Wolf Wondratschek, „Mittagspause“ – Anregungen für Schule und Unterricht (Mat7081)

Wolf Wondratschek, Mittagspause

Charakterisierung einer jungen Frau, die die Mittagspause nutzt, um der Langeweile ihres Berufsalltags zu entfliehen. Das Besondere: Sie kämpft mit sich, was Männer angeht. Das läuft zwischen „anlocken“ und „sich verweigern“. Eine besondere Rolle spielen die Begriffe „Spiel“ und „Katastrophe“. Insgesamt zeigt sich ein Frauenbild, das zum Vergleich mit heutigen Geschlechterbeziehungen herausfordert

Anmerkungen zur Kurzgeschichte:

  1. Soweit Zeilen angegeben sind, bezieht sich das auf die Präsentation des Textes auf dieser Seite.
  2. Die Geschichte hat Ähnlichkeit mit Bichsels „Die Tochter“: Dort geht es primär um die Ablösung aus dem Elternhaus, hier um die Ablösung aus dem Single-Dasein.
  3. Eine Rolle spielt aber auch die Flucht aus der Langeweile der Arbeitswelt.
  4. Gleich am Anfang fällt auf, dass diese junge Frau ein ganz bestimmtes Rollenverhalten zeigt, das Männer anlocken soll.
  5. Andererseits spielt sie auch ein Spiel, zu dem sowohl „anlocken“ und „sich abgrenzen“ gehören. Am schönsten die Stelle: „Die Männer lachen und schauen herüber und stellen sich ihr Gesicht ohne Sonnenbrille vor.“ (4/5). Schöner kann man diesen komplexen Prozess nicht beschreiben: Zunächst geht es um Abgrenzen, die Augen sollen nicht gesehen werden, andererseits erregt das genau Interesse bei Männern – und die Frau genießt das nun wieder.
  6. Am Ende merkt man, wie unreif diese Frau noch ist: Eine Liebesbeziehung steht für sie auf einer Stufe mit einer Katastrophe.
  7. Es geht insgesamt um einen noch sehr unklaren Versuch, das eigene Leben zu bereichern.
  8. Spannend wird es, wenn man das Verhalten der Frau mit heutigen Verhältnissen vergleicht. Die meisten Jugendlichen werden sicher schnell Szenen im Kopf haben, die genau dieses Moment enthalten: Sich präsentieren, gesehen werden wollen, aber man ist nicht gleich zu „haben“.
  9. Spannend wäre es, diese Geschichte weiterzuschreiben, wenn zum Beispiel ein Mann es schafft, die Barriere mit Charme zu überwinden.
  10. Dann ist die Frage: Steht am Ende eine Katastrophe – oder aber die Überwindung dieses noch recht unerwachsenen Entwicklungsstandes.

Was die Entwicklung der Frauenrolle angeht, könnte auch noch die Geschichte „Anmerkungen zu der Kurzgeschichte „Der Antrag“ von Gabriele Wohmann herangezogen werden.

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