Wie kam Kafka auf seine z.T. sehr speziellen Erzähl-Ideen?

Wie kam Kafka auf seine z.T. sehr speziellen Erzähl-Ideen?

Wenn man wissen möchte, was das Besondere der literarischen Fantasie bei Kafka war und ist, ist eine Anmerkung von Reiner Stach in seinem Buch:

Kafka. Die Jahre der Entscheidungen. Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag, 2008. 2. Auflage, Seite 210ff

  • Hinweis auf eine Seite, in der der Einzelfall, dass „Ungeziefer“ als Bild abgehandelt wird
    Auf der Seite
    Auswertung von Sekundärliteratur: Stach, Wie kam es zum Bild des Ungeziefers in „Die Verwandlung“
    sind wir auf die spezielle Frage eingegangen, wie Kafka zur „Ungeziefer“-Idee in der Erzählung „Die Verwandlung“ kam. Darauf geht der Biograf Reiner Stach als erstes ein.
    Auf dieser Seite des Doppel-Schaubildes geht es nun um die ganz allgemeine Frage: Wie kommt Kafka zu seinen Bildgeschichten/Parabeln?
  • Ausgangspunkt
    sind  bei Kafka Vorstellungen und Gedankenspiele, die dann im Moment der Erkenntnis zur Idee einer Erzählung werden.
  • Sich aufdrängende Erfahrungen wiederum sind der Hintergrund für den eben genannten Ausgangspunkt der Vorstellungen und Gedankenspiele. Dazu gehören
    • Fremdheit,
    • Nichtigkeit,
    • Ausgestoßensein,
    • Stummheit.
  • Das wird dann verdichtet im Bild des Ungeziefers.
  • Interessant und wichtig für die Schule ist die Resonanz im Kopf des Lesers, denn das können Schüler ja eben leisten, dass sie sich aus ihrer Perspektive und vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen in das Bild, zum Beispiel als Ungeziefer aufzuwachen, hineinversetzen. Und dann können sie überlegen, was das bedeutet.
  • Darunter dann wieder eine Zusammenfassung:
    Bei Kafka kommt immer erst

    • die Erfahrung
    • und dann die Verdichtung in einem Bild
    • und dann die Ausgestaltung in der Erzählung.
  • Ganz am Ende unten rechts:
    Hinweis auf den Widerspruch zwischen Kafkas Selbstaussage und der Realität
    Es geht um innere Erfahrungen, nicht die logische Verknüpfung von Realität. Stach verweist auf ein Zitat von Kafka: Da betont er die Notwendigkeit seines Schreibens und dass er beim Scheitern immer das Gefühl hat, „wert hinausgekehrt zu werden„. Das erinnert natürlich an das finale Schicksal Gregor Samsas.
  • Stark verweist dann darauf, dass die Realität anders aussah: Die Familie und besonders der Vater hätte das Ende des Schreibens eher begrüßt. Das Besondere ist also, dass Kafka durchaus gegensätzliche Dinge zu einer neuen wirklichen Wirklichkeit vereint.
  • Der Schlüssel für das Kafka-Verständnis in der Schule
    scheint der Begriff der Resonanz zu sein. Dabei – wie schon angedeutet – versetzen sich die Schüler in die Bildsituation, überlegen, was sie aussagt, und haben dann die Erzählung eigentlich schon im Kern analysiert. Der Rest ist dann eine Frage der Interpretation, nämlich der Übertragung der Aussagen, zum Beispiel auf die Vorstellung von der Situation des Menschen in der Welt.
  • Hinweis auf eine ergänzende Seite, auf der Grundmuster der Erzählungen Kafkas vorgestellt werden. Das sind gewissermaßen die Erfahrungen, die dann einer bildhaften Erzählung präsentiert werden.
    https://textaussage.de/kafka-grundmuster

Weiterführende Hinweise