Worum es hier geht:
Wer originelle Liebesgedichte mit einem ganz bestimmten Touch sucht (gute Nachricht) oder in einer Klausur mit einem entsprechenden Text rechnen muss (nicht gleich so gute Nachricht), der freut sich bestimmt über eine Zusammenstellung interessanter Gedichte.
Man lernt die Autorin und ihre Schreibweise dann besser kennen – und vielleicht hat man ja auch Glück 😉
- Interessant ist eine Sammlung von Gedichten aus einem frühen Gedichtband, die vom Verlag ins Internet gestellt worden sind:
https://www.penguin.de/content/edition/excerpts_extended/Leseprobe_978-3-421-04220-0.pdf
Es könnte sein, dass diese Leseprobe inzwischen aus dem Netz genommen worden ist. Aber zumindest die Buch-Infos gibt es noch.
—- „Das wär ein Leben“
Interessante Sicht auf eine Beziehung.
Das Gedicht haben wir hier gefunden.- Lyrisches Ich: Spricht als Frau, die sich bedingungslos an einen „Mann mit dem Goldhelm“ bindet – völlige Unterordnung, Anpassung, Abhängigkeit.
- Bildsprache: Körpernahe, fast intime Bilder („Nest in der Achselhöhle“, „betört von den Düften“), zugleich religiös-ritualhafte Überhöhung („Rosenkranz ums göttliche Haupt“).
- Emotionale Grundhaltung: Sehnsucht nach Geborgenheit und Sicherheit, aber erkauft durch Selbstaufgabe und bedingungslose Hingabe.
- Thema: Rollenmuster der Frau – Unterordnung und Abhängigkeit vom Mann als scheinbar idyllisches „Nest“, das aber auf Kosten der Eigenständigkeit geht.
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Deutungsimpuls: Das Gedicht regt zur Diskussion an, ob solche idealisierten Abhängigkeitsbilder romantisch verklärte Geborgenheit darstellen – oder ob sie vielmehr patriarchale Fremdbestimmung und Selbstaufgabe entlarven.
- „Im Rahmen“
- Das Gedicht haben wir hier gefunden.
- Betrachtung einer wartenden Frau
- Thema: Spannungsfeld zwischen idealisierter Frauenrolle (ästhetisch, schön, museal gerahmt) und realer, alltäglicher Existenz (wartend, suchend, ungeduldig).
- Äußerungen des lyrischen Ichs: Es beschreibt eine Frau, die nur „im Rahmen“ – also in der erstarrten Rolle eines schönen Bildes – begehrenswert erscheint. In der Realität wirkt ihr Warten und Lauern wenig anziehend.
- Aussage: Kritik an traditionellen Schönheits- und Frauenbildern. Die Diskrepanz zwischen Schein (ästhetisierte Weiblichkeit im Bild) und Sein (alltägliche Bedürftigkeit, Langeweile, Sehnsucht) wird bloßgelegt.
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- +++++ „Mit Haut und Haar“
eins der berühmtesten Gedichte, die deutlich machen, dass eine Beziehung auch zur Selbstauflösung führen kann.
https://schnell-durchblicken.de/ulla-hahn-mit-haut-und-haar- Man kann dieses Gedicht gut vergleichen mit:
https://textaussage.de/schnell-durchblicken-christina-lavant-ach-schreien
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- Man kann dieses Gedicht gut vergleichen mit:
- „Er kommt“
- Das Gedicht haben wir hier gefunden.
- Was einen so beschäftigen kann, wenn man jemanden erwartet.
- Lyrisches Ich: Eine Frau, die sich voller Vorfreude und Aufregung auf den Besuch eines Mannes vorbereitet – vom Einkaufen über Frisur bis hin zur Kleidung.
- Bildsprache: Alltagsnahe, detailreiche Szenen (Einkaufsliste, Friseur, Kleidungswahl), die banale Handlungen poetisch verdichten. Die Sprache wechselt zwischen innerem Monolog, Ausruf („Oh mein Gott“) und direkter Rede.
- Emotionale Grundhaltung: Mischung aus Sehnsucht, Nervosität und Vorfreude. Der Alltag wird ganz vom Gedanken an das Kommen des Geliebten bestimmt.
- Thema: Erwartung und Sehnsucht im Alltag einer Frau – wie Liebe selbst banale Tätigkeiten auflädt und zur Inszenierung der eigenen Person führt.
- Deutungsimpuls: Das Gedicht macht erfahrbar, wie Liebe den Alltag durchdringt, banale Handlungen bedeutungsvoll werden lässt – und stellt die Frage, ob darin eher Glück oder auch Abhängigkeit steckt.
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- „Wirbelsäule“
- Das Gedicht haben wir hier gefunden.
- Das Problem, wenn man sein Gegenüber immer stärker „aufknöpft“.
- Lyrisches Ich: Spricht aus einer sehr intimen, körpernahen Perspektive – beschreibt die Züge, Falten und Gesten des Geliebten im Modus der Nähe und des Begehrens.
- Bildsprache: Sinnlich-körperliche Metaphorik (Lippen, Hände, Haut, Knöpfe), die mit gedanklicher Ebene („Phantasie und Erkenntnistheorie“) verschränkt wird. Nähe und Erotik verbinden sich mit einem fast philosophischen Zugriff („bis auf die Knochen“).
- Emotionale Grundhaltung: Intensive Leidenschaft, Begehrlichkeit, Verschmelzung von Sinnlichkeit und Denken.
- Thema: Vereinigung von Körperlichkeit und Erkenntnis – das Liebeserlebnis wird nicht nur erotisch, sondern auch geistig-philosophisch durchdrungen.
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Deutungsimpuls: Das Gedicht zeigt, dass Liebe und Begehren sowohl sinnlich als auch geistig erfahren werden – und regt dazu an, über das Verhältnis von Körper, Phantasie und Erkenntnis nachzudenken.
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- ++++ „Anständiges Sonett“
So was entsteht, wenn man dichterisch auf Vorwürfe reagiert.
Das Gedicht haben wir u.a. hier gefunden.
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Hier sogar mit einer Interpretation eines Germanisten:
https://www.planetlyrik.de/walter-hinderer-zu-ulla-hahns-gedicht-anstaendiges-sonett/2015/05/
— - +++ „Angeschaut“
Das ist gewissermaßen die Gegenperspektive mit traurigem Ausgang.
— - „Auf und Davon“
Versuch des Umgangs mit einem verschwundenen Geliebten
— - „Verreist“
Beschreibung einer Reise mit Blick auf die Entwicklung der Beziehung
— - ++++ „Ab Gesang“
Deutlicher Abgesang auf eine Beziehung
— - ++++ Bildlich gesprochen
Drastische Beschreibung einer radikalen Beziehung
— - ++ Spielregeln
Nachdenken über eine selbstverständlich gewordene Beziehung
— - +++ Allein
Dieses Gedicht haben wir beim Erscheinen in der FAZ gelesen und waren gleich begeistert.
- „Das wär ein Leben“
Ulla Hahn, „Endlich“
Ein Gedicht, das in schon fast romantischer Weise sich nicht mit dem normalen Leben begnügen will. Das lyrische Ich tut es nicht unter Himmel und Welt.
Besonders interessant der künstlerische Kunstgriff, die möglichen Kritiker des Gedichtes erst mal in Sicherheit zu wiegen und sich zurückzunehmen. Umso stärker wirkt der Schluss.
https://textaussage.de/mat4928-mp3
Ulla Hahn, „“Auf Erden““ kein Liebesgedicht, sondern eins über Poesie“
http://textaussage.de/ulla-hahn-auf-erden
5-Minuten-Tipp zu Ulla Hahn ,,ein gedicht für dich? (2004)
https://textaussage.de/5-min-tipp-ulla-hahn-ein-gedicht-fuer-dich
„Danklied“, Vergleich mit Goethes „“Prometheus“
Ein Gedicht, das auf den ersten Blick genau das Gegenteil von dem ist, was die Überschrift aussagt. Im Stil von Goethes „“Prometheus““ wird hier einem Gegenüber fast jede Dankbarkeit aufgekündigt. Außer einer einzigen, nämlich der, dass jeder Fußtritt das lyrische Ich zu mehr Lust auf und Bereitschaft zur Autonomie geführt hat.
Während man anfangs durchaus einen negativen Gottesbezug erkennen kann (auch wegen der Bezüge auf biblische Psalmen), ist am Ende doch klar, dass hier wohl – wenn man von der Autorin und ihren sonstigen Gedichten ausgeht – auf eine besondere Weise eine Frau Unabhängigkeit von ihrem (bisherigen) Partner zeigt.“
https://textaussage.de/ulla-hahn-danklied
Ulla Hahn Winterlied
Liebesgedicht im Vergleich zu Rilke, „Liebes-Lied“
https://textaussage.de/5-min-tipp-zu-ulla-hahn-winterlied