Klausur: Herwegh, „Ich möchte hingehn wie das Abendrot“ im Vergleich zu Eichendorff, „Nachruf“ (Mat517)

Worum es hier geht:

Normalerweise werden im Grundkurs Gedichte nicht verglichen, weil dafür die Zeit nicht reicht.

Es gibt natürlich auch Ausnahmen – allerdings ist es dann wichtig, die Analyse möglichst auf einen Aspekt zu begrenzen.

Das geht zum Beispiel bei den folgenden beiden Gedichten :

Herwegh, „Ich möchte hingehn wie das Abendrot“

und

Eichendorff, „Nachruf“

So könnte eine Aufgabenstellung aussehen:

Aufgabenstellung:

  1. Analysieren Sie das Gedicht „Ich möchte hingehn wie das Abendrot“ von Georg Herwegh , indem Sie
    1. in einem einleitenden Satz auch das Thema benennen,
    2. Strophenform, Reim und Rhythmus vorstellen,
    3. sich bei der Beschreibung der Strophen auf den Aspekt des Umgangs mit dem Tod beschränken,
    4. die Aussagen des Gedichtes herausarbeiten
    5. und zeigen, wie sie durch sprachliche und rhetorische Mittel unterstützt werden.
  2. Zeigen Sie beim Gedicht „Nachruf“ von Joseph von Eichendorff auf, was die Epoche der Romantik und des (poetischen) Realismus im Hinblick auf den Umgang mit dem Tod unterscheidet.

Das Gedicht von Herwegh:

  1. Georg HerweghIch möchte hingehn wie das Abendrot
    1. Ich möchte hingehn wie das Abendrot
    2. Und wie der Tag in seinen letzten Gluten –
    3. leichter, sanfter, ungefühlter Tod!
    4. Mich in den Schoß des Ewigen verbluten.
    5. Ich möchte hingehn wie der heitre Stern,
    6. Im vollsten Glanz, in ungeschwächtem Blinken;
    7. So stille und so schmerzlos möchte gern
    8. Ich in des Himmels blaue Tiefen sinken.
    9. Ich möchte hingehn wie der Blume Duft,
    10. Der freudig sich dem schönen Kelch entringet
    11. Und auf dem Fittich blütenschwangrer Luft
    12. Als Weihrauch auf des Herren Altar schwinget.
    13. Ich möchte hingehn wie der Tau im Tal,
    14. Wenn durstig ihm des Morgens Feuer winken;
    15. wollte Gott, wie ihn der Sonnenstrahl,
    16. Auch meine lebensmüde Seele trinken!
    17. Ich möchte hingehn wie der bange Ton,
    18. Der aus den Saiten einer Harfe dringet,
    19. Und, kaum dem irdischen Metall entflohn,
    20. Ein Wohllaut in des Schöpfers Brust erklinget.
    21. Du wirst nicht hingehn wie das Abendrot,
    22. Du wirst nicht stille wie der Stern versinken,
    23. Du stirbst nicht einer Blume leichten Tod,
    24. Kein Morgenstrahl wird deine Seele trinken.
    25. Wohl wirst du hingehn, hingehn ohne Spur,
    26. Doch wird das Elend deine Kraft erst schwächen,
    27. Sanft stirbt es einzig sich in der Natur,
    28. Das arme Menschenherz muß stückweis brechen.

Das Gedicht ist u.a. hier zu finden.

Das Gedicht von Eichendorff

Joseph von Eichendorff

Nachruf
  1. Du liebe, treue Laute,
  2. Wie manche Sommernacht,
  3. Bis daß der Morgen graute,
  4. Hab ich mit dir durchwacht!
  5. Die Täler wieder nachten,
  6. Kaum spielt noch Abendrot,
  7. Doch die sonst mit uns wachten,
  8. Die liegen lange tot.
  9. Was wollen wir nun singen
  10. Hier in der Einsamkeit,
  11. Wenn alle von uns gingen,
  12. Die unser Lied erfreut?
  13. Wir wollen dennoch singen!
  14. So still ist’s auf der Welt;
  15. Wer weiß, die Lieder dringen
  16. Vielleicht zum Sternenzelt.
  17. Wer weiß, die da gestorben,
  18. Sie hören droben mich,
  19. Und öffnen leis die Pforten
  20. Und nehmen uns zu sich.

Das Gedicht ist u.a. hier zu finden.

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