Kreativität – Was ist das? Und welche Rolle spielt sie in der Schule? (Mat6083)

Was ist Kreativität überhaupt?

Mit der Frage muss man eigentlich beginnen – denn der Begriff spielt eine große Rolle. Er wird aber auch ganz selbstverständlich verwendet. Da lohnt es sich, mal genauer hinzuschauen. Denn daraus entstehen dann ja auch Möglichkeiten.

Wenn man vom Begriff ausgeht:
  • Wenn man vom Lateinischen oder auch vom Englischen ausgeht, dann bedeutet Kreativität „etwas erschaffen, hervorbringen“.
  • Nun ist der Begriff heute deutlich eingeengt: Wenn ein Architekt das 10. Haus einer Serie baut, dann bringt er immer noch etwas hervor, aber man würde seine Leistung nicht mehr unter Kreativität abbuchen.
Wenn man von der Realität ausgeht:
  • Das könnte sich aber schnell ändern, wenn an einem der Bauplätze plötzlich ein Problem auftaucht, für das es nicht einfach fertige Lösungen gibt. Wenn er dann eine Idee hat, dann wird er wahrscheinlich hinterher vom Bauherrn mit dem Hinweis „Der ist echt kreativ“ weiter empfohlen.
  • Wenn man also für Probleme neue, originelle Lösungen findet, dann ist das kreativ in unserem Sinne.
  • Hier noch kurz eine Bemerkung zur Frage, woher die kreativen Ideen denn kommen. Sie sind zwar etwas Neues, das möglichst gut zur aktuellen Herausforderung passt. Aber sie entstehen nicht komplett aus dem Nichts: Es kann sein, dass unser Architekt schon mal im Urlaub mit einer Situation konfrontiert war, in der es um die Herstellung eines sicheren Untergrundes ging. Oder er hat im Fernsehen gesehen, wie im Mittelalter sumpfiger Untergrund fest gemacht wurde – und das bringt ihn dann auf eine Idee, wie man das auf seinen Hausbau-Grund anwenden könnte.
  • Das Besondere an kreativen Ideen ist eben gerade die Mischung aus schon Bekanntem und seine Übertragung auf einen neuen Zweck.
  • Ein bisschen hat das was mit Künstlern zu tun, die bei einer Montage mit vorhandenen Elementen arbeiten, mit ihnen aber eine neue Komposition herstellen.
  • Leider gibt es natürlich auch „kreative Lösungen“, die eher etwas verdecken  sollen: So wurden im Rahmen der Finanzkrise zum Teil einfach schlechte Wertpapiere so mit anderen vermischt, dass die meisten Kunden die Probleme nicht mehr sahen, sondern sich die Papiere gutgläubig andrehen ließen.

  • Aber wir wollen uns natürlich auf gute Kreativität konzentrieren, vor allem im Hinblick auf Texte.

Das Schaubild zeigt schön, welche Situationen besonders zu Kreativitäts-Einfällen führen.

  1. Da ist zum einen der reine Spieltrieb. Man will raus aus der Langeweile und mal etwas ausprobieren. Am Ende steht eine mehr oder weniger neue Idee, die dann in die normalen Abläufe integriert wird. So hatte irgendwann mal jemand keinen Schlitten am Schneehang und er nahm eine Schüssel, die zufällig herumlag. Andere machten ihm das dann nach und wurden vielleicht sogar zu richtigen Profis.
  2. In vielen Fällen ist es aber ein Problem oder eine entsprechende Herausforderung oder Aufgabe, die einen zwingt, nach neuen Lösungen zu suchen. Wenn es gelingt, entsteht daraus wieder eine neue Norm im Sinne von Normalität. Ein berühmtes Beispiel sind kaputte Keilriemen beim Automotor, für die dann als Ersatz ein Nylonstrumpf genommen  wurde. Deswegen gibt es zwar noch weiterhin Keilriemen, aber als Not-Ersatz ist und bleibt es eine gute Idee, weil einer mal kreativ war und das dann weitergegeben wurde.
    Wer sich übrigens dafür näher interessiert, wird hier fündig.

Das Schaubild zeigt, was nötig ist, um ein Problem- oder Aufgabenhindernis kreativ überspringen zu können.

  1. Man muss erst das Problem analysieren: Bei der Strumpfgeschichte brauchte man eine feste Verbindung von zwei sich drehenden Teilen.
  2. Dann muss man etwas suchen, was vergleichbar war. Hier war es eben ein solcher Strumpf, den man beim Anziehen ja auch lang und stramm zieht.
  3. Dann muss man das nur noch übertragen und handwerklich geschickt verknoten.

Wie sieht das denn mit der Kreativität bei Texten aus?

  • Hier gibt es wie beim Architekten Standardfälle, bei denen man nicht viel Kreativität braucht. Wer zum Beispiel ein Protokoll oder eine Inhaltsangabe schreibt, kann sich an Vorlagen halten. Allerdings ist das dann schon der sogenannte Anforderungsbereich II in der Schule, also keine reine „Reproduktion“ („Was kennzeichnet eine Kurzgeschichte?“), sondern Anwendung eines Modells auf einen neuen Fall.
  • Aber wenn man das oft genug gemacht hat, ist das ziemliche Routine und hat mit Kreativität nicht mehr viel zu tun.
  • Schwieriger wird es schon bei dem „Schöpfen aus dem Nichts“: Bei einer Satire muss man nämlich nicht nur ein Objekt haben, an das man kritisch rangeht, sondern man braucht auch einen Einfall, woran man bestimmte Fehlentwicklungen zeigen kann.
  • Allerdings – und das wäre schon unser erster Tipp: Man kann sich natürlich an eine Vorlage ranmachen und sich von der anregen lassen, etwas auf ähnliche Weise anzugehen. Im Extremfall ändert man nur ein bisschen was an einer Satire und macht sich dabei möglicherweise über sie lustig, macht sie zu einer „Persiflage“ („geistreiche Verspottung durch übertreibende Nachahmung“, so die Wikipedia).
  • Wir selbst haben das mal gemacht, als wir eine Kalendergeschichte schreiben sollten  – die sollte sich ein Sprichwort aufs Korn nehmen, also eine Art Lebensweisheit, wofür ja diese Geschichten oft stehen.
  • Da hatten wir den kreativen Einfall, von einer Fabel auszugehen, die wir vorher geschrieben hatten. In ihr tauchte ein Geschehen auf, das viel mit dem Sprichwort: „Wer wagt, gewinnt“ zu tun hat.
    Es ging dabei um zwei Mäuse und ihre Vorbereitung auf den Winter.
    Zu finden ist die Geschichte hier:
    https://textaussage.de/wie-man-schnell-eine-eigene-fabel-erfindet-am-beispiel-von-die-kluge-und-die-dumme-maus
  • Wie wir dann von den Mäusen zu zwei Menschen und dann unserer Kalendergeschichte gekommen sind, kann man hier nachlesen:
    https://textaussage.de/wie-schreibt-man-eine-kalendergeschichte
  • Damit haben wir euch hoffentlich erst mal genug zu lesen gegeben – vielleicht bringt es euch auch schon auf eigene Gedanken.
    In den weiteren Infos gibt es auch eine Möglichkeit, uns direkt zu erreichen.
    Viel Erfolg!

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