht ein Flüstern und ein Winken,
- Das sich dem Ährenfelde naht,
- Da geht ein nächtlich Silberblinken
- Von Sicheln durch die goldne Saat.
— - Das sind die Bursche, jung und wacker,
- Die sammeln sich im Feld zuhauf
- Und suchen den gereiften Acker
- Der Witwe oder Waise auf,
- Die keines Vaters, keiner Brüder
- Und keines Knechtes Hilfe weiß –
- Ihr schneiden sie den Segen nieder,
- Die reinste Lust ziert ihren Fleiß.
— - Schon sind die Garben fest gebunden
- Und schön in einen Kranz gebracht;
- Wie lieblich flohn die stillen Stunden,
- Es war ein Spiel in kühler Nacht!
- Nun wird geschwärmt und hell gesungen
- Im Garbenkreis, bis Morgenduft
- Die nimmermüden, braunen Jungen
- Zur eignen schweren Arbeit ruft.Das Gedicht ist u.a. hier zu finden.
Zum Vergleich:
Joseph von Eichendorff
Mondnacht
- Es war, als hätt der Himmel
- Die Erde still geküßt,
- Daß sie im Blütenschimmer
- Von ihm nun träumen müßt.
— - Die Luft ging durch die Felder,
- Die Ähren wogten sacht,
- Es rauschten leis die Wälder,
- So sternklar war die Nacht.
— - Und meine Seele spannte
- Weit ihre Flügel aus,
- Flog durch die stillen Lande,
- Als flöge sie nach Haus.
—
Das Gedicht ist u.a. hier zu finden:
Weitere Infos, Tipps und Materialien
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