Heinrich Heine, „Ich hab im Traum geweinet“ (Mat5597)

Worum es hier geht:

Das folgende Gedicht ist einfach im Inhalt, aber von der Gesamtaussage nicht ganz so einfach. Heine verwendet hier wieder ein typisches Mittel, nämlich die Überraschung am Ende, mit der der Leser erst mal klarkommen muss.

Zu finden ist das Gedicht u.a. hier:

https://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Gedichte/BdL/Lyr-55.html

Heinrich Heine

Ich hab im Traum geweinet

  1. Ich hab im Traum geweinet,
  2. Mir träumte, du lägest im Grab.
  3. Ich wachte auf, und die Träne
  4. Floss noch von der Wange herab.
    • Festellung des lyrischen Ichs: Traum und Weinen werden verbunden
    • Dann genaueres Eingehen auf den Traum: Vorstellung, das angeredete Gegenüber liege im Grab
    • Wechsel zum Aufwachen und Feststellung, dass noch immer „die Träne“ fließt.
    • Leserlenkung:
      • Unwirkliche, vielleicht romantische Situation
      • Traurige Situation, Verlust eines lieben Menschen?
      • Dann die Realität – gewisses Erstaunen, dass nur von einer Träne die Rede ist.
  1. Ich hab im Traum geweinet,
  2. Mir träumt‘, du verließest mich.
  3. Ich wachte auf, und ich weinte
  4. Noch lange bitterlich.
    • Wiederholung der Traumsituation
    • Reduzierung des Verlustes von Tod auf Verlassen
    • Aufwach-Situation: Verstärkung des Weinens
    • Leserlenkung: Das scheint schlimmer zu sein für das Lyrische Ich
  5. Ich hab im Traum geweinet,
  6. Mir träumte, du bliebest mir gut.
  7. Ich wachte auf, und noch immer
  8. Strömt meine Tränenflut.
    • Erneute Wiederholung der Traum-Situation
    • Scheinbares Gegenstück zu den Verlust-Situationen
    • Dann die Überraschung – wie in vielen Heine-Gedichten: Jetzt weint er erstaunlicherweise
    • Hypothese: Offensichtlich war/ist das das Schlimmste, was dem lyrischen Ich passien kann.
    • Insgesamt ein recht rätselhaftes Gedicht, das man über seine Signale erschließen kann.
    • Es zeigt offensichtlich eine Beziehung, die nur Trauer kennt, ausgedrückt im Weinen.
    • Wichtig ist, dass das lyrische Ich in einem neuen Traum scheinbar das Beste erlebt, was einer Beziehung passieren kann, nämlich Nähe und Dauerhaftigkeit. Und das führt zum Weinen.
    • Wenn es sich um einen einzigen Traum handeln würde – dann könnte man meinen, dass die letzten Tränen solche des Glücks sind – nachdem zweimal die Beziehung schlimm endete.

Gut vergleichen kann man das Gedicht mit:
https://textaussage.de/heinrich-heine-allnaechtlich-im-traume-seh-ich-dich

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