Klausur: Strukturierte Textwiedergabe: Rolf Proben, Was die Schule vom Leben lernen kann (Mat1278-kla )

Worum es hier geht:

Präsentiert wird eine Klausuraufgabe, die vor allem abhebt auf die sogenannte „strukturierte Textwiedergabe“. Dabei wird der Inhalt im Hinblick auf den Gedankengang analysiert.

Aufgabenstellung:

  1. Analysiere den Text, indem du
    1. Ihn zunächst mit Angabe des Themas kurz vorstellst
    2. dann den Text strukturiert, d.h. unter Berücksichtigung des Gedankengangs wiedergibst
    3. anschließend die Absicht des Textes herausarbeitest
    4. und kurz auf die sprachlich-rhetorischen Mittel eingehst, die der Autor verwendet.
  2. Nimm Stellung zu dem Text und stelle Überlegungen an, wie man die Idee des Textes noch weiter ausführen könntest (möglichst praktikable Vorschläge)

Textvorlage (PDF-Datei siehe unten)

Rolf Proben,

Was die Schule vom Leben lernen könnte

So ziemlich jeder kennt noch den Spruch: „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“. Wir würden den Spruch ganz gerne mal etwas ändern: „Nicht von der Schule, sondern vom Leben lernen wir.“ Dabei denken wir an ein ganz besonderes Problem, nämlich die Art und Weise, wie die, die etwas noch nicht wissen und können, zu denen aufschließen, die da schon weiter sind. Nehmen wir zwei Fälle: Jeder, der während seiner Schulzeit ein Praktikum in einem Firma macht, kennt das: Er wird erst mal im Betrieb herumgeführt, dann einer Abteilung zugewiesen. Dort sucht man möglichst einfache Tätigkeiten für ihn, zeigt ihm, wie es geht, und lässt ihn dann machen – immer ein bisschen unter Aufsicht. Denn er soll ja keinen Schaden anrichten oder sich verletzen. Das könnte zum Beispiel in einem Zoo passieren, wenn er auf ganz eigene Art und Weise versucht, die Löwen zu füttern. In der Regel dauert es sehr lange, bis so ein Praktikant dann die Löwen besser versteht und behandeln kann als die erfahrenen Tierpfleger. Oder jemand möchte Gitarre lernen. Dann kommt er zu jemandem, der das schon kann. Der gibt ihm aber kein Instrument in die Hand und sagt dann: „Probiere es einfach mal aus – und dann schauen wir, was rauskommt.“ Es könnte nämlich sein, dass dabei so wenig rauskommt, dass der, der lernen wollte, irgendwann das ihm fremd gebliebene Gerät beiseitelegt und verschwindet. Vielmehr wird ihm alles gezeigt, damit er möglichst schnell erste Erfolge sieht und wiederkommt. Meistens ist es Lernen durch Zuhören und Abgucken. Halten wir also fest: Man lernt im wirklichen Leben am besten, wenn man genau denen zuhört, die schon etwas wissen und können – und dann wird es erst mal nachgeahmt. Wann und wie man dann auch schon mal was ganz selbstständig und neu machen kann, hängt von den Betreffenden ab. Kommen wir nun zur Schule: Da hat sich seit einigen Jahren etwas durchgesetzt, was eigentlich sehr vernünftig ist: Die Lehrkräfte halten nicht mehr lange Monologe, nur durch kurze Hilfsfragen unterbrochen („Was ist noch mal ein Satz?“ – „Was ist das Wichtigste in einem Satz?“ – „Woran erkennt man es?“ usw.), sondern sie versuchen es mit etwas Input und dann dürfen die Schülerinnen und Schüler selbst loslegen. Das Problem dabei ist nur, dass dabei vieles mühsam erkundet wird, was man auch genauso gut nachlesen könnte. Das kann durchaus sinnvoll sein: Wenn zum ersten Mal eine Kurzgeschichte besprochen wird, dann macht es mehr Spaß, sie mit einer Geschichte mit normalem Einstieg und abgerundetem Ende zu vergleichen als sich einfach einen Lexikonartikel durchzulesen. Aber was sollen zum Beispiel diese seltsamen Unterrichtseinstiege, bei denen die Klasse oder der Kurs raten soll, worum es an dem Tag im Unterricht gehen soll. Besonders die Refis sind immer heilfroh, wenn sie diese Klippe übersprungen haben. Häufig wird dabei sogar so etwas eingesetzt wie in der Sendung „Zimmer frei“, wo die Gäste ein sogenanntes Bilderrätsel lösen mussten: Da kam es nur darauf an, aus verschiedenen Dingen und Handlungen ein Wort zu erraten, zum Beispiel „Kugel-Schrei-Bär“ – das war weitgehend lustig, aber sinnfrei.  Stattdessen könnte man doch lieber überzeugend erklären, warum man sich in dieser Stunde mit dem Kugelschreiber beschäftigen könnte – dann fühlen Schüler und Schülerinnen sich auch ernstgenommen, denn eine Alternative gibt es ja in der Regel nicht. Wenn dann das Problem klar ist, dann können sie meinetwegen auch herausfinden, ob man den Kugelschreiber auch mit einer essbaren Paste füllen kann – damit es kein Problem ist, wenn man so ein Teil mal vor Aufregung in den Mund steckt. Langer Rede kurzer Sinn: Selbstständiges Lernen und überhaupt Eigenaktivitäten im Unterricht – eine wunderbare Verbesserung zu früheren Zeiten. Aber bitte die Schüler keine unnötigen Bilderrätsel am Anfang lösen lassen, sondern kurzer, anregender Input – und dann geht es an Aufgaben, die man umso besser lösen kann, je besser die Ausgangs-Infos waren. Man könnte es auch so formulieren: Ein fünfminütiger Lehrermonolog am Anfang mit noch fünf Minuten Fragen und Antworten ist zehnmal besser als eine halbe Stunde Herumstochern im Nebel mit wenig Ergebnis am Ende.

Strukturierte Textwiedergabe

Wir gliedern den Text einfach in seine Sinnabschnitte und beschreiben sie dann.

Durch Zwischenüberschriften machen wir Inhalt und Funktion des jeweiligen gedanklichen Abschnittes deutlich.

  • Für die Formulierungen im Text, die die vom Autor erdachte Struktur erkennbar machen, verwenden wir grüne Farbe.
  • Die Formulierungen, die in der Beschreibung die Struktur des Textes sichtbar machen, kennzeichen wir in roter Farbe.

Stand unserer Bearbeitung:
Bei den ersten Abschnitten haben wir das Programm mit Überschrift und roten und grünen Markierungen schon durchgezogen.
Weiter unten haben wir nur den Abschnitt mit einer Überschrift versehen und die hilfreichen Stellen grün markiert.
Jetzt müssen nur noch die Überschriften ausformuliert werden – das dürfte zu schaffen sein 😉

Rolf Proben,

Was die Schule vom Leben lernen könnte

  1. [Einstieg/Aufhänger/allgemeine Problemwahrnehmung]
    So ziemlich jeder kennt noch den Spruch: „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“. Wir würden den Spruch ganz gerne mal etwas ändern: „Nicht von der Schule, sondern vom Leben lernen wir.“

    • Der Text beginnt mit dem Zitieren eines berühmten Spruches, der das Leben mit der Schule verbindet und dabei dem Leben den Vorrang gibt im Hinblick auf Wichtigkeit. Damit ist die Richtung angedeutet, in der die Problemfrage liegt.
  2. [Präzisierung des Problems]
    Dabei denken wir an ein ganz besonderes Problem,
    nämlich die Art und Weise, wie die, die etwas noch nicht wissen und können, zu denen aufschließen, die da schon weiter sind.

    • Hier wird die Problemfrage präzisiert und zwar in Richtung Lehr- und Lernprozess.
  3. [Veranschaulichung des Problems – Ausbildung in Firmen als Orten des realen Lebens]
    Nehmen wir zwei Fälle: Jeder, der während seiner Schulzeit ein Praktikum in einem Firma macht, kennt das: Er wird erst mal im Betrieb herumgeführt, dann einer Abteilung zugewiesen. Dort sucht man möglichst einfache Tätigkeiten für ihn, zeigt ihm, wie es geht, und lässt ihn dann machen – immer ein bisschen unter Aufsicht. Denn er soll ja keinen Schaden anrichten oder sich verletzen.

      • Anschließend wird die Problemfrage veranschaulicht, indem der Anlernprozess in einer Firma des realen Wirtschaftslebens beschrieben wird.
      • Der ist gekennzeichnet ist durch Vormachen und dann Nachmachen unter Aufsicht.
    1. [Aufführung eines Beispiels für diese Art von Ausbildung – in einem Zoo]
      Das könnte zum Beispiel in einem Zoo passieren, wenn er auf ganz eigene Art und Weise versucht, die Löwen zu füttern. In der Regel dauert es sehr lange, bis so ein Praktikant dann die Löwen besser versteht und behandeln kann als die erfahrenen Tierpfleger.

      • Anschließend werden zwei Beispiele präsentiert, die diese Art von lebensnaher Ausbildung veranschaulichen.
    2. [Aufführung eines weiteren Beispiels für diese Art von Ausbildung: Gitarrenausbildung]
      Oder jemand möchte Gitarre lernen. Dann kommt er zu jemandem, der das schon kann. Der gibt ihm aber kein Instrument in die Hand und sagt dann: „Probiere es einfach mal aus – und dann schauen wir, was rauskommt.“ Es könnte nämlich sein, dass dabei so wenig rauskommt, dass der, der lernen wollte, irgendwann das ihm fremd gebliebene Gerät beiseitelegt und verschwindet. Vielmehr wird ihm alles gezeigt, damit er möglichst schnell erste Erfolge sieht und wiederkommt. Meistens ist es Lernen durch Zuhören und Abgucken.

      • Der Unterschied beim zweiten Beispiel ist weniger die Gefährlichkeit als die Mühsal und letztlich in den meisten Fällen Erfolglosigkeit eines Lernens, das von selbst erfolgen soll
    3. [Auswertung]
      Halten wir also fest: Man lernt im wirklichen Leben am besten, wenn man genau denen zuhört, die schon etwas wissen und können – und dann wird es erst mal nachgeahmt. Wann und wie man dann auch schon mal was ganz selbstständig und neu machen kann, hängt von den Betreffenden ab.
    4. [Rückkehr zum eigentlichen Thema – dem Lehren und Lernen in der Schule]
      Kommen wir nun zur Schule: Da hat sich seit einigen Jahren etwas durchgesetzt, was eigentlich sehr vernünftig ist: Die Lehrkräfte halten nicht mehr lange Monologe, nur durch kurze Hilfsfragen unterbrochen („Was ist noch mal ein Satz?“ – „Was ist das Wichtigste in einem Satz?“ – „Woran erkennt man es?“ usw.), sondern sie versuchen es mit etwas Input und dann dürfen die Schülerinnen und Schüler selbst loslegen.
    5. [Bestimmung des Kernproblems: unnötige Mühsal]
      Das Problem dabei ist nur, dass dabei vieles mühsam erkundet wird, was man auch genauso gut nachlesen könnte.
    6. [Einschränkung des Problems – Zugeständnis an schulische Realität]
      Das kann durchaus sinnvoll sein: Wenn zum ersten Mal eine Kurzgeschichte besprochen wird, dann macht es mehr Spaß, sie mit einer Geschichte mit normalem Einstieg und abgerundetem Ende zu vergleichen als sich einfach einen Lexikonartikel durchzulesen.
    7. [Rückkehr zum Problembereich – Beispiel Unterrichtseinstiege]
      Aber was sollen zum Beispiel diese seltsamen Unterrichtseinstiege, bei denen die Klasse oder der Kurs raten soll, worum es an dem Tag im Unterricht gehen soll. Besonders die Refis sind immer heilfroh, wenn sie diese Klippe übersprungen haben. Häufig wird dabei sogar so etwas eingesetzt wie in der Sendung „Zimmer frei“, wo die Gäste ein sogenanntes Bilderrätsel lösen mussten: Da kam es nur darauf an, aus verschiedenen Dingen und Handlungen ein Wort zu erraten, zum Beispiel „Kugel-Schrei-Bär“ – das war weitgehend lustig, aber sinnfrei.
    8. [Verbesserungsvorschlag für das genannte Problembeispiel]
      Stattdessen könnte man doch lieber
      überzeugend erklären, warum man sich in dieser Stunde mit dem Kugelschreiber beschäftigen könnte – dann fühlen Schüler und Schülerinnen sich auch ernstgenommen, denn eine Alternative gibt es ja in der Regel nicht.
    9. [Einbeziehung des ursprünglichen Ausprobier-Ansatzes]
      Wenn dann das Problem klar ist, dann können sie meinetwegen auch herausfinden, ob man den Kugelschreiber auch mit einer essbaren Paste füllen kann – damit es kein Problem ist, wenn man so ein Teil mal vor Aufregung in den Mund steckt.
    10. [Zusammenfassung – Zugeständnis an selbstständiges Lernen  und Eigenaktivitäten]
      Langer Rede kurzer Sinn: Selbstständiges Lernen und überhaupt Eigenaktivitäten im Unterricht – eine wunderbare Verbesserung zu früheren Zeiten.
    11. [Aber Änderungsvorschlag in bestimmten Bereichen]
      Aber bitte die Schüler keine unnötigen Bilderrätsel am Anfang lösen lassen, sondern kurzer, anregender Input – und dann geht es an Aufgaben, die man umso besser lösen kann, je besser die Ausgangs-Infos waren.
    12. [Pointierter Schlussakzent]
      Man könnte es auch so formulieren: Ein fünfminütiger Lehrermonolog am Anfang mit noch fünf Minuten Fragen und Antworten ist zehnmal besser als eine halbe Stunde Herumstochern im Nebel mit wenig Ergebnis am Ende.

Druckvorlage

Mat1278-kla Klausur Proben Was die Schule vom Leben lernen kann

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