Vorbereitung einer Klassenarbeit zum Thema „Stadtgedichte“

Vorbereitung einer Gedicht-Arbeit in der Klasse 8

Das Thema „Stadtgedichte“ wird gerne in Klasse 8 genutzt, um an die systematische Analyse und Interpretation von Gedichten heranzuführen. Deshalb kann das Folgende auch genutzt werden, um den Umgang mit Gedichten zu anderen Themen zu üben.

Wir zeigen hier mal, wie man sich gezielt auf eine entsprechende Arbeit vorbereiten kann.

Zum Video und zur Dokumentation

Das Video ist hier zu finden:

Videolink
Die Dokumentation kann hier gelesen bzw. heruntergeladen werden.
Unsere Lösung zum Lichtenstein-Gedicht ist hier zu finden:

Skizze: Was man wissen  und verstanden haben sollte

Ausgangspunkt ist ein Schaubild, das zunächst nur eine Handskizze ist. Es wird aber weiter unten erklärt und dient dann nur als Gedächtnisstütze.

wer sich das Schaubild direkt einprägen möchte, kann sich die beiden MP3 Dateien anhören, die unter dem Schaubild verlinkt sind.

 

Erklärung der Skizze

Nun Genaueres zu den einzelnen Punkten:

Bausteine des Erfolgs bei einer Klassenarbeit, in dem es um die Analyse und Interpretation eines Gedichtes geht.

  1. Grundsätzliches:
    Versform als Eigenart des Gedicht
  2. Lyrisches Ich, Monolog mit und ohne Ich
  3. Am Anfang der Arbeit ganz wichtig:
    Zerlegung der Aufgabe, zum Abhaken
  4. Zeitplanung
  5. Einleitungsformular
    Thema erst mal freilassen
  6. Äußere Form
    Strophenaufbau und Reim, bsd. Form Sonett
    Wenn kein Paarreim, Kreuzreim oder umarmender Reim, verwendet man einfach fortlaufend für jeden neuen Reim die Alphabetbuchstaben, z.B.
    abaab, cdccd, eaeea
  7. Äußere Form Rhythmus
    Man prüft als erstes, ob die Betonung ständig wechselt.
    Wenn es unbetont losgeht und dann betont wird, ist das ein Jambus:
    „Wer hier gut aufpasst, hat bald gute Noten.“
    Umgekehrt ein Trochäus:
    „Gute Noten sind nicht alles, tun uns aber trotzdem gut.“
  8. Äußere Form, evtl Zeilensprünge: Ein Satz geht über eine Zeilengrenze hinweg.
    „Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai
    Kein Vogel ohn Unterlass“
  9. Inhaltserläuterung:
    Äußerungen des lyrischen Ichs erläutern ggf. hypothetisch klären, soweit nötig und sinnvoll, je nach Aufgabe evtl. Strophenzusammenfassungen
  10. Hermeneutische Absicherung mit dem Rest des Gedichtes: D.h. immer wieder prüfen, ob eine Erklärungsidee auch zum Rest des Gedichtes passt.
    Erläuterung zu zwei wichtigen Begriffen: induktiv und hermeneutisch
    https://www.endlich-durchblick.de/hilfen-im-fach-deutsch/fragen-%C3%BCber-fragen/induktiv-und-hermeneutisch-zwei-wege-zur-sicheren-interpretation/
  11. Intentionalität „Absicht“ = Zusammenfassung des Inhalts und seiner Stoßrichtung
    Worauf schielt das Gedicht, Aussagen, möglichst differenziert: Das Gedicht zeigt
  12. Von der Aussage des Gedichtes zum Thema:
    Von den Aussagen als Antworten zurückschließen auf das Thema als Frage, ggf. Lücke im EL-Formular füllen
  13. Sprachliche u.a. künstlerische Mittel suchen, die die Aussagen unterstützen.
  14. Interpretation, mögliche Bedeutung des Gedichtes (z.B. auch für heute noch)
  15. Beantwortung von Fragen zum Gedicht, möglichst ausführlich: Z.B.: Welche Bedeutung hat „der Jugend Zauber“ in dem folgenden Gedicht. Was ist damit gemeint? Und welche Rolle spielt das für die Aussage des Gedichtes.

Beispielgedicht 1

Theodor Storm

Die Stadt

Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.

Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai
Kein Vogel ohn Unterlass;
Die Wandergans mit hartem Schrei
Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,
Am Strande weht das Gras.

Doch hängt mein ganzes Herz an dir,
Du graue Stadt am Meer;
Der Jugend Zauber für und für
Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir,
Du graue Stadt am Meer.

Zweites Beispiel zum Üben:

Alfred Wolfenstein

Städter

Nah wie Löcher eines Siebes stehn
Fenster beieinander, drängend fassen
Häuser sich so dicht an, dass die Straßen
Grau geschwollen wie Gewürgte sehn.

Ineinander dicht hineingehakt
Sitzen in den Trams die zwei Fassaden [Trams: Straßenbahnen]
Leute, wo die Blicke eng ausladen
Und Begierde ineinander ragt.

Unsre Wände sind so dünn wie Haut,
Dass ein jeder teilnimmt, wenn ich weine,
Flüstern dringt hinüber wie Gegröhle:

Und wie stumm in abgeschlossner Höhle
Unberührt und ungeschaut
Steht doch jeder fern und fühlt: alleine.

Weiterführende Hinweise