Warum man den Namen des Autors bei literarischen Texten erst mal weglassen sollte (Mat1128)

Worum es hier geht:

  • In diesem Video zeigen wir an einem Beispiel, warum man beim Interpretieren immer direkt mit dem Text beginnen sollte.
  • Häufig kommt erst mal der Autor ins Spiel mit samt seiner Biografie.
  • Seltsam nur, dass Autoren nie gerne berichten, was sie mit ihrem Gedicht oder ihrer Kurzgeschichte eigentlich sagen wollten. „Schaut euch den Text an, der spricht für sich selbst.“
  • Das hängt damit zusammen, dass ein literarischer Text etwas Besonderes ist, eine Art Gedanken- und Schreibspiel.
    • Das gehört natürlich auch zur Biografie des Autors,
    • geht aber in gewisser Weise über den Rand hinaus in die Welt der Kunst.
  • Wir zeigen das am Beispiel einer Kafka-Geschichte, die auch für Leute interessant ist, die keinen Stress mit ihrem Vater oder ihren Schwestern haben.

Hierzu gibt es auch ein Video:

Videolink
Dokumentation:

Schönes Beispiel aus dem „normalen“ Leben

Nehmen wir mal an, jemand entdeckt diese Werbeanzeige.

Der Text gefällt ihm – und er möchte ihn als Liebeserklärung verwenden.

Nun ist er aber jemand, der den Dingen immer auf den Grund geht – und so googelt er – und findet auch nach einigem Suchen nur allgemeine Hinweise auf Kafkas Briefe an Milena – aber nicht die Quelle.

Ja und?

Behält das Folgende nicht auch seine völlig Gültigkeit, wenn man den Verfasser nicht einmal kennt?

„Wenn dich eine Million geliebt hat, bin ich einer von ihnen. Wenn dich einer geliebt hat, war ich es. Wenn dich niemand liebt, weißt du, dass ich tot bin.“

Das dürfte wohl so sein – vor allem, wenn man es selbst für eine einmalige und ganz persönliche Situation verwenden will.

Es reicht dann ja, wenn man andeutet, das sei wohl von einem berühmten Dichter, aber das tue jetzt nichts zur Sache, es gehe ja „um uns“.

Was Goethe zu dem Thema sagte:

„Fahren Sie fort, mich mit meinem Werk bekannt zu machen.“
„Das ist Goethes Reaktion auf Schillers Anmerkungen zu dem entstehenden Roman Wilhelm Meister. Da erkennt also ein Autor, dass ein anderer mehr in seinem eigenen Roman entdeckt, als ihm selbst bewusst gewesen ist, geschweige denn er beabsichtigt hat.“

Weitere Infos, Tipps und Materialien