Was wir hier anbieten
- Wir sammeln hier Anregungen und Beispiele für Aufgaben, die man zu Dürrenmatts Drama „Die Physiker“ stellen kann.
- Zunächst einmal wird alles zusammengestellt, worüber überhaupt gesprochen bzw. woran gearbeitet werden kann.
- Vorschläge für genauere Aufgabenstellung bzw. Akzentuierungen folgen noch.
Beispiele für mögliche Aufgaben – mündlich – Übungen – Klausuren
Das Grundproblem bei Dürrenmatts Theaterstück ist, dass vor allem der erste Akt (also bis S. 53 in der Diogenes-Taschenbuchausgabe) wenig Substanz für Klausuren u.ä. enthält, wenn man ihn mit klassischen Theaterstücken vergleicht. Etwas Komödien-Klamauk, aber nur wenige Textstellen, in denen es zu einem Austausch der Figuren auf höherem Niveau kommt. Auch gibt es relativ wenige sprachliche Mittel, über die sich zu sprechen lohnt.
Eine gewisse Änderung ergibt sich dann zum Schluss hin, wenn man an den „Psalm Salomos, den Weltraumfahrern zu singen“ denkt oder an das Gespräch zwischen Möbius und Monika vor deren Ermordung.
- 11-14: Analyse des Vorworts zum Ersten Akt:
- Welche Voreinstellung wird hier dem Zuschauer bzw. Leser vermittelt?
- Inwieweit setzt der Autor hier besondere Akzente?
- siehe hierzu auch die Seiten:
„Die Physiker“ – zorniger Einstieg angesichts der Regieanweisung
https://www.schnell-durchblicken2.de/lv-physiker-vorwort
- 15ff: Inwiefern macht die Arbeit der Polizei doch zum Teil einen etwas seltsamen Eindruck?
- Inspektor mehr an Schnaps und Rauchen interessiert als an echten Ermittlungen
- erweitert später durch seltsame Gespräche mit den Tätern
- Zum Beispiel – siehe den nächsten Punkt – spricht der Inspektor ganz offen gegenüber einem Täter über den aktuellen Ermittlungsstand
- Letztlich läuft es auf die Frage hinaus, ob dieser seltsame Humor gerechtfertigt ist angesichts der Mordfälle und der doch so großen Bedrohtheit der Menschheit: Soll eine solche Polizei irgendetwas durchsetzen, was die Menschheit zu ihrer Rettung beschließt?
- 18ff: Analyse des Gesprächs zwischen Newton und dem Inspektor
- 18: Erstaunlich offenherziges Gespräch zwischen dem Inspektor und einem der Mörder
- 19: Seltsame angebliche Regelung im Hinblick auf das Rauchen
- 20: Vorverweis auf die spätere Problematik, dass das „Dilemma“ der Liebe „nur durch eine Vorhangkordel zu lösen ist“.
- 20/21: Verwirrspiel mit den Physiker-Identitäten: „Wenn Ernesti nun erführe, daß ich in Wirklichkeit Albert Einstein bin, wäre der Teufel los.“
- 21: Inspektor nimmt das Du des Physikers an.
- 22/23: Detail-Analyse des Gesprächs zur Problematik der Elektrizität
- 22 Newton kommt auf die Schuldfrage zu sprechen: „Nicht wahr. Sie ärgern sich, mich nicht verhaften zu dürfen?“
- 22: Vorwegnahme des Kernproblems: „Möchten Sie mich verhaften, weil ich die Krankenschwester erdrosselt habe oder weil ich die Atombombe ermöglicht habe?“
- 22/23 Beschreibung des Kernproblems:
- Physiker beobachtet und stellt eine Theorie darüber auf, wobei Formeln entstehen
- Techniker nutzen dann das aus und stellen entsprechende Maschinen her.
- Entscheidend: Die Maschine ist abgelöst von der ursprünglichen Erkenntnis.
- Am Ende: Jeder kann eine Atombombe zur Explosion bringen.
- 23: Konsequenz: Newton beschuldigt den Inspektor des Verbrechens, etwas in Gang zu setzen, was er nicht versteht. Fazit: „Sie sollten sich selber verhaften, Richard.“
- 24ff: Wie präsentiert sich die Arztin im ersten Gespräch mit dem Inspektor?
- Wie glaubwürdig sind die scheinbar so vernünftigen Aussagen der Ärztin, wenn sie über den Hass ihres Vaters spricht oder „menschliche Abgründe“ (24) auftauchen lässt, wenn es um das Umfeld von Wirtschaftsführern geht?
Wird die Ärztin erst wahnsinnig, als sie die Manuskripte von Möbius sieht?
Wieso äußert sie sich hier noch so vernünftig und menschlich: Ganz offensichtlich dient es der Täuschung der Leser bzw. der Zuschauer, die nicht schon früh drauf kommen sollen, dass die Physiker und indirekt auch die ganze Menschheit hier dem von Dürrenmatt so hoch angesehenen „Zufall“ (Punkt 4 der 21 Punkte) zum Opfer fällt. Hier hat man doch sehr den Eindruck, dass der Wahnsinn eine Art „deus ex machina“ ist, also ein vom Autor von außen eingebrachter Faktor, um das dramaturgische Problem zu lösen, dass aus einer Komödie plötzlich eine Tragödie wird.
- Wie glaubwürdig sind die scheinbar so vernünftigen Aussagen der Ärztin, wenn sie über den Hass ihres Vaters spricht oder „menschliche Abgründe“ (24) auftauchen lässt, wenn es um das Umfeld von Wirtschaftsführern geht?
- 31 ff: Analyse des Gesprächs zwischen der Oberärztin und der Familie von Möbius bzw. inzwischen des Missionars Rose
- Hier ist zunächst einmal die Oberflächlichkeit und Vordergründigkeit des Gesprächs hervorzuheben, was besonders an der folgenden Floskel der Ärztin deutlich wird: „Das Leben hat weiterzublühen.“
- Dann fällt das harte Urteil des Missionars über Möbius auf, das von der Ärztin kritisiert wird.
- Auch eine gewisse Rührseligkeit, die bis zu Tränen geht, fällt auf.
- Interessant die scheinbare Großzügigkeit der Ärztin, was das Finanzielle angeht – dahinter steckt aber ihr Wunsch, Möbius weiter für sich auszunutzen, was seine Forschungen angeht.
- Auffällig die Sprache der Ärztin: „Geld liegt wie Heu herum, und es ist meine Pflicht als Ärztin, Ihrem Johann Wilhelmlein davon etwas zuzuschaufeln.“
- 36ff: Analyse des Gesprächs zwischen Möbius und seiner Familie einschließlich des Missionars
- Deutlich wird die Distanz, um die Möbius sich im Hinblick auf seine Familie bemüht.
- Wichtig auch seine Kritik an dem Wunsch eines Sohnes, auch Physiker zu werden.
- Ansonsten interessiert sich Möbius wenig für seine Frau und die Kinder.
- Stattdessen ein regelrechter Ausbruch, mit dem er den Bruch mit seiner Familie endgültig machen will.
- 41/42: Analyse des Weltraum-Psalms
- Salomo als Inbegriff des wissenschaftlichen Fortschritts wird vor allem mit dem Tod verbunden.
- Ansonsten wird das Leben der Raumfahrer vor allem mit Unannehmlichkeiten, Flüchen, unanständigen Witzen, aber auch Enttäuschung verbunden.
- Schließlich hat man den Eindruck der Unfähigkeit der Raumfahrer, aber vor allem die fehlende Erinnerung an die „atmende Erde“.
- Das ist natürlich aus heutiger Sicht eine sehr einseitig-negative Vorstellung vom Vorstoß in den Weltraum, der ja schließlich auch das Bild hervorgebracht hat, wo den Astronauten die blaue Erde aufgeht und sie ihre Kostbarkeit erst mal richtig begreien. Das konnte Dürrenmatt natürlich nicht voraussehen, dennnoch bleibt die negative Sicht auf die Weltraumfahrt, die 1961/62 immerhin erste Schritte erfolgreich unternommen hatte sehr einseitig. Sie wird zwar aus der Perspektive von Möbius präsentiert, aber in keiner Weise durch das Stück relativiert.
- Klausurmöglichkeit:
43ff: Analyse des Gesprächs zwischen Möbius und Schwester Monika (kann verstanden werden als: 5. Szene des I. Aktes)
Hier geht es vor allem um die Frage, welche Bedeutung dieses Szene hat: Ist sie bereits der Höhe- bzw. Wendepunkt des Dramas?
Im Hörbuch: Kapitel 8
https://www.audible.de/pd/Die-Physiker-Hoerbuch/B016Q3LM3IDie Szenenanalyse ist hier zu finden:
Analyse des Gesprächs zwischen Möbius und Schwester Monika, Akt I, Szene 5 - Zusammenfassung der dramatischen Entwicklung im Ersten Akt
- Gehen wir dazu mal von dem folgenden Schaubild aus, das von dieser Website stammt:
https://textaussage.de/duerrenmatt-physiker-ueberblick-akt1 - Hier wird deutlich, dass Mordfälle Ausgangspunkt der Handlung sind, wobei erst später klar wird, dass die Täter aus ganz bestimmten Gründen (Geheimhaltung, Verschleierung) gehandelt haben.
- Dahinter steckt aber ein noch größerer Plan, nämlich der der Ärztin, die diese Morde wollte.
- Gehen wir dazu mal von dem folgenden Schaubild aus, das von dieser Website stammt:
- 54ff: Veränderte Situation zu Beginn des II. Aktes
- Spiegelbildlich verkehrte Situation
- Das Fräulein Doktor bietet plötzlich Zigarren und Schnaps an (S. 54)
- Jetzt spricht die Ärztin von Mördern und wird vom Inspektor korrigiert (S. 55)
- Inspektor überlässt Möbius gleich der Ärztin (S. 55)
möglicherweise ein ironischer Vorverweis auf den Schluss des Dramas - Vgl. auch die Anspielung auf den Reichtum der Ärztin (S.- 57)
- Die männlichen Pfleger sind da und ändern die Betreuungsatmosphäre
- Spiegelbildlich verkehrte Situation
- 59ff: Gespräch zwischen Möbius und dem Inspektor
- Der Inspektor darf rauchen und trinken.
- Er ist jetzt froh, niemanden verhaften zu müssen: „Die Gerechtigkeit macht zum ersten Male Ferien“. (60)
- Insgesamt für eine Klausur zu wenig – allenfalls brauchbar für die Klärung der Rolle der Staatsorgane in diesem Stück.
- 61ff: Gespräch zwischen Möbius und Newton, später auch noch Einstein
Schwerpunkt auf S. 68-71- Es geht um ein Gespräch beim Essen.
- Newton geht auf Möbius zu, dem eigentlich der Appetit nach seinem Mord vergangen ist.
- Newton: „Ich will hinaus.“ Er gesteht, dass er Geheimagent ist und warum er morden musste.
- Anfangs geigt Einstein noch im Nachbarzimmer, dann präsentiert er sich auch als Geheimagent. (S. 64)
- Es ergibt sich eine Patt-Situation.
- Zwischendurch kommen die Pfleger vorbei – die Physiker befinden sich anschließend in einer Art Gefängnis.
- Klausurmöglichkeit:
Ab S. 68 wird es möglicherweise klausurrelevant, weil es jetzt um den Gegensatz zwischen Möbius und den beiden Agenten geht. - Das endet dann auf S. 71 zunächst einmal, wo Möbius erklärt: „Meine Manuskripte? Ich habe sie verbrannt.“
- 71ff: Die Verständigung der drei Physiker auf das Konzept von Möbius
Analyse Übung Physiker 68-77
Problem: Der Textausschnitt ist ziemlich lang, dementsprechend müsste die Analyse auf bestimmte Aspekte eingeschränkt werden.
Klausurmöglichkeit:
Oder aber man beschränkt den Textausschnitt auf die Seiten 73-77. Dabei würde ein Teil in die Voraussetzungen hineingezogen und müsste nur kurz ausgewertet werden.
https://www.schnell-durchblicken.de/durchblick-auch-in-deutsch/d%C3%BCrrenmatt-die-physiker
- 80ff: Die Eröffnung der Ärztin
- Interessant zunächst, dass die Physiker zur Ärztin geholt werden, also in ihren Bereich, was ihre Macht unterstreicht.
- Das Folgende ist wieder stark inhaltlich geprägt und bringt für eine Szenen-Analyse nicht viel.
- Klausurmöglichkeit:
Allenfalls könnte man den Textbereich analysieren lassen, in dem sich die Ärztin auch zu König Salomo bekennt (S. 81ff). Das macht dann Sinn, wenn man die gesamte Funktion dieser Zuordnung im Drama einbezieht: Zuerst Möbius, dann die Ärztin.
- 85-87: Der Schluss des Dramas
- Der Schluss ist recht beeindruckend, aber doch sehr auf die Leistungen der verschiedenen Physiker bezogen – für Schüler schwer einzuschätzen.
- Klausurmöglichkeit – Ergänzung zu S. 81ff
Interessant ist die Schlussbemerkung von Möbius: „Aber meine Weisheit zerstörte meine Gottesfurcht.“ Darüber ließe sich im Frage einer interpretatorischen Erörterung nachdenken.
Vom Umfang her macht das aber nur Sinn im Zusammenhang mit S. 81ff, wo es ja schon mal um König Salomo ging.
- Formulierung des Themas des Theaterstücks (als Problemstellung oder Frage)
„In Dürrenmatts Stück geht es um die Gefahren wissenschaftlicher Forschung und die Möglichkeit, ihnen zu begegnen. - Erweiterung der Aussagen des I. Aktes im II. Akt und damit auch dessen Bedeutung
- Hier zunächst ein Überblick über die Entwicklung im II. Akt, darunter dann die Auswertung:
- Der dritte Mord führt zum erneuten Erscheinen des Inspektors, der aber resigniert.
- Es folgt ein doppeltes Outing, zunächst das der Agenten-Physiker,
- dann das von Möbius, der die Manuskripte verbrannt hat.
- Es gelingt Möbius, die anderen beiden Physiker von seinem Weg zu überzeugen. Das könnte ein positives Ende sein.
- Dann aber schlägt der Zufall zu und die Welt liegt in den Händen einer verrückten Klinik-Chefin.
- Zusammenfassung der Intentionalität, der Aussagen des Stücks: Dürrenmatts Stück zeigt …
- die potenzielle Gefährlichkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse
- die Einsicht zumindest einzelner Wissenschaftler
- und ihre unvollkommenen Versuche, als Einzelne eine Lösung zu finden
- die damit verbundene individuelle Opferbereitschaft,
- aber auch die dabei entstehende Widersprüchlichkeit zwischen weiterem Forschen und dem eigentlichen Verbergen-Wollen
- die stets lauernde Gefahr des Zufalls, der alle Vorsichtsmaßnahmen ins Leere laufen lässt
- die Notwendigkeit, ganz im Sinne des epischen Theaters von Bertolt Brecht, selbst eine Lösung für das auf der Ebene des Stücks unlösbar Scheinende zu finden.
- Sachtext zur Kritik des Stücks: Dürrenmatt, „Die Physiker“ – vorläufige Frage nach dem Sinn dieser „Komödie“
https://www.schnell-durchblicken2.de/phy-erster-eindruck - Vorstellung einer kritischen Sicht auf die Uraufführung: Beckmann, „Drei Leichen – drei Physiker“
https://www.schnell-durchblicken2.de/phy-vorb-sachtextklausur - Text des Göttinger Manifests der Göttinger 18
https://www.uni-goettingen.de/de/text+des+g%c3%b6ttinger+manifests/54320.html
Wer noch mehr möchte …
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