Klausur: Kommunikation in der Kurzgeschichte „Happy end“ von Kurt Marti (Mat5932)

Worum es hier geht:

Wir präsentieren eine Klausuraufgabe, die sich auf die Kurzgeschichte „Happy end“ von Kurt Marti bezieht.

Es geht u.a. um die Klärung der Kommunikationsabläufe auf der Basis des Modells von Schulz von Thun.

Zu finden ist der Text u.a. hier.

Klausuraufgabe

  1. Analysieren Sie den folgenden Text, indem Sie

    1. Ihn mit Thema in einem kurzen Einleitungssatz vorstellen,
    2. In etwa 5 Sätzen kurz den Inhalt beschreiben
    3. Den Text mit Hilfe des Modells von Schulz von Thun im Hinblick auf die Kommunikation untersuchen
    4. Schließlich die Aussagen des Textes möglichst differenziert herausarbeiten
    5. und zeigen, mit welchen sprachlichen und rhetorischen Mitteln die Aussagen unterstützt werden.
  2. Erörtern Sie, inwieweit das Nachrichtenmodell von Thun von Schulz die gesamte Kommunikation gut beschreibt oder ob es evtl. noch erweitert werden sollte.

Hinweise zur Lösung – 1.1 – Einleitungssatz

  1. (5P) Ihn mit Thema in einem kurzen Einleitungssatz vorstellen,
    • Gattung: Kurzgeschichte
    • Titel: „Happy end“
    • Verfasser: „Kurt Marti“
    • Thema: Frage, wie ein Ehepaar sich kontrovers über einen gemeinsam gesehenen Liebesfilm äußert und wozu das führt.

Hinweise zur Lösung – 1.2 – Beschreibung des Inhalts

(10P) In etwa 5 Sätzen kurz den Inhalt beschreiben

  • Zum Beispiel:
    Nach einem gemeinsam angeschauten Liebesfilm, ist die Frau so gerührt vom Happy end, dass sie zu weinen beginnt.
  • Ihr Mann kann das gar nicht nachvollziehen und reagiert darauf sehr ärgerlich und zurückweisend.
  • Für die Frau wird das zusätzlich belastend, weil sie hinter dem Mann herhetzen muss.
  • Am Ende zieht die Frau sich ins Schweigen zurück und denkt genau so negativ über ihren Mann wie der vorher schon über sie.

Hinweise zur Lösung – 1.3 – Erläuterung der Kommunikation

(35P) Den Text mit Hilfe des Modells von Schulz von Thun im Hinblick auf die Kommunikation untersuchen

      • Am Anfang in der Welt des Kinofilms das körpersprachliche Zeichen, dass zwischen zwei Partnern alles wieder gut ist.
        1. Inhaltsseite
        2. Beziehungsseite
        3. (Selbstoffenbarungsseite)
          Hier sollte schon deutlich gemacht werden, dass das Schulz-von-Thun-Modell eigentlich nur Sinn macht, wenn man nonverbale und paraverbale Nachrichten mit einbezieht.
          Das sollte vorher im Unterricht geklärt worden sein.
      • Weiter im weitesten Sinne körpersprachliche Zeichen
        1. („zornig“)
          1. Beziehungsseite
          2. Selbstoffenbarungsseite
        2. „bleibt nicht stehen“
          1. Beziehungsseite
          2. Selbstoffenbarungsseite
        3. „mit kleinen, verzweifelten Schritten“
          1. Selbstoffenbarungsseite
        4. „keucht zum Erbarmen“
          1. Selbstoffenbarungsseite
  • Dann die erste sprachliche Nachricht des Mannes:
    1. „Eine Schande, sagt er im gehen, eine  Affenschande, wie du geheult hast.“
      1. Inhaltsseite
      2. Beziehungsseite
      3. Selbstoffenbarungsseite
      4. Appellseite implizit
  • „Schweigend geht er und voll Wut, so eine Gans, denkt er, so eine blöde, blöde Gans, und wie sie keucht in ihrem Fett.“
    1. körpersprachlich: Nachricht, aber nur andeutungsweise
    2. Nonverbal: Beziehungsseite
    3. Nonverbal: Selbstoffenbarungsseite
  • „Ich kann doch nichts dafür, sagt sie endlich, ich kann doch wirklich nichts dafür, es war so schön, und wenn es schön ist, muss ich einfach heulen.“
    1. Inhaltsseite
    2. Beziehungsseite
    3. Selbstoffenbarungsseite
    4. Appellseite (implizit)
  • „Schön, sagt er, dieser Mist, dieses Liebesgewinsel, das nennst du also schön, dir ist ja wirklich nicht  zu  “
    1. Inhaltsseite
    2. Beziehungsseite
    3. Selbstoffenbarungsseite
  • „Sie schweigt  und  geht  und  keucht  und  denkt,  was  für  ein  Klotz  von  Mann, was für ein Klotz.“
    1. Nonverbal: Beziehungsseite

Hinweise zur Lösung – 1.4 – Herausarbeitung der Aussagen

(10) Schließlich die Aussagen des Textes möglichst differenziert herausarbeiten

  • Die Geschichte zeigt zunächst einmal die emotionale Reaktion der Frau auf den Liebesfilm.
  • Dann die Achtlosigkeit, des Mannes, indem er seine Frau einfach hilflos stehen lässt und auch schnell weitergeht, ohne zu warten.
  • Dementsprechend schwierig und anstrengend ist die Situation der Frau.
  • Sogar verbal wird deutlich, wie negativ und überflüssig der Mann seine Einstellung gegenüber dem Verhalten seiner Frau deutlich macht.
  • Nur in Gedanken geht er sogar noch weiter bis hin zu der Ebene der
  • Deutlich wird, dass die Frau versucht, sich zu erklären, damit aber nichts erreicht.
  • Am Ende wird dann deutlich, dass Die Verständigungsbereitschaft, der Frau erfolglos bleibt, angesichts der massiven Abwehr und Übergriffigkeit des Mannes.
  • Insgesamt wird die Zerrüttung einer Beziehung deutlich – aufgrund völlig unterschiedlicher Einstellungen, verbunden mit rücksichtslosem, unempathischem Verhalten des Mannes.

Hinweise zur Lösung – 1.5 – Erläuterung wichtiger sprachlicher Mittel

(20P) und zeigen, mit welchen sprachlichen und rhetorischen Mitteln die Aussagen unterstützt werden.

  • Was die sprachlichen und rhetorischen Mittel angeht, so ist zunächst einmal auf recht interessante Art und Weise der Übergang zwischen dem Schluss des Films und der Reaktion darauf gestaltet worden. Das entspricht eigentlich der Gefühlslage beider Partner.
  • Eine gewisse negative Dynamik kommt in das Geschehen durch die Wiederholung des Wortes „geht“.
  • Eine gewisse Anteilnahme des Erzählers wird deutlich, wenn er umgangssprachlich das Keuchen der Frau bezeichnet mit „zum Erbarmen“.
  • Die negative Einstellung des Mannes wird durch Wiederholung und Verstärkung in der Zeile fünf deutlich, wenn es um die Schande geht.
  • Auch danach wieder die der gleiche Satzanfang und damit ein gewisser Parallelismus: „ ich hasse“ – „ich hasse“.
  • Die Verachtung wird besonders in den bildhaften Vergleich der Frau mit einer Gans deutlich.
  • Die emotionale Erregung der Frau wiederum wird auch sichtbar durch die Wiederholung.
  • Diese Wiederholung bedeutet auch eine gewisse Angleichung des Verhaltens des Mannes und der Frau, was die emotionale Reaktion angeht.
  • Die gegensätzlichen Auffassungen werden dann dadurch deutlich gemacht, dass der Mann das Wort „schön“ zwar aufnimmt, aber ins Gegenteil verkehrt und sogar mit mit einem Begriff belegt, der in die Nähe des Tierreichs führt. („Liebesgewinsel“)
  • Am Ende dann eine Aneinanderreihung beim Verhalten der Frau, die vielleicht auf ihre Fortbewegung abhebt.
  • Und am Ende eine sehr negative Bezeichnung für den Mann mit einem Bild, das seine Hartherzigkeit und mangelnde Flexibilität deutlich machen soll.

Hinweise zur Lösung – A2 – Prüfung des Modells von Schulz von Thun

(20P) Erörtern Sie, inwieweit das Nachrichtenmodell von Thun von Schulz die gesamte Kommunikation gut beschreibt oder ob es evtl. noch erweitert werden sollte.

  1. Das Problem bei dem Modell von Schulz von Thun ist, dass es sich ja auf die Nachricht bezieht, auch wenn vom „Kommunikationsquadrat“ die Rede ist.
  2. Die Lösung kann darin liegen, dass man bei der Kommunikation über den sprachlichen Bereich hinausgeht und eben bei den verschiedenen Seiten immer auch Nonverbales und Paraverbares mitdenkt.
  3. Das spielt in dieser Kurzgeschichte eine erhebliche Rolle und ist auch in der Detail-Analyse berücksichtigt worden.
  4. Dennoch bleibt eine gewisse Engführung des Kommunikationsbegriffs, der durch die Einbeziehung der Axiome von Watzlawick in einem wesentlichen Punkt erweitert wird. Dort ist nämlich zumindest ansatzweise von dem Davor und Danach der Kommunikation die Rede.
    Wer auch nur ein bisschen Ahnung von Kommunikation hat, weiß, warum der eine anders reagiert als der andere, wenn er um Geld angepumpt wird.
  5. Dazu kommt noch, dass auch stumme Dinge reden können. Das kennt jeder, der sein Zimmer nicht so aufgeräumt hat, wie er es eigentlich sollte, und dann in das zornige Gesicht des Auftraggebers schaut.
  6. Im Mittelalter zeigte es übrigens häufig, dem Gefangenen die sogenannten „Instrumente“ zu zeigen. Er wusste dann, dass die Folter drohte und bekam Gelegenheit zu einem rechtzeitigen Geständnis. Aber auch das ist letztlich bei Schulz von Thun enthalten, es muss nur im Bewusstsein bleiben.

 

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