Schiller, „Wilhelm Tell“ – Modernisierung des Monologs in IV,3 (Mat5968)

Worum es hier geht:

  • Wilhelm Tell ist ein sehr reizvolles Drama – aber es ist eben Schiller, d.h. es zeigt auch dessen Neigung zu Monologen, die aus heutiger Sicht überlang erscheinen.
  • Umso reizvoller erscheint es, einen solchen langen Textauszug mal in heutiges Deutsch zu übersetzen.
  • Louisa und Diane, Schülerinnen einer 8. Klasse, haben das recht schön umgesetzt.
  • Das kann eine gute Anregung auch für ander sein, es auch mal zu versuchen.

Übersicht über den Text

Wenn Wilhelm Tell heute in der „hohlen Gasse“ warten würde …
Modernisierung des Monologs von Wilhelm Tell aus dem Drama von Friedrich von Schiller

  • Wo bleibt er denn!? Ich warte hier schon seit Stunden – doch nichts passiert. Er muss doch
    irgendwann hierher kommen. Hier durch diese kleine Gasse.
  • Irgendetwas muss da schief gegangen sein. Was, wenn er Verdacht geschöpft hat und gar nicht kommt!? Nicht auszudenken!
  • Aber ich muss es einfach tun. Nur, wenn er tot ist kann das Volk wieder aufatmen. ER hat mich gezwungen, auf mein Kind zu schießen. Das soll er mir büßen. Ja, büßen! Bluten soll er, sterben und vorher gerne um Gnade betteln, um Gnade winseln!
  • Wenn ich nur daran denke, wie er mich behandelt hat. Wie hochnäsig, arrogant und selbstgefällig er von oben auf mich herabgesehen hat. Das werde ich ihm nie verzeihen.
  • Welch‘ ein Glück, dass ich getroffen habe. Was wäre denn nur gewesen, wenn ich Walther,
    einen kleinen Jungen, meinen eigenen Sohn erschossen hätte! Ich, sein Vater. Ich hätte mir
    selbst das Leben genommen!
  • Aber dieser Gessler. Er hätte gelacht. Hämisch, ja, das hätte er!
  • Und dann hat Hedwig diese ganze Sache auch noch mitbekommen. Sie wollte mich beinahe rauswerfen. Meine eigene Frau – und alles nur dank Gessler!
  • Ich habe nicht Walther getroffen, nicht mein Kind. Aber einen wie Gessler, den würde ich aus hundert Metern treffen und ihm einen Pfeil durch den Kopf jagen! Er hat es verdient.
  • Doch, wo in aller Welt bleibt er nur!? Er müsste doch schon längst hier sein.
  • Doch da, in der Ferne! Da ist doch was!? Klingt wie ein Festzug. Das muss er sein. Mit großem Tamtam will er hier einmarschieren und seine Stärke, Kühnheit und Macht demonstrieren.
  • Dieser Abschaum, diese Ausgeburt der Hölle. Warte nur ab, Gessler, bis ein Pfeil in deinem Körper steckt! Dann werden wir ja sehen, wer von uns beiden der Stärkere ist!
  • Ich, Tell, habe schon hundertmal getroffen.
  • Warum dann nicht hier auch meinen Feind!
  • Man wird mich feiern, loben und als einen Nationalhelden feiern, mich den großen Wilhelm Tell!
  • Doch was sehen meine Augen da!? Da ist ja ein Hochzeitszug – wo bleibt der Vogt!?

Verfasst von Diane und Louisa, Schülerinnen einer Klasse 8

Mögliche: Aufgabenstellung:

  1. Beschreibe kurz, wie es zu Wilhelm Tells Hass auf den Landvogt Gessler gekommen ist.
  2. Schreibe aus dem Text die Gedanken heraus, die Wilhelm Tell durch den Kopf schießen.
  3. Woran merkt man, dass hier eigentlich Gedanken formuliert werden – und keine Rede,
    die man an einen anderen richtet?
  4. An welchen Stellen kann man sich gut vorstellen, dass ein möglicherweise vorhandener
    Begleiter einhakt und nachfragt?
  5. Wandle diesen Monolog entsprechend in einen Dialog um.

Druckvorlage:

Mat5968 Wilhelm Tell Modernisierung des Monologs in IV,3

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