5-Min-Tipp zu dem Song „Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“ (Mat4191 )

Wann immer es um Liebe geht, könnte ein berühmter Song eine Rolle spielen, den In den 1920er Jahren Marlene Dietrich gesungen hat. Zu finden ist er u.a. Hier:

https://www.songtexte.com/songtext/marlene-dietrich/ich-weiss-nicht-zu-wem-ich-gehore-3c2594f.html

  • Der Song beginnt mit einer Feststellung, die anschließend erklärt wird.
  • Das lyrische iIch ist jemand, der sich nicht dauerhaft an jemanden binden will, weil er sich selbst für so attraktiv beziehungsweise wertvoll hält, dass er viele glücklich machen möchte.
  • Im zweiten Teil der ersten Strophe wird dann der Fall durchgespielt, den das lyrische Ich vermeiden möchte. Eine Treue-Erklärung gegenüber einer Person kann eine andere unglücklich machen.
  • Man merkt deutlich, dass das lyrische Ich von einem außergewöhnlichen Selbstbewusstsein ausgeht. Offensichtlich handelt es sich um eine Person, der genügend Leute zu Füßen liegen, die bereit sind, auf Treue zu verzichten, um nicht sich selbst oder einen anderen unglücklich zu machen.
  • Kritische Anmerkung:
    • Diese Auffassung von menschlicher Bindung kann natürlich diskutiert werden.
    • Denn zumindest in der höchsten Form von Beziehung zwischen Menschen wird in der Regel von Ausschließlichkeit ausgegangen
    • und höchstes Glück ist den meisten Menschen nur vorstellbar, wenn sie eben diese feste, auf Ewigkeit angelegte Beziehung haben.

Anmerkungen zu Strophe 2

  • in der zweiten Strophe verstärkt sich der Eindruck eines großen Selbstbewusstseins, denn das lyrische Ich sieht sich ja selbst als etwas so Schönes.
  • Es vergleicht sich dann mit der Sonne und den Sternen, die sicherlich vielen gefallen können. Das Problem ist einfach nur, dass man in der Regel weder zur Sonne noch zu den Sternen eine Liebesbeziehung aufnimmt.
  • Man möchte in der Regel einen Menschen, der ganz zu einem gehört, auf den man sich verlassen kann und mit dem man gegebenenfalls auch gemeinsam alt werden kann.
  • Man fragt sich hier wirklich, wieso das lyrische Ich einen solch schwachen Vergleich mit Nichtmenschlichem wählt, wenn es um das Menschlichste geht, was es gibt, nämlich die Liebe.
    —-
  • Es folgt eine interessante Variante der Ausgangsfeststellung: Denn die Nicht-Zugehörigkeit zu einem anderen wird verbunden mit Zugehörigkeit zu sich selbst.
  • Ganz offensichtlich ist dieses lyrische Ich nicht nur selbstbewusst, sondern auch sehr auf sich bezogen.
  • Auch hier kann man die kritische Frage stellen, ob dieses lyrische Ich jemals eine Liebesbeziehung erfahren hat oder von ihr zumindest gehört hat, die zu einer Bereicherung, einer Erweiterung, einer Erhöhung des eigenen Ichs geführt hat.

Anmerkungen zu den Strophen 3 und 4

  • Schade, dass auf diese Fragen nicht eingegangen wird.
  • Stattdessen wird in den beiden abschließenden Strophen nur die schon bekannte Grundposition wiederholt.

Insgesamt zeigt dieser Song

  1. Einen in Hinblick auf die Liebe oder überhaupt die Beziehung zu anderen einen sehr selbstbewussten Menschen,
  2. Der sich offensichtlich selbst genug ist und der auch nur sich selbst gehören möchte.
  3. Interessant ist die Frage, wie man die Begründung bewerten will, dass dieser Mensch andere nicht unglücklich machen will.
  4. Auf jeden Fall stellt dieses Gedicht eine große Herausforderung für alle da, die nicht so großzügig sein wollen oder können.
  5. Die Alltagserfahrung ist wohl, dass die  Gruppe der auf Ausschließlichkeit der Liebe stehenden Menschen deutlich größer ist. Man muss sich einfach nur mal die eine Hochzeit anschauen – da wird zumindest versprochen, „bis dass der Tod euch scheidet.“

Wer noch mehr möchte …