Schnell durchblicken bei: Catharina Regina von Greiffenberg, „Gott-lobende Frühlings-Lust“ (Mat5954)

Worum es hier geht:

Wir präsentieren ein Gedicht aus der Barockzeit, das den Beginn des Frühlings zur Verherrlichung Gottes nutzt.
Hier hat man schon den Eindruck, dass die Natur sehr stark für religiöse Zwecke instrumentalisert wird.
Es lohnt sich sicher, diesen engen Verherrlichungsansatz mit der sonstigen Verwendung von Religion in anderen Barockgedichten zu vergleichen:
Etwa:

Zu finden ist der Text u.a. hier:
http://www.zeno.org/nid/20004879996

Wir präsentieren das Gedicht in einer besser lesbaren Form.

Kleine Vorab-Info zur Form:

Sonett

Gedichtform mit vier Strophen – besonders im Barock beliebt, aber auch in anderen Epochen zu finden.

  • Zwei Quartette – mit jeweils vier Verszeilen
  • Zwei Terzette – mit jeweils drei Verszeilen.
  • Häufig enthalten die Quartette eine Situationsbeschreibung
  • und die Terzette ziehen darauf die Konsequenz.

Das erste Quartett

Catharina Regina von Greiffenberg

Gott-lobende Frühlings-Lust

  1. Ach seht das Sieg-Gepräng des Höchsten hier erscheinen!
    • In der ersten Zeile wird der Blick des Lesers auf etwas gerichtet, das gerade erscheint und Sieg ausdrückt und auch so etwas wie Pracht
    • Was das genau ist, bleibt erst mal offen.
    • Zugeordnet wird es dem „Höchsten“.
      Hier kann man in der Barockzeit gleich vermuten, dass es sich nur um Gott handeln kann. Alles andere wäre ja fast schon Gotteslästerung in diesem christlichen Zeitalter.
  2. der Frühling ihm den Fahn der Goldnen Sonn‘ vorträgt.
    • Die zweite Zeile schafft dann Klarheit.
    • Es geht um den Frühling, der dem Höchsten, also Gott, eine Art Fahne voranträgt.
    • Die wird mit der Sonne gleichgesetzt.
  3. Favonius mit Pracht die Heerpauk‘ rührt und schlägt:
    • Hier wendet sich das lyrische Ich weiteren Einzelheiten des Frühlings zu,
    • nämlich einem besonderen Westwind, der anscheinend in der Natur Geräusche auslöst,
    • die wie der Trommelwirbel eines Heeres klingen
  4. Trompeter geben ab die süßesten der seinen.
    • Dazu werden hier noch Trompeten aufgeführt,
    • die ja auch zu einem Heereszug dazugehören.

Das 2. Quartett

  1. Das singend Luft-Heer kommt / die großen mit den kleinen:
    • Die militärischen Bilder werden fortgesetzt, es sind wohl die Vögel, die eine Art Luftheer bilden.
    • Betont wird, dass alle Größen bei den Vögeln vertreten sind.
  2. Ein jeds / an Lorbeer statt / was neu-gewachsnes hegt.
    • An dieser Stelle wird der Gedanke des Sieges wieder aufgenommen.
    • Der verständlicherweise fehlende Lorbeer als Zeichen des Sieges wird durch ein allgemeines Grünen und Blühen ersetzt.
  3. Das bunte Blumen-Kleid / die Erd‘ ihm unterlegt.
    • Die eben geäußerte Vermutung bestätigt sich in dieser Zeile,
    • weil auch die Rolle der Blumen in diesen Frühlingssiegeszug einbezogen wird.
  4. Er sitzet auf dem Thron von blauen Saphir-Steinen.
    • In dieser Zeile wendet sich das lyrische Ich wieder dem Höchsten, also Gott, zu.
    • Die Bläue des Himmels wird anscheinend als sein Thron verstanden.

Das erste Terzett

  1. Die Kron ist / Sieg und Freud; des Sieges Frucht / das Leben;
    • An dieser Stelle erfolgt eine zusammenfassende Verallgemeinerung:
    • das Wachstum des Lebens im Frühling wird insgesamt als Frucht des Sieges verstanden.
    • Man könnte hier auch von einem Sieg des Lebens über das Sterben im Herbst und den Tod der Natur im Winter verstehen.
  2. des ganzen Wesen Werk / das Jubel Lob-Geschrei /
    • Alles, was im Frühling zu sehen ist, wird als eine Art Jubelschrei verstanden,
    • der wohl Dank ausdrücken soll.
  3. der Atem aller Ding / so nun aufs neue neu /
    • Ein weiterer Gedanke verbindet das Wieder-Erwachen der Natur im Frühling mit dem Atem des Menschen und bezieht diesen damit auch ein.

Das zweite Terzett

  1. die durch die frische Luft still-lautes Lob ihm geben.
    • Die dafür notwendige frische Frühlingsluft wird ebenfalls als Teil des allgemeinen Lobpreises gesehen.
  2. Der Nordwind / Eis und Schnee / hier die Leibeignen sein.
    • In dieser Zeile verdeutlicht das lyrische Ich die Macht Gottes noch dadurch,
    • dass es ihn wie einen König oder Kaiser auf der Erde über andere Leute herrschen lässt.
  3. Mein schlechtes Blatt / das sei des Sieges Denkmal-Stein.
    • Das Gedicht schließt dann mit der Einbeziehung des lyrischen Ichs, mit dem sich hier wohl die Autorin gleichsetzt.
    • Dieses lyrische Ich bezieht sich selbst in dieses göttliche Wunder der Natur ein und zeigt dabei viel Bescheidenheit.
    • Denn mit „schlecht“ ist hier schlicht, einfach gemeint.
    • Das kann man gegebenenfalls auf das Papier beziehen, aber vielleicht auch im übertragenen Sinne auf das Gedicht.

Zusammenfassung:

    • Insgesamt ein Gedicht, das eigentlich leicht zu verstehen ist, wenn man die einzelnen Elemente entschlüsselt
  • Man muss eigentlich nur verstehen, dass es um zwei Dinge geht, die auch schon im Titel angedeutet werden,
    • nämlich das Lob Gottes
    • und Frühling als Mittel, um Gottes Macht prächtig zu zeigen.
    • Am Ende bezieht sich dann das lyrische Ich als Vertreter der Menschheit auch noch in diejenigen ein, die Gott loben und preisen.

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