Sachtextanalyse – Sinnabschnitte und Kernaussagen in 3 Schritten (Mat8191 )

wird noch gefüllt.

Dabei werden wir auf die folgenden drei Schritte eingehen:

  1. Erste Kontaktaufnahme mit dem Text – ungefähr erkennen, worum es geht und worauf der Verfasser hinaus will.
  2. Dann eine Gliederung des Textes, erst in kleine Abschnitte, die man dann zu größeren zusammenfasst.
  3. Am Ende dann die Kernaussagen formulieren, indem man den Satz fortsetzt:
    Dem Verfasser ist es wichtig, …

Hier schon mal eine Vorschau:

Wir markieren die Textstellen fett, die man als Kernaussagen betrachten kann.

Rolf Proben,

Was die Schule vom Leben lernen könnte

So ziemlich jeder kennt noch den Spruch: „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“. Wir würden den Spruch ganz gerne mal etwas ändern: „Nicht von der Schule, sondern vom Leben lernen wir.“ Dabei denken wir an ein ganz besonderes Problem, nämlich die Art und Weise, wie die, die etwas noch nicht wissen und können, zu denen aufschließen, die da schon weiter sind. Nehmen wir zwei Fälle: Jeder, der während seiner Schulzeit ein Praktikum in einem Firma macht, kennt das: Er wird erst mal im Betrieb herumgeführt, dann einer Abteilung zugewiesen. Dort sucht man möglichst einfache Tätigkeiten für ihn, zeigt ihm, wie es geht, und lässt ihn dann machen – immer ein bisschen unter Aufsicht. Denn er soll ja keinen Schaden anrichten oder sich verletzen. Das könnte zum Beispiel in einem Zoo passieren, wenn er auf ganz eigene Art und Weise versucht, die Löwen zu füttern. In der Regel dauert es sehr lange, bis so ein Praktikant dann die Löwen besser versteht und behandeln kann als die erfahrenen Tierpfleger. Oder jemand möchte Gitarre lernen. Dann kommt er zu jemandem, der das schon kann. Der gibt ihm aber kein Instrument in die Hand und sagt dann: „Probiere es einfach mal aus – und dann schauen wir, was rauskommt.“ Es könnte nämlich sein, dass dabei so wenig rauskommt, dass der, der lernen wollte, irgendwann das ihm fremd gebliebene Gerät beiseitelegt und verschwindet. Vielmehr wird ihm alles gezeigt, damit er möglichst schnell erste Erfolge sieht und wiederkommt. Meistens ist es Lernen durch Zuhören und Abgucken. Halten wir also fest: Man lernt im wirklichen Leben am besten, wenn man genau denen zuhört, die schon etwas wissen und können – und dann wird es erst mal nachgeahmt. Wann und wie man dann auch schon mal was ganz selbstständig und neu machen kann, hängt von den Betreffenden ab. Kommen wir nun zur Schule: Da hat sich seit einigen Jahren etwas durchgesetzt, was eigentlich sehr vernünftig ist: Die Lehrkräfte halten nicht mehr lange Monologe, nur durch kurze Hilfsfragen unterbrochen („Was ist noch mal ein Satz?“ – „Was ist das Wichtigste in einem Satz?“ – „Woran erkennt man es?“ usw.), sondern sie versuchen es mit etwas Input und dann dürfen die Schülerinnen und Schüler selbst loslegen. Das Problem dabei ist nur, dass dabei vieles mühsam erkundet wird, was man auch genauso gut nachlesen könnte. Das kann durchaus sinnvoll sein: Wenn zum ersten Mal eine Kurzgeschichte besprochen wird, dann macht es mehr Spaß, sie mit einer Geschichte mit normalem Einstieg und abgerundetem Ende zu vergleichen als sich einfach einen Lexikonartikel durchzulesen. Aber was sollen zum Beispiel diese seltsamen Unterrichtseinstiege, bei denen die Klasse oder der Kurs raten soll, worum es an dem Tag im Unterricht gehen soll. Besonders die Refis sind immer heilfroh, wenn sie diese Klippe übersprungen haben. Häufig wird dabei sogar so etwas eingesetzt wie in der Sendung „Zimmer frei“, wo die Gäste ein sogenanntes Bilderrätsel lösen mussten: Da kam es nur darauf an, aus verschiedenen Dingen und Handlungen ein Wort zu erraten, zum Beispiel „Kugel-Schrei-Bär“ – das war weitgehend lustig, aber sinnfrei.  Stattdessen könnte man doch lieber überzeugend erklären, warum man sich in dieser Stunde mit dem Kugelschreiber beschäftigen könnte – dann fühlen Schüler und Schülerinnen sich auch ernstgenommen, denn eine Alternative gibt es ja in der Regel nicht. Wenn dann das Problem klar ist, dann können sie meinetwegen auch herausfinden, ob man den Kugelschreiber auch mit einer essbaren Paste füllen kann – damit es kein Problem ist, wenn man so ein Teil mal vor Aufregung in den Mund steckt. Langer Rede kurzer Sinn: Selbstständiges Lernen und überhaupt Eigenaktivitäten im Unterricht – eine wunderbare Verbesserung zu früheren Zeiten. Aber bitte die Schüler keine unnötigen Bilderrätsel am Anfang lösen lassen, sondern kurzer, anregender Input – und dann geht es an Aufgaben, die man umso besser lösen kann, je besser die Ausgangs-Infos waren. Man könnte es auch so formulieren: Ein fünfminütiger Lehrermonolog am Anfang mit noch fünf Minuten Fragen und Antworten ist zehnmal besser als eine halbe Stunde Herumstochern im Nebel mit wenig Ergebnis am Ende.

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