Ausgangspunkt: Skizze zur Veranschaulichung
Hier die mündliche Vorstellung des Schaubildes:
1. Wichtige Textsignale
Die Zitate in Kursivschrift
Drei kleine Strassen
mit Häuserchen wie aus einer Spielzeugschachtel
münden auf den stillen Marktplatz.
- Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung eines Ausschnitts bei der Betrachtung einer Stadt.
- Hervorgehoben werden das Spielzeugartige der drei kleinen Straßen und die Stille des Marktplatzes.
- Das Ganze wirkt eher gemütlich, verspielt.
Der alte Brunnen vor dem Kirchlein rauscht,
die Linden duften.
- Dementsprechend wird auch von der Kirche in der Verkleinerungsform gesprochen.
- Zu früheren Vorstellungen von einem Marktplatz gehören auch zum Beispiel Linden, von denen ein wohl angenehmer Duft ausgeht.
- Zu diesem Eindruck, der einem mittelalterlichen Stadtbild nah kommt, gehört auch der alte Brunnen.
Das ist das ganze Städtchen.
Aber draussen,
wo aus einem blauen, tiefen Himmel Lerchen singen,
blinkt der See und wogen Kornfelder.
Mir ist Alles wie ein Traum.
- Präsentiert wird dann eine Art Summe des Bildes, die ebenfalls noch mal deutlich macht, dass es sich um eine ziemlich kleine Stadt handelt.
- Dem entgegengesetzt wird ein „draußen“, wo es einen tiefen Himmel gibt und auch mit dem Gesang von Lerchen ein Mehr an Lebendigkeit.
- Zur größeren Vielfalt gehören wohl auch noch der See und die Kornfelder.
- Das lyrische Ich macht deutlich, dass ihm das ganze wie ein Traum vorkommt. allerdings ist nicht ganz klar, ob sich das auf das Doppelbild von Stadt und Landschaft draußen bezieht oder nur auf Letztere.
Soll ich bleiben? Soll ich weiterziehn?
Der Brunnen rauscht . . . die Linden duften.
- Der Schlussgedanke gehört der Frage des lyrischen Ichs, ob es bleiben soll oder weiterziehen.
- Am Ende ist wieder von dem Brunnen und den Linden die Rede
- Wenn man davon ausgeht, dass das immer am wichtigsten ist, was am Schluss steht, dann ist die Entscheidung möglicherweise schon gefallen.
2. Bündelung der Signale zu Textaussagen
- Das Gedicht stellt die vertraute und überschaubare Nähe der Weite dessen gegenüber, was es draußen gibt.
3. Thema (Zugrundeliegende Fragestellung des Gedichtes)
- Das Gedicht beschäftigt sich mit dem Vergleich einer mittelalterlich wirkenden Kleinstadt und der Weite der natürlichen Landschaft weiter draußen.
- Daraus entsteht die Frage, ob man bleiben oder weiterziehen soll.
4. Unterstützung der Textaussagen durch künstlerische/sprachliche/rhetorische Mittel
- Wichtig sind Vergleiche
- Und der Gegensatz
- Und schließlich eine Frage, die nur das lyrische Ich selbst beantworten kann. Die führt zu tieferem Nachdenken mit dem Inhalt des Gedichtes.
- Eine gewisse Tendenz wird deutlich durch die Wiederholung eines Elements aus der Beschreibung der kleinen Stadt.
- Eine wichtige Rolle spielen auch die Verkleinerungsformen.
5. Tipps für den eigenständigen/kritischen/kreativen Umgang mit dem Text
- Das Gedicht wirkt insgesamt sehr knapp und reduziert. Es beschränkt sich auf Eindrücke, die aber zum Teil auch mit Erinnerungen (wahrscheinlich aus der Kindheit) verbunden werden.
— - Arno Holz gilt als Vertreter des Naturalismus und des Impressionismus. Beide Strömungen sind in diesem Gedicht sichtbar.
- Auf der einen Seite die Wahrnehmung dessen, was ist beziehungsweise spürbar wird. Das wird allerdings verbunden mit Stimmungen und Erinnerungen.
— - Insgesamt lässt das Gedicht den Leser etwas ratlos zurück. Viel kann man diesem Gedicht nicht entnehmen außer der Anregung, sich selbst mit diesem Gegensatz von Vertrautheit und neuer Weite zu beschäftigen.
- Es könnte auch sein, dass dieses Gedicht einen Punkt im Leben eines Menschen beschreibt, an dem er sich entscheiden muss,
- ob er in der Stätte seiner Jugend bleibt
- oder sich neuen Erfahrungen und im Abenteuer des draußen widmet.
- Kreative Anregung: Man könnte sich selbst einen Ort mit einer Perspektive suchen, die einen vor eine Entscheidung bringt. Näheres dazu in der Langfassung der Anmerkungen zu diesem Gedicht:
Langfassung der Infos zu diesem Gedicht
https://textaussage.de/arno-holz-drei-kleine-strassen
6. Weitere Infos zu diesem Gedicht und Vergleichsmöglichkeiten
- Frühere Interpretation
https://wvm.schnell-durchblicken3.de/holz-drei-kleine-strassen/ - Vergleichsmöglichkeit mit einem Gedicht von Mascha Kaleko, „Sehnsucht nach dem Anderswo“
https://www.schnell-durchblicken.de/durchblick-auch-in-deutsch/tipps-zur-interpretation-von-gedichten/kaléko-mascha-sehnsucht-nach-dem-anderswo/ - Interessant könnte auch ein Vergleich sein mit Eichendorff, „Sehnsucht“, denn auch dort bleibt die Wanderschaft ein Traum am Fenster:
https://www.endlich-durchblick.de/hilfen-im-fach-deutsch/hilfen-zu-gedichten/eichendorff-sehnsucht/
Lernvideo Wie erkennt man das Thema eines Gedichtes? (Beispiel: Eichendorff, „Sehnsucht“)
https://youtu.be/zrf3088eqQE
Mascha Kaléko: Weitere Infos, Tipps und Materialien
https://textaussage.de/mascha-kaleko-infos-und-materialien-zu-einer-dichterin
Wer noch mehr möchte …
- Fragen und Anregungen können auf dieser Seite abgelegt werden:
https://textaussage.de/schnelle-hilfe-bei-aufgaben-im-deutschunterricht - 5-Extra-Tipps für die sichere Analyse und Interpretation, bsd. Auch von Gedichten – die Summe unserer Erfahrung: https://textaussage.de/5-extra-tipps-zur-sicheren-interpretation-bsd-von-gedichten
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