KI-MIA: Test von ChatGPT als Vorbereitung auf eine dialektische Erörterung: Soziale Netzwerke – Vor- und Nachteile (Mat5811)

Die neuen KI-Chat-Programme sind vor allem interessant für die erste Stufe einer Erörterung, nämlich die Klärung der Situation.

Nehmen wir das Beispiel: „soziale Netzwerke“.

Da soll eine Erörterung der Frage geschrieben werden: „Wir sind soziale Netzwerke aus der Sicht von Jugendlichen zu bewerten. Berücksichtige im Rahmen einer dialektischen Erörterung sowohl Vorteile als auch Nachteile.“

Wir haben also mal ChatGPT gefragt:

„Was spricht aus der Sicht von Jugendlichen für und was gegen soziale Netzwerke? Es wäre schön, wenn du fünf Argumente dafür und fünf dagegen aufzählen könntest.“

Die Antwort war in Kursivschrift: (in blauer Schrift unser MIA-Kommentar: „Menschliche Intelligenz in Aktion“)

Natürlich, hier sind fünf Argumente dafür und fünf dagegen aus der Sicht von Jugendlichen in Bezug auf soziale Netzwerke:

FÜR soziale Netzwerke:

  1. **Soziale Verbindung:** Soziale Netzwerke ermöglichen es Jugendlichen, in Kontakt zu bleiben und Freundschaften auch über große Entfernungen hinweg aufrechtzuerhalten.
    Ein ganz wichtiger Punkt, wobei es wichtig wäre, das mal an einem Beispiel zu zeigen.
    Wir kennen zum Beispiel eine ehemalige Schülerin, die jetzt in Neuseeland arbeitet und mit Hilfe von Facebook mit ihrer Familie Kontakt hält und sie auch mit Infos und Bildern auf diesem Wege versorgt.
    Zusätzlicher Vortei: Man kann mehrere Leute gleichzeitig informieren.
    Nachteil: Dabei kann auch jemand sein, den man nicht mehr informieren will, aber man hat vergessen, ihn zu sperren.
    Bei der Gelegenheit fällt uns schon ein, dass es Fälle gegeben hat, bei denen jemand arglos auf Facebook Freunde eingeladen hat – und dann kamen viele, an die er gar nicht gedacht hatte und die schließlich auch Ärger machten.
    Man sieht übrigens an diesem Beispiel, dass es auch besser sein kann, die verschiedenen Aspekte für sich im Pro und Contra durchzuspielen – und nicht mechanisch insgesamt Pro und Contra aufzulisten.
    Ein Argument ist ja auch nur so schlagkräftig, wie es nicht eingeschränkt werden kann.

  2. **Informationsaustausch:** Plattformen wie Facebook, Twitter und Instagram bieten eine schnelle und einfache Möglichkeit, Informationen zu teilen und Trends zu verfolgen.
    Das geht über familiäre Bindungen hinaus. Die sozialen Netzwerke ergänzen und ersetzen zum Teil die traditionellen Medien.
    Auch hier kann wieder negativ eingewendet werden, dass hier auch ungeprüfte oder sogar falsche Nachrichten verbreitet werden können.

    Auch das wieder ein Beispiel dafür, die Aspekte im Pro und Contra abzuhandeln.

  3. **Selbstdarstellung:** Jugendliche können ihre Persönlichkeit und Interessen online präsentieren, was das Selbstbewusstsein und die kreative Selbstentfaltung fördern kann.
    Wer weiß, wie schwer es war, vor dem Internet Leute mit seinen Ideen zu erreichen, der kann die sozialen Netzwerke nicht hoch genug schätzen. Vieles kam früher nicht an die Öffentlichkeit, weil sich kein Verlag fand. Wieviel Musik hat sich erst über die sozialen Netzwerke durchgesetzt.
    Auch hier gleich wieder das Contra: Man kann sich aber auch schnell unmöglich machen, wenn man etwas raushaut, was man später bereut oder was einem sogar eine Klage einbringt.

  4. **Lernmöglichkeiten:** Soziale Netzwerke können als Informationsquelle und Lernwerkzeug genutzt werden, um Wissen über verschiedene Themen zu erlangen.
    Auch hier ganz neue Möglichkeiten – aber man kann sich darauf weniger verlassen als auf Verlage, deren Artikel geprüft werden.

  5. **Soziale Aktivismus:** Junge Menschen nutzen soziale Medien oft, um sich für soziale oder politische Anliegen zu engagieren und Bewusstsein zu schaffen.
    Dies ist eine Kombination aus Information und Aktion bzw. Selbstdarstellung für einen guten Zweck.
    Auch hier gilt natürlich das, was bei den anderen Punkten auch schon gesagt worden ist.

 

GEGEN soziale Netzwerke:

  1. **Zeitverschwendung:** Jugendliche verbringen manchmal zu viel Zeit auf sozialen Netzwerken, was sich negativ auf ihre Produktivität und ihre realen sozialen Interaktionen auswirken kann.

    Vor allem in der Anfangszeit war das ein großes Problem, weil eben die Neugier dazukam.
    Wie das heute aussieht, kann man gut in einem persönlichen Statement deutlich machen. Das hängt ja von der persönlichen Situation ab. Ähnliches galt früher für das Fernsehen.
  2. **Cybermobbing:** Soziale Netzwerke sind ein Ort, an dem Cybermobbing stattfinden kann, was zu emotionalen Traumata führen kann.
    Ein ganz großes Problem – man denke auch an Shitstorms, die völlig außer Kontrolle geraten sind und bei Verantwortlichen viel zu viel Beachtung gefunden haben. Zum Beispiel, wenn jemand wegen eines privaten Posts seinen Job verlor, weil der gesellschaftliche Druck zu groß wurde.
    Hier fällt uns ein, dass ja inzwischen auch Bots eingesetzt werden, also Computer, die im Sinne der Auftraggeber für Reaktionsmasse sorgen.

  3. **Privatsphäre:** Jugendliche sind oft unvorsichtig mit persönlichen Informationen, was ihre Privatsphäre gefährden kann.
    Auch hier wieder eine Kehrseite der guten Möglichkeit, sich bemerkbar zu machen.
    Wieder ein Beispiel für die Verbundenheit von Pro und Contra bei einem Aspekt.
  4. **Suchtgefahr:** Die ständige Verfügbarkeit von sozialen Netzwerken kann zu einer Sucht nach Bildschirmzeit führen.
    Dies ist die Extremform eines Punktes, der oben schon erwähnt wurde.
    Hier wird deutlich, wie wichtig es ist, bei der Reihenfolge der Aspekte und Argumente auf einen roten Faden zu achten.

  5. **Fehlinformation:** Soziale Medien sind anfällig für die Verbreitung von Fehlinformationen und Fake News, was die Fähigkeit der Jugendlichen zur Unterscheidung von Wahrheit und Falschheit beeinflussen kann.
    Auch das wieder ein Punkt, den wir weiter oben schon angesprochen haben, weil die guten Infos und die schlechten Infos gemeinsam zu einem Bereich „Information ohne die Begrenzung durch die großen Medien“ gehören.
    Man muss hier aber auch auf neuere Bestrebungen staatlicher und überstaatlicher Stellen hinweisen, die von sich aus anfangen wollen, zwischen guten und schlechten Nachrichten zu unterscheiden und letztere zu unterdrücken. Besonders problematisch wird das, wenn es mit hohen Strafzahlungen verbunden ist und sich an die großen Netzwerkfirmen richten. Die werden dann eher mehr als weniger löschen. Außerdem ist das ein Eingriff in die Meinungsfreiheit, der eigentlich nur auf juristischem Wege nach sorgfältiger Prüfung in der Demokratie möglich sein sollte.

    Noch eine Ergänzung: Uns ist eben eingefallen, dass das Problm mit den „FakeNews“ ja kein Problem der sozialen Netzwerk ist, sondern der menschlichen Kommunikation allgemein. Umso wichtiger ist es, den allgemeinen schnellen Glauben an das, was man hört oder liest zugunsten eines kritischen Umgangs damit zu verringern.
    Man denke etwa an Mobbing: Die einfache Behauptung über einen Mitschüler sollte nicht ohne weiteres geglaubt werden. Vieles, was behauptet wird, bricht bei näherer Prüfung in sich zusammen – und ein Schüler oder eine Schülerin werden weniger unglücklich.
    Also: Nicht verbieten, sondern  den kritischen Umgang damit trainieren.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Wahrnehmung von sozialen Netzwerken von Jugendlichen je nach individuellen Erfahrungen und der Art der Nutzung variieren kann.
Schön, dass ChatGPT am Ende immer noch auf das hinweist, was bei der Nutzung dieser Argumente grundsätzlich beachtet werden muss.

Insgesamt hat die KI eine Menge Nachdenkarbeit erspart, sie aber nicht verhindert, wenn eben MIA, menschliche Intelligenz in Aktion tritt – mit Korrektur, Einschränkungen, Ergänzungen.

Eine kluge Wissenschaftlerin hat vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass die Schule der Zukunft weniger die Zufallsergebnisse des eigenen Gedächtnisses bewerten wird, sondern den kritischen Umgang damit.

Damit wäre ein zentrales Problem dieser Erörterungen

Weitere Infos, Tipps und Materialien