Sachtexte und ihre Abhängigkeit vom Kontext (Mat6131)

Worum es hier geht:

Wenn man ein Gedicht liest, dann mag das schwierig zu interpretieren sein. Aber es ist ein Kunstwerk. Das steht erst mal für sich allein – ist einfach nur eine Aufforderung an den Leser: Mach dir Gedanken. Schau, was du mit mir anfangen kannst.“ Denn Kunst entsteht ja erst komplett im Auge des Betrachters.

Bei Sachtexten sieht das ganz anders aus. Sie sind Teil einer „Sache“ oder besser eines „Sachverhalts“. In ihm haben sie eine Funktion, z.B. die Begrüßungsrede bei einer Veranstaltung oder ein Werbebrief.

„Sachtexte“ befinden sich also immer in einem Kontext befinden, den man möglichst schnell herausfinden sollte.

Das gilt besonders auch für Facharbeiten. Denn die Bedeutung dessen, was da steht, hängt stark vom Kontext des Textes ab.

Was man sich klarmachen sollte:

Wenn es bei „Sachtexten“ um eine Sache geht, mit der man sich auseinandersetzt, ist einiges sofort klar:

  • So etwas hat eine Vorgeschichte. Zum Beispiel kann ein Sachtext eine Antwort auf die Äußerung eines anderen sein.
  • Daran sind wahrscheinlich mehrere Leute beteiligt: In dem Sachtext beschuldigt man vielleicht jemanden und nennt Zeugen.
  • Es spielen Interessen eine Rolle: Eine Klasse möchte zum Beispiel eine Klassenfahrt machen, deren Kosten ein paar Euro über dem Limit liegen. Die meisten in der Klasse wollen da hin, der Klassenlehrer unterstützt natürlich erst mal seine Klasse. Die Schulleitung muss aber auch daran denken, dass dann demnächst andere kommen, deren Fahrten noch etwas teurer sind. Die Eltern sehen die Klassenfahrt vielleicht wegen der Kosten kritisch und schlagen Alternativen vor.
  • Wo Interessen sind, gibt es auch Ziele, die aus dem Kontext erschlossen werden können. In der Regel finden die sich dann auch im Sachtext selbst.
  • Wichtig ist auch die Frage möglicher „Loyalitäten“: Darunter versteht man die Beziehungen, die der Verfasser zu Personen, Institutionen oder auch Ideen hat. Wenn der Mitarbeiter eines Professors schreibt, muss man erst mal annehmen, dass er auf ihn und seine Meinungen Rücksicht nimmt. Ein Beamter ist schon auf Grund von Gesetzen verpflichtet, sich loyal zum Staat zu verhalten. Ein katholischer Bischof ist nicht nur der Institution Kirche verpflichtet, sondern man kann davon ausgehen, dass er auch ihre religiösen Ideen vertritt und höchstens ganz vorsichtig davon abweicht.
  • Eine Rolle spielt auch, wo ein Sachtext veröffentlicht worden ist. Zeitungen und Zeitschriften haben ein gewisses Profil, d.h. sie bewegen sich in einem Teil des Meinungsspektrums: Da gibt es eher konservative oder auch sehr progressive Blätter und wenn dort etwas erscheint, kann man davon ausgehen, dass der Inhalt des Textes dazu passt.
  • Wichtig ist natürlich auch die Frage der Kompetenz des Verfassers.
  • Dann spielt auch eine Rolle, wie alt ein Text ist. Das gilt sowohl für wissenschaftliche Texte wie auch für alle anderen, die die Verhältnisse an einem Ort oder in einer Institution o.ä. beschreiben.
  • Fassen wir zusammen: Einen Sachtext kann man eigentlich nur verstehen, wenn man nicht nur den „Text“ berücksichtigt, sondern auch sein Umfeld, seinen Kontext. Deshalb ist es auch so problematisch, dass in der Schule häufig Sachtexte ausgeteilt werden und kaum oder sogar nichts zum Verfasser und den Entstehungsbedingungen des Textes genannt wird.

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