Gedichte der Aufklärung – Überblick und Beispiele (Mat1958-lyr)

Lyrik der Aufklärung – übersichtlich mit System

✏️ Für Schülis

Du brauchst ein Gedicht aus der Zeit der Aufklärung – am besten eins, das sich gut verstehen lässt und bei dem du auch weißt, was du dazu schreiben kannst?
Hier findest du eine Auswahl mit Erklärungen, Themenvorschlägen und Aufgabenideen.
Ideal für Hausaufgaben, Interpretationen oder Vorbereitung auf eine Klassenarbeit.

Ganz neu: Wie man seine Lehrkraft mit Ideen überraschen kann:
Besser als KI: Gellert, Das Kutschpferd – Reim, Rhythmus, Zusatzpunkte
https://schnell-durchblicken.de/ki-mia-gellert-das-kutschpferd-reim-rhythmus-zusatzpunkte
mit Video
https://youtu.be/kDwgcC-5_EA


⚙️ Für Lehrkräfte

  • Diese Sammlung bietet einen schnellen Zugriff auf Gedichte der Aufklärung – mit hilfreichen Links, Aufgabenideen und Kontexthinweisen.
  • Ideal zur gezielten Vorbereitung einer Unterrichtseinheit, für die gezielte Suche nach geeignetem Material oder den Einsatz in Klausuren.
  • Didaktische Überlegungen zur Verbindung mit epochentypischen Themen wie Vernunft, Fortschritt oder Religionskritik sind enthalten.

Unser Motto:
Nicht ewig suchen – sondern sich zeigen lassen

Wir hoffen, diese Seite hat einiges zu bieten.

Die Literatur der Aufklärung ist wie die Philosophie der Zeit eine, in der die Vernunft des Menschen eine große Rolle spielt. Man glaubt an eine „Erziehung des Menschengeschlechts“. Ein berühmtes Beispiel ist Lessings Drama „Nathan der Weise“ mit der berühmten Ringparabel.
Weil Epochen im Deutschunterricht gerne an Hand von Gedichten vorgestellt werden, stellen wir hier einige Beispiele zusammen.

Kurzer Hinweis: Frage der Aktualität der Aufklärung

Wer sich für die Frage interessiert, was aus der Aufklärung bis heute geworden ist, sollte hier nachschauen:
https://schnell-durchblicken.de/aufklaerung-wie-aktuell-sind-ihre-ideen

Versuch einer Schaubild-Übersicht

Zur Anordnung der Gedichte

Hier haben wir noch zusätzliche Gedichte passend hinzugefügt.

  • Oben rechts:
    • zwei Gedichte noch mit Religionsbezug – wie im Barock
      Dazu das Gedicht von Karsch, das sich mit der Beziehung der eigenen Lebenserfahrung zu den Gedichten befasst – und am Ende auf Gott verweist.
      Anna Louisa Karsch, An den Domherrn … – Liebe und Poesie zwischen Aufklärung und Sturm und Drang
  • Zweite Zeile
    • Dann links die Basis – Mensch tritt aus der Höhle = Metapher für Aufklärung
    • In der Mitte dann der Hinweis auf die Vermeintlichkeit des Fortschritts – Notwendigkeit der Beachtung der Natur
    • Ganz rechts dann die Bedeutung der Literatur als Erziehungs-Instrument
    • Hier kann man auch von Gellert „Das Kutschpferd“ hinzunehmen. Es zeigt die Kritik der Aufklärung – aber an dem Problem hat sich bis heute wohl kaum etwas geändert.
  • 3. Zeile von oben = konkrete „erzieherische“ Impulse in Gedicht-Form
    • gegen Geiz
    • gegen Lüge
    • gegen Überschätzung des Reichtums
    • gegen falsche Freundschaft
    • gegen Stolz
    • Auch hier kann man Gellerts „Das Kutschpferd“ hinzunehmen, weil der zweite Teil des Gedichtes ja den Fabelrahmen sprengt und direkt in die Erziehung einsteigt.
  • Letzte Zeile unten
    • Problem des Verhältnisses von Sicherheit und Freiheit
      Hier könnte man noch das Antikriegsgedicht von Ramler berücksichtigen
    • Problem der Realität im Vergleich zu den Hoffnungen
      Auch hier könnte man
      Gellerts Kutschpferd hinzunehmen, was gesellschaftliche Probleme angeht.
      Und natürlich auch das Gedicht von Krüsand zu den „Er-Folgen“ der Aufklärung.
      Und auch das Gedicht von Karsch, „An den Domherrn“, denn dort beschreibt sie ihre Probleme als Frau im 18. Jhdt.
    • Problem der Beziehungsrealität
    • Hier könnte man auch Brockes, „Die  Heide“ noch berücksichtigen
      Denn dort wird angedeutet, dass die Natur-Realität nicht alles ist,

      • es auch ein Bedürfnis nach Transzendenz gibt
      • vielleicht auch so etwas wie „Gottesfurcht“ (Dürrenmatt, Physiker)
      • oder wie die „Ehrfurcht vor dem Leben“ (Albert Schweitzer) wichtig ist, um menschliche Vernunft-Hybris zu verhindern
    • Ganz rechts könnte man ein Gedicht einfügen aus heutiger Sicht auf die Aufklärung
      (kreative Übung)
  • Hinweisen wollen wir hier auf zwei Gedichte zum Thema Krieg, die das Phänomen sehr unterschiedlich einschätzen:
    Claudius übt in seinem Gedicht vorsichtige Kritik am Krieg, was als modern und aufklärerisch gilt. Gleim hingegen verfasst ein Gedicht, das als hemmungslose Kriegspropaganda verstanden werden kann.
    https://textaussage.de/claudius-u-gleim-zwei-kriegslieder-im-vergleich
  • Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Parallel-Strömung „Empfindsamkeit“:
    Näheres dazu – vor allem im Hinblick auf Unterschiede zum „Sturm und Drang“ finden sich hier.
    https://textaussage.de/unterschied-zwischen-gedichten-der-empfindsamkeit-und-des-sturm-und-drang
  • Hinzugefügt haben wir inzwischen ein Gedicht von Lars Krüsand, das sich mit den „Er-Folgen“ der Aufklärung aus heutiger Sicht beschäftigt:
    https://schnell-durchblicken.de/lars-kruesand-trauriger-rueckblick-gedicht-zu-den-er-folgen-der-aufklaerung


Wer sich dafür interessiert, kann es sich hier in einer Audio-Datei „auf die Ohren“ legen.

Nun zu unserer Liste – alphabetisch nach Autoren

  1. Barthold Heinrich Brockes, „Einleitung“
    https://schnell-durchblicken.de/barthold-heinrich-brockes-einleitung
    Rein fiktiv, aber sehr wirkungsvoll wird eine moderne Variante des Höhlengleichnisses präsentiert, nämlich die „Auf-Klärung“ eines Menschen, der aus dunkler Höhle in die helle Welt der Natur hinaustritt:
    „Wenn jemand irgendswo in einer Höhle, / Allwo desselben Sinn und Seele / Von aller Kreatur und allem Vorwurf leer, / In steter Dämmerung erzogen wär; / Und trät‘ auf einmahl in die Welt, / Zumal zur holden Frühlings-Zeit, / Und sähe dann der Sonnen Herrlichkeit“
    Und dann geht es hinein in die ganzen Wunder irdischer Wirklichkeit, bevor am Ende die Frage gestellt wird:
    „Und wir, die alle diese Gaben / Unstreitig üm und an uns haben, / Empfindens minder, als ein Stein; / Ja machen uns, an deren Stelle, / Das Paradeis fast selbst zur Hölle. / Was mag daran wohl Ursach seyn?“
    In dieser Frage scheint die „Erziehung des Menschengeschlechts“ schon als Ziel und Methode der Aufklärung durch.
  2. Barthold Heinrich Brockes, Die Heide
    Näheres dazu siehe hier:
    https://schnell-durchblicken.de/brockes-die-heide
    Typisch für die Aufklärung ist das Hinausgehen in die Natur und die genaue Betrachtung.
    Bezeichnend ist aber auch, dass am Ende ein Bezug zu Gott hergestellt wird, womit sich eine Verbindung zur Barocklyrik ergibt.
  3. Barthold Heinrich Brockes, „Kirschblüte bei Nacht“ (1727)
    z.B. hier zu finden:
    https://schnell-durchblicken.de/barthold-heinrich-brockes-kirschbluete-bei-der-nacht
    Schon in der ersten Zeile wird deutlich, dass hier „mit betrachtendem Gemüte“ an die Natur herangegangen wird.
    Dann wird – typisch für Brockes – wieder ganz genau auf die Einzelheiten eingegangen,
    bevor am Ende wieder in barocktypischem Ton an Gott erinnert wird:
    „Wie sehr ich mich am Irdischen ergötze, [erfreue]
    Dacht‘ ich, hat Gott dennoch weit größre Schätze.
    Die größte Schönheit dieser Erden
    Kann mit der himmlischen doch nicht verglichen werden.“
  4. Gellert, „Der Bauer und sein Sohn“
    In diesem Gedicht wird eine besondere Erziehungsmethode deutlich. Dieser Bauer schlägt seinen Sohn mit den eigenen Waffen – allerdings auf problematische Weise.
    Deshalb
    Zunächst die Analyse des Inhalts des Gedichtes:
    https://schnell-durchblicken.de/gellert-der-bauer-und-sein-sohn
    Dann eine Kritik und Überlegungen zu besseren erzieherischen Lösungen:
    https://schnell-durchblicken.de/ki-mia-kritik-gellert-der-bauer-und-sein-sohn
  5. Gellert, „Nicht jede Besserung ist Tugend“
    These, dass manche Tugend sich von selbst im Laufe der Jahr ergibt und man deshalb nicht zu stolz darauf sein sollte.
    Die Kurzform ist hier zu finden.
    https://www.zgedichte.de/gedichte/christian-fuerchtegott-gellert/nicht-jede-besserung-ist-tugend.html

    Die Langform haben wir hier vorgestellt:
    https://schnell-durchblicken.de/gellert-wachsamkeit-mit-nicht-jede-besserung
  6. Gellert, Christian Fürchtegott, „Die Biene und die Henne“
    Die Biene wird von der Henne verspottet, weil die angeblich nützlicher ist.
    Das wird natürlich widerlegt.
    Am Ende steht aber ein Lob der Dichtkunst, die solche Einsicht vermitteln kann.
    https://textaussage.de/gedichte-der-aufklaerung-ueberblick-und-beispiele
  7. Gellert, Der Blinde und der Lahme
    Gezeigt wird hier auf sehr kluge, nachdenkliche Weise, wie Individuen mit einem besonderen körperlichen „Defizit“ sich gegenseitig helfen können. Spannend wird das bei der Frage, wo das seinen Grenzen hat – und wie man die wieder überwinden kann.
    https://schnell-durchblicken.de/gellert-der-blinde-und-der-lahme
  8. Gellert, „Der wahre Freund“
    Ein Freund soll kritisieren und nicht falsch loben.
    https://www.epochtimes.de/feuilleton/der-wahre-freund-von-christian-fuerchtegott-gellert-a2513780.html
    Anmerkungen zu diesem Gedicht gibt es hier:
    https://textaussage.de/5-min-tipp-gellert-der-wahre-freund
  9. Fabel „Das Füllen“ von von Christian Fürchtegott Gellert
    Warnung vor Aufstiegshoffnungen, deren Schattenseite man nicht durchschaut
    https://textaussage.de/schnell-durchblicken-bei-der-fabel-das-fuellen-von-gellert
  10. Gellert, „Das Kutschpferd“

    ein Gedicht, das die Arroganz derer, die sich für etwas Besseres halten, kritisch überprüfen lässt.
    Da es sich um sehr „urwüchsige“ menschliche Eigenschaften handelt, immer noch aktuell – auch heute.
    Es lässt sich über diese „Lehre“ eines Gedichtes aus der Epoche der Aufklärung sehr gut diskutieren.
    Übrigens – mit einem sehr intelligenen, also „ein-sichtigen“ Schluss.
    https://schnell-durchblicken.de/gellert-das-kutschpferd-eine-fabel-mit-immer-noch-aktueller-bedeutung
    jetzt auch:
    mit Video
    https://youtu.be/kDwgcC-5_EA
  11. Gellert, Christian Fürchtegott, „Wider den Geiz“
    Ausführliche Beweisführung mit Beispielen, wie schädlich der Geiz ist.
    Am Ende Bitte an Gott, davor bewahrt zu werden.
    Interessant ist dieses Gedicht, weil es sich wie viele philosophische Texte in allgemeinen Behauptungen ergeht.
    Die könnte man – verteilt auf Strophengruppen – mal konkret durchprüfen lassen.
    Auf der folgenden Seite gibt es Anregungen dazu.
    https://schnell-durchblicken.de/gellert-wider-den-geiz
  12. Ergänzung zu Gellert Geiz
    Hier bietet es sich an, die Fabel „Der Affe und der Löwe“ von Pfeffel einzubeziehen.
    Denn dort werden die Anpassungsmechanismen beschrieben, die auch in Gellers Gedicht eine Rolle spielen.
    Denn man muss ja erst zu Reichtum kommen – um richtig geizig sein zu können.
    https://schnell-durchblicken.de/pfeffel-der-affe-und-der-loewe
  13. Gellert, „Der Schatz“ – ein typisches Lehrgedicht der Aufklärung
    Entscheidend ist dabei der Ratschlag, beim Suchen nicht „in die Ferne zu schweifen“, sondern Naheliegendes im Auge zu behalten.
    Interessant die Ablehnung des Suchens in „finstern Schriften Wust“.
    Das kann man als Ablehnung von unnötiger Buch-Weisheit – wie im Mittelalter üblich – verstehen und als Plädoyer für naheliegende Erfahrungsrecherche (Empirie).
    https://schnell-durchblicken.de/gellert-der-schatz-ein-typisches-lehrgedicht-der-aufklaerung

  14. Anna Louisa Karsch, An den Domherrn … – Liebe und Poesie zwischen Aufklärung und Sturm und Drang

    https://schnell-durchblicken.de/anna-louisa-karsch-an-den-domherrn-liebe-und-poesie-in-der-aufklaerung
  15. Lars Krüsand, „Das größte Problem der Tradition“
    Ein Gedankengedicht, das auch im Hinblick auf die Aufklärung die Frage stellt: Ist nicht ein großes Problem eines jeden menschlichen Fortschritts, das seine Bedeutung um so mehr in Vergessenheit gerät, je länger er genossen wird.
    Man könnte das zum Beispiel auf den Umgang mit dem Phänomen Krieg in der Zeit der Friedensbewegung „Frieden schaffen ohne Waffen“ und in der heutigen Zeit beziehen.
    Ganz gleich, wie man das sieht, man sollte das im Gedächtnis behalten, was einmal für selbstverständlich gehalten wurde.
    https://schnell-durchblicken.de/lars-kruesand-das-groesste-problem-jeder-tradition
  16. Lessing, Gotthold Ephraim, „Das Muster der Ehen“
    Lessing präsentiert hier das Gegenteil von dem, was die Überschrift behauptet.
    So problemlos funktioniert die Ehe nur, weil:
    „Der Mann war taub, die Frau war blind“
    Wir präsentieren das Gedicht mit interessanten Anregungen für Diskussionen und Recherchen.
    https://schnell-durchblicken.de/lessing-gotthold-ephraim-das-muster-der-ehen
  17. Ergänzung: Lessings Prosa-Fabel „Die Wasserschlange“ modernisiert und in Gedichtform gebracht:
    Der Weg vom alten Äsop über Lessing bis in unsere Gegenwart wird auf dieser Seite vorgestellt:
    https://schnell-durchblicken.de/lessing-die-wasserschlange-eine-fortsetzung-einer-fabel-des-griechen-aesop
  18. Lessing, „Der Tanzbär“
    Am Beispiel eines aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Tanzbären wird gezeigt, dass dessen scheinbarer Fortschrittsgewinn ein Verrat an der Natur ist und letztlich zu verurteilen ist.
    Zugleich kann man an dem Gedicht zeigen, was eine Fabel im Sinne der Aufklärung leisten kann.
    https://schnell-durchblicken.de/lessing-der-tanzbaer-vorstellung-einer-fabel-aus-der-zeit-der-aufklaerung
  19. Magnus Gottfried Lichtwer, Der Hänfling
    Eine Fabel der Aufklärung, die vor extremen Lösungen warnen will.
    Man kann gut darüber diskutieren, inwieweit es sich am Ende um einen praktikablen Vorschlag handelt.
    https://schnell-durchblicken.de/fabel-lichtwer-haenfling
  20. Ergänzung: Goethe, „Prometheus“
    Das Gedicht wird zwar normalerweise dem „Sturm und Drang“ zugeordnet. Aber man kann an ihm gut sehen, wie aufklärerisches Denken übergeht in einen Sturm von Gefühlen.
    https://schnell-durchblicken.de/goethe-prometheus-aussagen-deutung
  21. Karl Wilhelm Ramler, „An den Frieden“
    Sehr rational aufgebaut ist, aber durchaus auch Einsatz von Gefühlen.
    Sehr diskussionswürdig finden wir den Nebenbei-Hinweis, dass „nicht-europäisch-zivilisierte“ Völker möglicherweise friedfertiger sind und ruhig unter einer Palme leben können. Dazu lässt sich sicher viel sagen – und vor allem ein bisschen recherchieren.https://schnell-durchblicken.de/karl-wilhelm-ramler-an-den-frieden

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