Die wichtigsten Gedichte des Barock (Mat989)

Literatur des Barock

Die Literatur der Barockzeit ist vor allem durch große Spannungen gekennzeichnet (man denke etwa an den Dreißigjährigen Krieg im Hintergrund). Das zeigt sich auch in den Gedichten, die meistens einen sechshebigen Jambus mit einer Zäsur – einer Spaltung in der Mitte haben.

  • Zunächst:eine „äußere“ Besonderheit vieler Barockgedichte
  • dann ein berühmtes Beispiel von dem Dichter Gryphius
  • schließlich die Kurzvorstellung der bekanntesten Gedichte – alphabetisch nach Verfassern:
    Dann findet man auch schnell ein paar Beispiele zu Dichtern, die im Hinblick auf eine Klausur „verdächtig“ erscheinen.
Besonderheit vieler Gedichte: Alexandriner und Sonett

„Du siehst, wohin du siehst / nur Eitelkeit auf Erden.“

–      x            –   x     –    x               –     x   –   x      –     x   –

 

Dazu kommt meistens die strenge Form des Sonetts mit zwei Quartetten und zwei Terzetten.

Im Idealfall verändert sich die Aussage entsprechend.

In den beiden Strophen mit vier Versen wird etwas beschrieben, in den Strophen mit drei Zeilen wird die Konsequenz daraus gezogen.

Schauen wir uns das an einem Beispiel mal an:

Beispielgedicht: Andreas Gryphius, „Es ist alles eitel“

Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:
Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.

  • Das erste Quartett beschreibt die aktuelle Situation.

Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein,
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.

  • Das zweite Quartett wiederholt das eigentlich und verstärkt es damit.

Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten,

  • Das erste Terzett zieht daraus eine Konsequenz – nämlich für den Menschen. Hier bleibt es noch auf der Ebene der Klage.

Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
Als eine Wiesenblum’, die man nicht wieder find’t.
Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten!

  • Das zweite Terzett verstärkt die negativen Hinweise noch.
  • Vor allem am Ende, wo es zum Vergleich damit den Hinweis auf das Ewige gibt – zumindest als Andeutung.

Näheres findet sich auf dieser Seite:
https://textaussage.de/andreas-gryphius-es-ist-alles-eitel

oder in moderner Sprache:
https://textaussage.de/andreas-gryphius-es-ist-alles-eitel

oder sogar „in modernem Gewand“ hier:
https://textaussage.de/modernisierung-barockgedicht-gryphius-es-ist-alles-eitel

Brockes, Barthold Heinrich , „Die Muscat-Hyazinthe“
Brockes, „Die kleine Fliege“ – mal ein entspannt-fröhliches Barockgedicht
  • Wer mal sehen möchte, wie in der Barockzeit auch auf lockere, aber achtsame Weise von der Naturbetrachtung zu Gott geführt werden kann, der findet hier ein Beispiel:

https://schnell-durchblicken.de/brockes-die-kleine-fliege

Dach, Simon, „Letzte Rede einer vormals stolzen und gleich jetzt sterbenden Jungfrau“

Drastische Selbstbeschreibung einer Frau kurz vor ihrem Tod, bei der sie

  • ihre vergangene Schönheit mit viel Pracht und Stolz
  • vergleicht mit ihrem Verfall kurz vor dem Tod
  • und alle jungen Frauen auffordert, bereits dieses Ende zu bedenken.
  • Das Gedicht ist sehr gut geeignet, die Jenseitsorientierung der Barockzeit kritisch zu diskutieren, weil sie eben auch negative Auswirkungen auf die Gegenwart hat.
    https://www.einfach-gezeigt.de/simon-dach-rede-jungfrau
Paul Fleming, „Wie er wolle geküsset sein“ – ein Barockgedicht und eine KI-Nachdichtung

Sehr viel lockerer als bei Simon Dach, „Letzte Rede …“ und fast modern geht es im Hinblick auf das Küssen in dem folgenden Gedicht zu.
Wir haben das Gedicht zusätzlich mal von ChatGPT „modernisieren“ lassen – und das Ergebnis kritisch kommentiert.
https://textaussage.de/paul-fleming-wie-er-wolle-gekuesset-sein-mit-ki-modernisierung

Dazu passt gut das Gedicht von Opitz – siehe weiter unten:
https://schnell-durchblicken.de/opitz-auf-einen-kuss

Greiffenberg, Catharina Regina von: „Gott-lobende Frühlings-Lust“

Wir präsentieren ein Gedicht aus der Barockzeit, das den Beginn des Frühlings zur Verherrlichung Gottes nutzt.
Hier hat man schon den Eindruck, dass die Natur sehr stark für religiöse Zwecke instrumentalisert wird.
Es lohnt sich sicher, diesen engen Verherrlichungsansatz mit der sonstigen Verwendung von Religion in anderen Barockgedichten zu vergleichen.
https://textaussage.de/schnell-durchblicken-bei-catharina-regina-von-greiffenberg-gott-lobende-fruehlings-lust

Gryphius,
Hofmannswaldau, „Vergänglichkeit der Schönheit:
  • Beschreibung dessen, was eine Frau an Vergänglichkeit erwartet, das gilt aber nur für die äußere Schönheit, denn „Dein Herze kann zu aller Zeit bestehen, / Dieweil es die Natur aus Diamant gemacht“.
    Interessant hier, dass die Schöpfungslinie nur bis zur Natur durchgezogen wird – nicht direkt bis hin zu Gott.
    Außerdem wird dem Herzen des Menschen fast schon Ewigkeitsqualität zugesprochen, was sich schon mit den Vorstellungen des „Sturm und Drang“ vergleichen lässt.
    https://schnell-durchblicken.de/hoffmannswaldau-vergaenglichkeit-der-schoenheit
Hofmannswaldau, „Die Welt“

Beschreibung der Nichtigkeit der Welt und Appell an die Seele, sich von dem Vergänglichen fernzuhalten, um den „Port“ zu erreichen, „Da Ewigkeit und Schönheit sich umfasst“
https://www.schnell-durchblicken2.de/gb-hofmannswaldau-welt

Opitz, Martin, „Ach Liebste, lass uns eilen“

Erinnerung an die Vergänglichkeit und Aufruf, „der Jugend Frucht“ zu nutzen
https://textaussage.de/schnell-durchblicken-opitz-martin-ach-liebste-lass-uns-eilen

Opitz, Martin, „Auf einen Kuss“

Hier ein Gedicht, das zwar auch von Leiden spricht, sie verschwinden aber im Hintergrund angesichts eines gelungenen Kuss-Glücks.
Wie intensiv das ist, bleibt offen, verlockt aber dazu, eine modernere und stärker gefühlsbetonte Version dieses Gedichtes zu schreiben.
https://schnell-durchblicken.de/opitz-auf-einen-kuss

Das Gedicht kann man gut vergleichen mit
https://textaussage.de/paul-fleming-wie-er-wolle-gekuesset-sein-mit-ki-modernisierung

Opitz, Carpe diem

Ein in weiten Teilen recht fröhliches und etwas oberflächliches Trinklied, das aber doch am Rand die Endlichkeit des Lebens durchscheinen lässt – allerdings ohne erkennbare und betonte Himmelsperspektive.
https://schnell-durchblicken.de/opitz-carpe-diem

Schwarz, Sibylla, „Auf die / so durch Reisen wollen berühmet werden“
  • Das Gedicht wendet sich radikal von der Welt ab, indem sowohl das Reisen als auch das Berühmt-werden-Wollen für weniger wichtig erklärt werden als das Lesen der Bibel und ihrer Schriften.
    Ein schönes Beispiel, um die Bedeutung von Kadenzen bzw. Versschlüssen für den Inhalt mal an einem Beispiel zu zeigen.
    https://www.einfach-gezeigt.de/sibylla-schwarz-auf-die-so-durch-reisen

  Wer noch mehr möchte …