Schnell durchblicken bei: Heinrich Heine, „Aus alten Märchen winkt es“ (Mat5792)

Worum es hier geht:

Auch vor großen Dichtern muss man nicht gleich auf die Knie fallen – auch bei ihnen finden sich Textstellen, die man zumindest mal probeweise auch kritisch sehen kann.

So ist es uns auch bei diesem Gedicht von Heine gegangen.

Näheres unten – mit einem kreativen Impuls.

Das Gedicht ist u.a. hier zu finden.

Anmerkungen zu Strophe 1

Aus alten Märchen winkt es
Hervor mit weißer Hand,
Da singt es und da klingt es
Von einem Zauberland:

  • Die erste Strophe verbindet die Vorstellung von einem alten Märchen mit einem gespenstischen Detail, nämlich einer weißen Hand.
  • Dann geht es um das, was in einer Art Gesang aus dieser Welt hervorgeht, nämlich die Vorstellung von einem Zauberland.

Anmerkungen zu Strophe 2

Wo große Blumen schmachten
Im goldnen Abendlicht,
Und zärtlich sich betrachten
Mit bräutlichem Gesicht: –

  • Die zweite Strophe wendet sich dann einem Detail dieses Zauberlandes zu, nämlich großen Blumen im Abendlicht.
  • Das Besondere ist, dass sie verbunden werden mit Liebe und sogar einer Vorstufe einer Eheschließung, nämlich „schmachten“ und „bräutlich“, also: Braut sein.

Anmerkungen zu Strophe 3

Wo alle Bäume sprechen
Und singen, wie ein Chor,
Und laute Quellen brechen
Wie Tanzmusik hervor; –

  • In der dritten Strophe geht es um einen zweiten Teil der Zauberwelt, nämlich Bäumen, von denen ebenfalls Gesang ausgeht.
  • Dazu kommen auch noch Quellen, deren Ausbruch mit Tanzmusik verglichen wird.
  • Da scheint sich im Kopf des lyrischen Ichs etwas zu verbinden, was der Leser schwer nachvollziehen kann.

Anmerkungen zu Strophe 4

Und Liebesweisen tönen,
Wie du sie nie gehört,
Bis wundersüßes Sehnen
Dich wundersüß betört!

  • Die vierte Strophe verbindet dann das Liebes-  und das Gesangsmotiv,
    • entweder mit dem lyrischen ich, das sich dabei selbst ansprechen würde,
    • oder aber an einen allgemeinen Laser.
  • In beiden Fällen wird von einer Sehnsucht gesprochen, die schön und betörend ist.

Anmerkungen zu Strophe 5

Ach, könnt ich dorthin kommen,
Und dort mein Herz erfreun,
Und aller Qual entnommen,
Und frei und selig sein!

  • Hier meldet sich dann das lyrische Ich ganz eindeutig zu Wort und drückt seine Sehnsucht aus, an diesen Ort zu gelangen.
  • Mit ihm verbindet sie die Befreiung von Qual und anschließend etwas, was es selig sein nennt. Darunter kann sich dann jeder etwas Ideales und Schönes vorstellen.

Anmerkungen zu Strophe 6

Ach! jenes Land der Wonne,
Das seh ich oft im Traum;
Doch kommt die Morgensonne,
Zerfließts wie eitel Schaum.

  • Typisch für Heine ist dann die Zerstörung des romantischen Traums am Ende des Gedichtes, man könnte auch von einer „realistischen Wende“ sprechen.
  • Das, was hier zunächst als Vorstellung zu verstehen war, wird jetzt tatsächlich dem Traum zugeordnet als Teil des Schlafes.
  • Und dieser Schlaftraum vergeht dann mit der Morgensonne und damit dem Beginn eines neuen Tages.
  • Interessant ist, dass am Ende ein Vergleich gemacht wird, der durchaus aus der Barockzeit kommen könnte.
  • Denn erstaunlicherweise wird dieser Traum vom lyrischen Ich nur als negativ betrachtet, aber nicht als eine Ebene des Lebens, die ihre eigene Berechtigung hat.

Impulse -> Kritik und Kreativität

Damit ist man auch

  • bei einer kritisch Betrachtung dieses Gedichtes.
  • Es enthält nicht nur die typische und gut nachvollziehbare Zerstörung des Traums angesichts der Realität.
  • Sondern dieser Traum wird noch in ein sehr negatives Licht gehüllt.
  • Das Wort „eitel“ hätte nicht verwendet werden müssen, wenn es nur darum gegangen wäre, das Vergehen eines Schaums aufzuzeigen.
  • Übrigens kann auch Schaum etwas Schönes sein.

Hier ist das Gedicht möglicherweise nicht zu Ende gedacht – oder soll den Leser geradezu zum Protest auffordern.
Das wäre dann ein kreativer Impuls
Wir präsentieren hier mal einen Anfang:

Ach Heine, was hast du nur
gegen den Schaum als Teil der Natur.
Du machst dir die Leute zu Feinden,
die ihn im Bierglas woll’n sehn.
Auch würde sich das Meer wohl sehr ärgern,
müsst’s einfach nur rollen an Rand.
(…)

Weitere Infos, Tipps und Materialien