Klassenarbeit zur Ballade „Nis Randers“ von Otto Ernst (Mat1474)

Klassenarbeit zur Ballade „Nis Randers“

Klassenarbeit zur Ballade mit Inhaltsangabe

Balladen eignen sich in besonderer Weise, die Anfertigung von Inhaltsangaben zu üben. Denn sie sind

  1. als Gedichte relativ kompakt,
  2. erzählen zugleich aber mehr oder weniger eine Geschichte,
  3. die außerdem auch meistens noch dramatisch ist.

Schauen wir uns das einmal an einem Beispiel an:

Es stammt aus einem E-Book, das man für wenig Geld im Internet bekommen kann. Dort gibt es noch viele weitere Hinweise und Beispiele. Weiter unten gibt es ein Inhaltsverzeichnis.

Jetzt aber erst mal zu dem Beispiel für eine Klassenarbeit, die zeigt, was man alles mit einer Ballade machen kann.


Vorstellung der Ballade

Die folgende Ballade stammt von dem Schriftsteller Otto Ernst und hat den Titel:

Nis Randers

Am besten fasst man zu jeder Strophe (oder auch mehrere zusammengefasst) erst mal kurz zusammen, worum es in ihr inhaltlich geht:

Strophe 1

Krachen und Heulen und berstende Nacht,

Dunkel und Flammen in rasender Jagd –

Ein Schrei durch die Brandung!

Strophe 2

Und brennt der Himmel, so sieht mans gut:

Ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Flut;

Gleich holt sichs der Abgrund.

Zusammenfassung:

Die ersten beiden Strophen beschreiben eine Sturmnacht, in der ein Schiff auf eine Sandbank gelaufen ist und jemand, kurz vor dem Versinken im Meer, um Hilfe schreit.

Strophe 3

Nis Randers lugt [schaut] – und ohne Hast

Spricht er: »Da hängt noch ein Mann im Mast;

Wir müssen ihn holen.«

Zusammenfassung:

Die dritte Strophe bringt dann den Mann ins Spiel, nach dem die Ballade benannt ist, Nis Randers. Er hat nachgeschaut und entdeckt, wer da geschrien hat, ein Mann, der sich auf den Mast gerettet hat. Er ist gleich entschlossen, ihn zu retten.

Strophe 4

Da fasst ihn die Mutter: »Du steigst mir nicht ein!

Dich will ich behalten, du bliebst mir allein,

Ich wills, deine Mutter!

Strophe 5

Dein Vater ging unter und Momme, mein Sohn;

Drei Jahre verschollen ist Uwe schon,

Mein Uwe, mein Uwe!»

Zusammenfassung:

Die Strophen 4 und 5 zeigen dann die Reaktion der Mutter: Sie verbietet ihrem Sohn jede Rettungsaktion, weil er ihr alleine übriggeblieben ist. Sowohl sein Vater als auch der Bruder Momme sind untergegangen – und ein weiterer Bruder mit Namen Uwe ist verschollen.

Strophe 6

Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach!

Er weist nach dem Wrack und spricht gemach: [ganz ruhig]

»Und seine Mutter?«

Strophe 7

Nun springt er ins Boot und mit ihm noch sechs:

Hohes, hartes Friesengewächs; [echte Friesen, wie sie dort heranwachsen]

Schon sausen die Ruder.

Zusammenfassung:

In der 6. Strophe verweist Nis auf das sinkende Schiff und erinnert seine Mutter daran, dass auch der Schiffbrüchige jemanden hat, der sich um ihn sorgt.

In der 7. Strophe verhält er sich entsprechend und rudert mit sechs weiteren friesischen Männern auf die See hinaus.

Strophe 8

Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz!

Nun muss es zerschmettern…! Nein, es blieb ganz!…

Wie lange? Wie lange?

Strophe 9

Mit feurigen Geißeln [anderes Wort für Peitschen] peitscht das Meer

Die menschenfressenden Rosse daher;

Sie schnauben und schäumen.

Strophe 10

Wie hechelnde Hast sie zusammenzwingt!

Eins auf den Nacken des andern springt

Mit stampfenden Hufen!

Zusammenfassung:

Die Strophen 8 bis 10 zeigen den Kampf der Männer mit dem tosenden Meer.

Strophe 11

Drei Wetter zusammen! Nun brennt die Welt!

Was da? – Ein Boot, das landwärts hält –

Sie sind es! Sie kommen!

Strophe 12

Und Auge und Ohr ins Dunkel gespannt…

Still – ruft da nicht einer! – Er schreits durch die Hand:

»Sagt Mutter, ’s ist Uwe!«

Zusammenfassung:

Die Strophe 11 macht zunächst deutlich, dass die Rettungsaktion anscheinend erfolgreich war, denn das Boot kehrt zurück.

Es folgt der zweite Höhepunkt der Geschichte – nach dem Streit zwischen Mutter und Sohn – nämlich die Information, dass der Schiffbrüchige gerade der verschollene Bruder bzw. Sohn gewesen ist. Das heißt: Der Hinweis von Nis in Strophe hat eine noch größere Bedeutung bekommen: Da ist nicht nur eine weitere Mutter, sondern diese Mutter, die die Rettung aus Sorge um ihren Sohn verhindern will, hätte damit gerade den Tod des verschollenen Sohnes bewirkt.

Was muss man nun bei einer Inhaltsangabe beachten?

1.      Eine Inhaltsangabe ist keine Nacherzählung, sondern eine Art Bericht, der im Präsens die wichtigsten Informationen zusammenstellt.

2.      Deshalb muss der Text sachlich gehalten werden.

3.      Auf Spannungswörter wie „Plötzlich“ o.ä. sollte verzichtet werden.

4.      Stattdessen sollten möglichst längere, miteinander verbundene Sätze, also Satzgefüge aus Haupt- und Nebensätzen gebildet werden.

5.      Wenn man die Konjunktion „nachdem“ verwendet, muss man darauf achten, dass man dann das Tempus Perfekt verwendet und im folgenden Hauptsatz wieder zum Präsens zurückkehrt.

Nun ein Beispiel für eine Inhaltsangabe zu dieser Ballade:

Der einfacheren Übersicht wegen sind die Sätze durchnummeriert:

1.      Die Ballade „Nis Randers“ von Otto Ernst handelt von einer stürmischen Nacht, in der ein Schiff auf Grund läuft und zu sinken droht.

2.      Da sich noch ein Mann auf dem Schiff befindet, der um Hilfe schreit, beschließt der junge Nis Randers, ihn mit sechs anderen Friesen mit einem Ruderboot zu retten.

3.      Er lässt sich auch nicht von seiner Mutter abhalten, die schon einen Mann und einen Sohn bei Schiffsuntergängen verloren hat. Uwe, ein weiterer Sohn ist außerdem verschollen.

4.      Nach heftigem Kampf mit dem stürmischen Meer gelingt es der Bootsbesatzung, den Mann vom sinkenden Schiff herunterzuholen. Kurz vor der Ankunft erfährt die Mutter durch einen Zuruf, dass es sich bei dem Geretteten gerade um ihren verschollenen Sohn Uwe handelt.

Was könnte man darüber hinaus noch für Aufgaben zu dieser Ballade stellen?

Darauf gehen wir in den folgenden Teilen ein.

 Was zeigt das Gedicht?
  • Das Gedicht zeigt, wie edel ein Mensch ist, indem er weniger an sich denkt als an einen Menschen in Gefahr und seine Angehörigen, die um ihn Angst haben.
  • Außerdem zeigt das Gedicht, dass in diesem Falle dieser Einsatz sogar auf besondere Weise belohnt wird, weil nicht nur ein Mensch gerettet wird, sondern dieser Mensch auch noch der lange verschollene Bruder ist.
Pointe

Wenn übrigens mal nach der „Pointe“ der Ballade gefragt werden sollte, könnte man Folgendes antworten:

  1. Die Pointe besteht darin, dass das Bemühen der Mutter, den einen Sohn
  2. sicher zu Hause zu behalten, dafür gesorgt hätte, dass sie den zweiten nie wieder sieht.
  3. Andersherum kann man sagen, dass hier eine gute Tat in besonderer Weise
  4. belohnt worden ist.
  5. Das erinnert so ein bisschen an die Devise von Rettern: Wenn ich raus fahre
  6. (und damit auch ein Risiko auf mich nehme), denke ich immer daran, ich könnte dabei einen  von meinen eigenen Leuten retten.
2.    Welche Mittel unterstützen die Aussage der Ballade?
  • In der ersten Strophe werden einfach Substantive aneinandergereiht, die deutlich machen, wie schaurig und gefährlich diese Sturmnacht ist.
  • Die zweite Strophe macht dann durch die Metapher „brennt der Himmel“ deutlich, wie ungünstig die Umstände für eine Rettung sind – es gibt nur das Licht der Blitze. Die Gegenüberstellung von „noch“ und „gleich“ macht zudem deutlich, wie wenig Zeit für eine mögliche Rettung bleibt.
  • Die dritte Strophe zeigt die ganze Ruhe und das Pflichtbewusstsein des jungen Nis Randers.
  • Demgegenüber wirkt die Mutter sehr erregt – die mehrfache Nennung Pronomina, die sich alle ihren Sohn beziehen macht deutlich, wie sehr dieser Frau nur an das eine denkt, dass sie auch noch den letzten Sohn verlieren könnte.
  • Ein zweites Mittel, das die Gefühlslage der Mutter zeigt, ist die Wiederholung des Namens des verschollenen Sohnes – auch hier wieder versehen mit einem Pronomen: „Mein Uwe“.
  • Die 6. Strophe bringt dann schlagartig aufeinander folgende Handlungsschritte – bei der wieder der Unterschied zwischen dem ruhigen Sohn und der aufgeregten Mutter deutlich wird.
  • Eine andere Art der Spannungserzeugung als in der ersten Strophe findet sich dann in der 8: Zunächst auch wieder die einfache Aneinanderreihung von Substantiven, dann eine Art Monolog oder Dialog, worin das Mitdenken und Mitfühlen von Zuschauern deutlich werden.
  • Die Strophen 9 und 10 wenden sich dann ganz dem Meer zu, dessen Wogen mit gewaltigen Pferden verglichen werden, die alles unter sich begraben.
  • Die 11. Strophe zeigt dann wieder das Denken, Fühlen und Sprechen der Zuschauer, was in der guten Nachricht endet: „Sie kommen“.
  • Die letzte Strophe lebt dann ganz von dem Knalleffekt, dass erneut ein Schrei ertönt, diesmal ist es aber keiner nach Hilfe, sondern einer, der der Mutter möglichst früh sagen soll, dass nicht nur ein Sohn heil wieder zurückkommt, sondern er auch noch seinen verschollenen Bruder mit heimbringt.
  • Auf das darauffolgende Glück geht die Ballade nicht mehr ein – ihr kommt es nur auf den inneren und äußeren Kampf und die Andeutung des glücklichen Endes an.
3.    Welche Bedeutung hat die Ballade noch heute?
  • Natürlich gibt es auch in unserer Zeit heute noch gefährliche Situationen, in denen Menschen sich entscheiden müssen, ob sie helfend eingreifen und dabei vielleicht auch ihr eigenes Leben riskieren. Man denke etwa an die Feuerwehr – aber auch ganz normale Menschen, die zum Beispiel einen Menschen aus einem Kanal ziehen oder sich um ihn kümmern, wenn er beim Schlittschuhlaufen einbricht.
  • Diesen Menschen ist diese Ballade gewidmet, soll ihnen für ihren Einsatz gewissemaßen ein Denkmal setzen. Natürlich wird es nur selten so sein, dass ein Retter sich selbst so direkt belohnt – aber auch die Anteilnahme am Glück anderer, die man retten konnte, ist sicher wunderschön und wird eben in diesem besonderen Fall deutlich gemacht.
4.    Inwiefern und inwieweit ist das Gedicht eine Ballade?
  • Oben war schon davon die Rede, dass eine Ballade die Verbindung von allen drei Hauptgattungen der Literatur ist:
  • Zunächst einmal ist es ein Gedicht, diesmal eins in 12 Strophen, jeweils aus drei Zeilen bestehend, bei denen sich die ersten beiden Zeilen immer reimen.
  • Der Rhythmus ist unregelmäßig und spielt in diesem Gedicht angesichts der Dramatik des Inhalts und der Sprache auch nicht die entscheidende Rolle: Die erste Zeile der ersten Strophe ist zum Beispiel ein Daktylus, während die erste Zeile der dritten Strophe als Jambus gestaltet ist.
  • Zugleich erzählt dieses Gedicht natürlich auch eine Geschichte mit einer sehr spanneden Handlung.
  • Aber es ist auch ein Konflikt da – wie er zu jedem Drama gehört: Auf den ersten Blick steht der Kampf zwischen den Menschen und dem Meer im Vordergrund – daneben gibt es aber auch einen inneren Konflikt zwischen der Mutter von Nis und ihrem Sohn um die Frage, wieviel man riskieren soll oder muss, um andere zu retten.
5.    Wie findest du die Ballade?
  • Diese Ballade beeindruckt zunächst einmal durch die Darstellung der gefährlichen Sturmnacht. Es ist erstaunlich, wie es dem Dichter gelingt, allein durch Sprache in den Lesern oder Hörern ein sehr anschauliches Bild zu erzeugen.
  • Etwas übertrieben einfach erscheint vielleicht der Gegensatz zwischen dem heldenmütigen Sohn und der besorgten Mutter. In der Wirklichkeit wird die Zerrissenheit wohl nicht nur zwischen Personen, sondern auch in ihnen stattfinden. Aber die Lage wird in dieser Vereinfachung natürlich klarer auf den Punkt gebracht.
  • Gut finde ich, dass am Ende von keinem Fest die Rede ist oder noch groß erzählt wird, wie sich die Familie in den Armen liegt. So wird der Leser viel stärker auf das eigentliche Thema der Ballade konzentriert, den Rest kann er sich denken.
Kreative Aufgaben zu dieser Ballade

Zum Beispiel einen Tagebucheintrag verfassen.

Oder die Ballade in eine spannende Erzählung umzuwandeln.

Entsprechende Aufgaben und Lösungen sind hier zu finden:

https://textaussage.de/ballade-nis-randers-kreativ

Weiterführende Hinweise