Klausur zu Szene 8 in Büchners „Woyzeck“: Präsentation des Doctors und seine Rolle im Vergleich zu Hauptmann und Tambourmajor (Mat8246)
Aufgabenstellung:
Analysieren Sie die achte Szene aus Büchners Drama „Woyzeck“, indem Sie
in einer kurzen Einleitung zunächst den Textauszug vorstellen, unter Berücksichtigung des Themas.
Anschließend kurz beschreiben, was der Leser oder auch der Zuschauer bei dieser Szenenfolge an Vorwissen und gegebenfalls auch Erwartungen mitbringen kann.
Daraufhin den Verlauf des Gesprächs zwischen Woyzeck und dem Doktor erläutern
und daraus die inhaltlichen Aussagen der Szene herausarbeiten,
schließlich aufzeigen, mit welchen sprachlichen und rhetorischen Mitteln die Aussagen unterstützt werden.
Stellen Sie eine These auf, welchen Stellenwert der Doktor im Vergleich zum Hauptmann und zum Tambourmajor im Hinblick auf Woyzeck und seine Probleme hat.
Lösung
1a: Einleitung mit Thema
Es handelt sich um die 8. Szene des Stücks, wobei zu berücksichtigen ist, dass es sich um ein Fragment handelt – ohne vom Autor festgelegte endgültige Szenenfolge. Thema der Szene ist die Beziehung zwischen Woyzeck und dem Doctor.,
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1b: Einordnung der Szene in die vorausgehende Entwicklung des Konflikts
Um die Szene zu verstehen, muss man wissen, dass Woyzeck bereits ganz am Anfang Wahnvorstellungen gezeigt hat (Szene 1),
dass er gegenüber Frau und Kind Verantwortungsbewusstsein zeigt und ihnen auch ein bisschen Unterhaltung gönnt (Szene 3 und 4)
Deutlich wird aber auch, dass Marie inzwischen auf Abwegen ist, was partnerschaftliche Treue angeht (Szene 2, 4 und besonders 6, wo es wohl zum Austausch von Intimitäten kommt, Marie sich auf jeden Fall preisgibt).
und Woyzeck so beschäftigt, ja gestresst ist, dass er kaum ein Auge für das gemeinsame Kind hat.
Die Szene 7 macht dann deutlich, dass Woyzeck inzwischen Verdacht gegenüber Marie geschöpft hat und Marie darauf eher trotzig reagiert.
Der Hauptmann tritt in Szene 5 erstmals auf – die ist wichtig für die Lösung der Aufgabe 2.
Welch geringe Rolle die Philosophie real spielt, hat sich bereits in der Szene 3 gezeigt.
Damit ist klar, dass der Doctor relativ spät die Bühne betritt, was die 8. Szene besonders wichtig erscheinen lässt.
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1c: Verlauf des Gesprächs:
Die Szene beginnt mit dem Vorwurf des Doktor, Woyzeck habe gegen die Absprachen „auf Straß gepisst“.
Offensichtlich geht es um die Abgabe einer Urinprobe, um das Erbsenexperiment auswerten zu können.
Woyzeck verteidigt sich dann mit Hinweis auf die natürlichen Bedürfnisse. Der Doktor vertritt demgegenüber die These von der Willenskraft des Menschen und verbindet das überraschenderweise mit der allgemeinen These.
„Der Mensch ist frei, in dem Menschen erklärt sich die Individualität zur Freiheit.“
Das dürfte eine von Büchner eingebaute satirische Wendung sein, die den Idealismus der Klassik und besonders Schillers in Kontrast setzt zur Wirklichkeit der Bildungselite in diesem Stück.
Anschließend macht der Doctor deutlich, dass er von diesem Erbsenexperiment eine Revolution in der Wissenschaft erwartet. Auch das dürfte eher als Satire zu verstehen sein.
Als anschließend Woyzeck noch einmal darauf hinweist, dass er jetzt keinen Urin abgeben könne, äußert der Doktor noch einmal weitläufig seine Kritik mit Hinweis auf den abgeschlossenen Vertrag. Das verbindet er mit Überlegungen zu seinem Gesundheitszustand, insbesondere im Hinblick auf die notwendige Vermeidung von Ärger. Auch das wirkt alles nicht sehr überzeugend.
Woyzeck antwortet darauf etwas rätselhaft und will wohl deutlich machen, dass das Leben aus einem Kampf von Natur und Charakter beziehungsweise vom Menschen gegebener Struktur besteht.
Anschließend ergeht sich Woschek wieder in seinen schon bekannten Wahnvorstellungen, die den Doktor als Wissenschaftler geradezu begeistern.
Erstaunlicherweise geht der Doctor relativ freigebig mit Zulagen um.
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1d: Aussagen der Szene
Insgesamt zeigt die Szene,
wie sehr der Doktor versessen ist auf angebliche Chancen, in der Wissenschaft eine Art der Revolution auszulösen.
Alles andere wie zum Beispiel die Bedürfnisse von Woyzeck werden dem ntergeordnet.
Erstaunlich ist, dass der Doktor mehrfach davon spricht, dass Woyzeck eine Zulage bekommen soll. Das hängt wohl mit den wissenschaftlichen Hoffnungen zusammen, die er sich macht.
Bei Woyzeck fällt auf, dass er auf der einen Seite, wenn auch sprachlich, unvollkommen, einen recht klaren Blick auf die menschliche Natur hat, der Doktor erkennt das sogar als „Philosophieren“ an.
Auf der anderen Seite hat er auch seine Wahnvorstellungen, er ist von daher offensichtlich ein gespaltener Charakter.
Am Rande deutlich wird, dass Woyzeck insgesamt Pflichtgefühl zeigt und auch Verantwortung gegenüber seiner Frau.
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1e: Sprachlich-rhetorische Mittel:
Was die sprachlichen beziehungsweise rhetorischen Mittel angeht, wird deutlich,
dass der Doktor sich relativ vulgär ausdrückt,
andererseits aber wieder auch in wissenschaftlichen Begrifflichkeiten.
Das wirkt aber wenig überzeugend und zeigt eher satirische Züge.
Dazu gehört auch der Hinweis auf die angebliche Freiheit des Menschen, angesichts der relativen Bedeutungslosigkeit der Sache und der allgemeinen Tendenz des Stückes.
Deutlich wird auch beim Doktor eine gewisse Widersprüchlichkeit zwischen der angeblichen und besonders betonten Ruhe und der realen Aufregung, die er zumindest phasenweise zeigt.
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A2: Einordnung des Doctors in das Beziehungsgeflecht von Hauptmann und Tambourmajor
These: Der Doctor sorgt zwar auch für Belastungen bei Woyzeck – angesichts von dessen finanzieller Notlage.
Aber er verhält sich relativ distanziert und versucht nicht wie der Hauptmann, Woyzeck noch zusätzlich zu quälen.
Der Tambourmajor ist bis zu dieser Szene in keinem direkten Kontakt zu Woyzeck, sorgt aber allein schon durch seine Präsenz, aber auch sein Verhalten für den Gewaltausbruch, der später zum Tod Maries führt.
