Klausur zu der Kurzgeschichte „Die Kirschen“ von Wolfgang Borchert mit Schwerpunkt Kommunikation (Mat5838)

Worum es hier geht:

Präsentiert wird eine Klausur für die Jahrgangsstufe 11, in Borcherts Kurzgeschichte „Die Kirschen“ im Hinblick auf Handlung und Kommunikation analysiert werden soll.

Außerdem geht es darum,  kreativ die Geschichte um ein klärendes Gespräch zwischen Vater und Sohn zu ergänzen.

Auf die Kurzgeschichte sind wir noch genauer auf dieser Seite eingegangen:
https://www.schnell-durchblicken2.de/borchert-kirschen-mp3

Hier geht es nur um eine Klausur – mit Lösungshinweisen am Schluss.

Hier nun die Druckdatei:
Mat5838 V2 Klausur Borchert Kirschen Kommunikation

Lösungshinweise:

  1. Analysieren Sie den Text, indem Sie
    1. In einem Einleitungssatz Gattung, Verfasser und Überschrift nennen sowie das Thema bestimmen,
      • Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um
        • eine Kurzgeschichte
        • von Wolfgang Borchert
        • mit der Überschrift „Die Kirschen“.
        • Thema der Geschichte ist die Frage, wie es zu einem Missverständnis kommen kann, wenn jemand in einer besonderen Situation ist.
    2. die Erzählschritte vorstellen im Hinblick auf die Handlung und die Kommunikation,
      • Ein krank im Bett liegender Junge hört im Nachbarzimmer ein Glas klirren und nimmt an, dass sein Vater sich an den Kirschen zu schaffen macht, die die Mutter dort abgestellt hat und die für ihn gedacht sind. Auf den Gedanken kommt er, weil die Hand des Vaters rot gefärbt ist.
        Kommunikation:
        Hier findet eine Kommunikation statt, an der nur einer beteiligt ist. Der Vater löst zwar ein Geräusch aus, aber nur für den Jungen ist es das Signal, dass seine Kirschen in Gefahr sind.
      • Ausführlich werden die Gedanken dargestellt, die dem Jungen kommen, der glaubt, dass die für ihn kalt gestellten Kirschen jetzt weg sind.
        Kommunikation:
        Die Gedanken sind für die Kommunikationsentwicklung sehr wichtig, werden aber nicht offen geäußert und erreichen damit auch den Vater nicht.
        In dem Zusammenhang gibt es eine paraverbale Passage, weil der Junge flüstert.
      • Der Vater bemerkt ihn, weil der Türdrücker quietscht und gibt ihm den fürsorglichen Rat, schnell wieder ins warme Bett zurückzukehren.
        Kommunikation:
        Hier gibt es erstmal verbale Kommunikation, wobei die fürsorgliche Beziehung des Vaters zum Sohn deutlich wird (Kommunikationsquadrat).
        Zugleich ist damit natürlich ein Appell verbunden.
      • Der Junge reagiert mit recht hämischen Gedanken.
        Kommunikation: siehe oben.
      • Anschließend wird deutlich, dass der Vater auch Probleme hat, er kommt nämlich nicht hoch, nachdem er hingefallen ist.
        Kommunikation:
        Hier wieder wie am Anfang ein Handlungselement, das gar nicht für die Kommunikation gedacht ist, aber Bedeutung für sie hat.
        Verstärkt wird das Gesagte durch nonverbales Verhalten.
      • Anschließend wird deutlich, welche Gedanken den Vater beschäftigen. Er macht sich nämlich Sorgen wegen der zersprungenene Tasse, die der Mutter viel bedeutet.
        Das äußert er aber wohl laut.
        Kommunikation:
        Auch hier wieder wie vorher beim Jungen etwas, das nicht geäußert wird, aber Situation und Verhalten einer Person bestimmt.
      • Dann erklärt der Vater, dass er die Kirschen nur vom Glas in die Tasse umgeschüttet hat, weil sein Sohn daraus besser trinken kann.
        Kommunikation:
        Hier ist vor allem die Informationsseite wichtig, weil sich die ganze Situation damit auslöst.
        Dies hat nach Watzlawick natürlich enorme Konsequenzen für den Sohn, der jetzt auf die neue Situation mit Einsicht reagieren muss. Ziemlich peinlich.
      • Die Geschichte endet damit, dass der Junge sich beschämt wegen seines falschen Verdachtes unter die Bettdecke verkriecht.
        Kommunikation: Hier haben wir wieder eine Handlung, die nonverbal ausdrückt, was der Junge fühlt. Der Vater ist in der besonderen Situation, dass er wahrscheinlich das Verhalten des Sohnes erst mal nicht versteht. Hier ist wahrscheinlich ein Gespräch nötig, was zu Aufgabe 2 führt.
    3. die Aussagen des Textes herausarbeiten
      Der Text zeigt:

      1. ein Missverständnis zwischen Sohn und Vater,
      2. bei dem deutlich wird, wieviel Angst der Junge um seine Kirschen hat und wie sehr er seinem Vater misstraut,
      3. wie fürsorglich demgegenüber der Vater sich verhält und
      4. wie schmerzlich dadurch die Erkenntnis für den Jungen am Ende wird.
    4. und zeigen, wie die Aussagen mit sprachlichen und rhetorischen Mitteln unterstützt werden.
      • Insgesamt lebt die Geschichte von dem Nebeneinander von äußerer und innerer Handlung (Gedanken).
      • Die Gedanken werden nicht in erlebter Rede eingefügt, sondern so, wie sie auch hätten geäußert werden können.
      • Deutlich werden ironische Bemerkungen in Form rhetorischer Fragen („Waren sie kalt?), die die Empörung des Jungen deutlich machen.
      • Durch das Flüstern wird aber auch ein Zwischenzustand zwischen Gedanken und kommunikationsorientierter Rede deutlich.
      • Am Ende wird beim Vater eine gewisse Aufgeregtheit deutlich, wenn er beim Aufstehversuch darüber redet, was er jetzt alles tun will.
      • Beim Sohn am Ende nonverbale Kommunikation, weil er sich versteckt und damit deutlich macht, dass er jetzt am liebsten nicht mehr gesehen würde, am besten weg wäre.
  2. Nehmen Sie Stellung zu der Frage, an welcher Stelle es möglich gewesen wäre, die Geschichte früher zu einem positiven Ende zu bringen. Formulieren Sie an dieser Stelle einen anderen Schluss (dabei entfällt natürlich der Rest der Geschichte in der Form, wie Borchert sie präsentiert hat).
    • Hier gibt es natürlich viele Möglichkeiten.
    • Der Vater könnte zum Beispiel warten – oder sich etwas für seine Wunde holen.
    • Bei der Rückkehr schaut der Junge kurz auf.
    • Der Vater nutzt das, um ihm leicht die Bettdecke vom Gesicht zu ziehen
    • und ihn zu fragen: „Was ist denn los?“
    • Der Sohn könnte dann stockend deutlich machen. „Ich schäme mich so!“
    • Der Vater: „Wieso das denn?“
    • Und dann erzählt der Junge, was er gedacht hat.
    • Am Ende nimmt der Vater ihn in die Arme – denn es ist ja jetzt an ihm, dem Sohn sein Misstrauen zu verzeihen.

Kleiner Nachtrag:

Auf der folgenden Seite sind wir – von dieser Geschichte ausgehend – der Frage nachgegangen, ob solch ein Missverständnis mit anschließendem falschen Verdacht auch im wirklichen Leben vorkommen kann.
https://textaussage.de/die-60-minute-im-liebefilm-beruehmtes-beispiel-was-passiert-wenn-gleich-gehandelt-wird-statt-zu-kommunizieren

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