Büchner, „Woyzeck“ – Tipps und Bausteine für den schnellen Lektüreeinstieg

Was diese Seite bietet …

Wer schnell in die Lektüre von Büchners Drama „Woyzeck“ einsteigen will, könnte sich ganz am Anfang auf einige Dinge konzentrieren.

Wir stellen die Elemente hier als mp3-Audio-Dateien vor. Dann kann man sie sich direkt auf die Ohren legen und hat sie dann „taufrisch“ parat, wenn es drauf ankommt.

Bitte etwas Geduld, wir arbeiten dran.

Diese Seite ergänzt die Seite mit dem Video, in dem wir zeigen, wie jemand mit wenig Textkenntnis doch sehr viel zum Unterricht beizutragen hat.

https://textaussage.de/woyzeck-wenig-textkenntnis-trotzdem-erfolgreich

Thema und Entwicklung des Konflikts

Eine ausführliche Darstellung hierzu haben wir hier herausgelöst und hier abgelegt:
https://textaussage.de/woyzeck-thema-aufbau-und-entwicklung-des-konflikts

Denn hier geht es ja um eine Fassung, die man wirklich kurz mündlich vortragen kann, wenn man danach gefragt wird.

  • Als Thema des Dramas nehmen wir hier die Frage, wie aus einem einfachen, fürsorglichen und recht klugen sowie selbstbewussten Soldaten der Mörder seiner Freundin und Mutter des gemeinsamen Kindes wird.
  • Als nächstes geht es darum, wie der damit verbundene Konflikt im Drama durchgespielt wird. Dabei gehen wir von der Reihenfolge der Szenen des Fragments aus, die meistens präsentiert wird – so auch in der Reclam-Ausgabe.
  • Der erste Teil des Dramas macht die Grundsituation deutlich:
    • Da ist zum einen Woyzeck, der schon in der ersten Szene von Wahnvorstellungen gepeinigt wird und seinen Kameraden Andres damit nur in Furcht versetzt.
    • Dann ist da Woyzecks Freundin Marie, die glänzende Augen bekommt, wenn sie den starken und wohl auch bessergestellten Tambourmajor sieht.
    • Dann ist da ein Hauptmann, der sich von Woyzeck rasieren lässt und ihm Vorwürfe wegen eines unehelichen Kindes macht. Das kontert der einfache Soldat geschickt mit einem Bibelzitat und dem Hinweis, dass moralisches Verhalten eher möglich ist, wenn man über entsprechendes Geld verfügt.
    • Einen noch größeren Anteil an den Wahnvorstellungen Woyzecks hat möglicherweise der Doktor, der Woyzeck für medizinische Experimente nutzt.
  • Steigerung und Wendepunkt
    • Zum Wendepunkt der Entwicklung kommt es, als Marie sich nicht nur Ohrringe vom Tambourmajor schenken lässt, sondern sich auch „anrühren“, also flachlegen lässt
    • Woyzeck sieht die beiden zusammen tanzen und verabschiedet sich innerlich von ihr, die er für „schön wie die Sünde“ hält.
  • Verzögerung
    • Ein Problem ist, dass Woyzeck keine Hilfe bekommt, auch nicht von seinem Kameraden. Dafür hört er innere Stimmen, die ihn zum Töten auffordern.
  • Tragischer Ausgang
    • Schließlich  führt Woyzeck Marie in eine düstere Gegend und ersticht sie dort.
    • Er versucht dann zwar noch, normal weiterzuleben, auch die Mordwaffe verschwinden zu lassen, aber es gibt Zeugen und Blutspuren.
    • Alles spricht dafür, dass er am Ende verhaftet und bestraft wird.
  • Antwort auf die Themafrage: Das Drama zeigt, wie die gesellschaftlichen Verhältnisse  (Armut und Unterdrückung) Menschen in Stress bringen und schließlich in eine ausweglose Situation bringen, die auch zu Mord und eigenem Untergang führen kann.

Textstelle 1 = Szene 1

Hier wird gleich am Anfang dieser Szenen-Abfolge-Variante (etwa Reclam-Ausgabe), dass Woyzeck von Anfang an geistig gestört ist, an Wahnvorstellungen leidet.

Aber in der Rasierszene (5) zeigt sich, dass Woyzeck durchaus auch z.T. klüger erscheint als der Hauptmann.

Textstelle 2 = Szene 8

Diese Szene nehmen wir als zweite, weil sie Woyzecks Wahnvorstellungen erklären kann – nämlich ein unmenschliches Erbsen-Experiment.

Textstelle 3 = Szene 5: Rasierszene

Diese Szene zeigt, wie schon angedeutet, dass Woyzeck durchaus geistig hellere Momente hat als sein Hauptmann.

Textstelle 4 = Szene 9 mit Hauptmann, Doktor und Woyzeck

Diese Szene ist wichtig, weil sie zum einen die menschliche Niveaulosigkeit von Vertretern der höheren Gesellschaftsschichten zeigt und weil Woyzeck hier in einen extremen Eifersuchtszustand versetzt wird.

  • In der Szene 9 Z9(EB 21) beschimpfen sich der Hauptmann und der Doktor zunächst als „Hohlkopf“ und „Sargnagel“.
  • Als Woyzeck dazukommt, verstärkt der Hauptmann dessen Untreue-Verdacht gegenüber Marie.
  • Woyzeck wird „kreideweiß“ und kann nur noch stammeln, er habe doch „sonst nichts auf der Welt“.
  • Deutlich wird auf jeden Fall die Unmoral der scheinbar höheren Gesellschaft: Der Doktor malt dem Hauptmann einen möglichen späteren Pflegestatus aus, der Offizier wiederum hat keine Hemmungen, Woyzeck in einen letztlich mörderischen Eifersuchtszustand zu versetzen.

Textstelle 5 = Szenen, die Maries Bemühungen um Aufstieg zeigen

Da Marie in unserer Kurzvorbereitung auf Woyzeck eine besondere Rolle spielt, haben wir hier mehrere Stellen aus verschiedenen Szenen zusammengestellt. Sie sollen deutlich machen, dass sie aus der Elends-Beziehung zu Woyzeck raus möchte und im Tambourmajor einen möglichen Helfer und neuen Partner sieht. Zugleich fühlt sie sich schuldig und akzeptiert letztlich jede weitere Entwicklung, weil doch „alles zum Teufel“ gehe.

  • SZ2:(EB10) Marie ist ganz begeistert von einem Tambourmajor, der ihr „wie ein Löw“ vorkommt.
  • SZ4: (EB14) Sie hat sich von ihm ein Paar Ohrringe schenken lassen
    • und sieht bei sich genauso einen  „roten Mund“ wie bei Frauen der höheren Gesellschaft.
    • Gegenüber Woyzeck redet sie sich mit einem angeblichen Fund heraus, was der erst mal akzeptiert.
    • Als Woyzeck ihr brav wieder das verdiente Geld gibt und dann gleich wieder verschwinden muss:
      „Ich bin doch ein schlecht Mensch.“
      Sagt sogar: „Ich könnt‘ mich erstechen“
      Zieht sich dann aber auf die Position zurück: „Geht doch alles zum Teufel“
  • SZ6: (EB17) Hier wird angedeutet, dass Marie sich vom Tambourmajor zu gemeinsamem Sex überreden lässt. Das macht sie „stolz vor allen Weibern.“
  • Sz7 (EB18): Woyzeck hat sie beim Tanz mit dem Tambourmajor gesehen und verabschiedet sich von ihr, sie sei „schön wie die Sünde“. Marie dazu nur: „Und wenn auch.“
  • SZ17 (EB30): Beim Lesen in der Bibel fühlt sie sich schuldig, muss akzeptieren, dass Woyzeck seit Tagen nicht mehr gekommen ist und für sie „alles tot“ ist.

Textstelle 5 = Szene 20 – Der Mord

Hier wird die Brutalität deutlich, mit der Marie von Woyzeck regelrecht „abgeschlachtet“ wird. Das führt dann zu der interessanten These, ob Büchner nicht Woyzeck zu gut wegkommen lässt.

Weiterführende Hinweise 

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