Endlich Durchblick: Literaturepoche Klassik (Mat4863)

Worum es hier geht:

Die literarische Epoche der Klassik hat für die deutsche Literaturgeschichte eine ungeheure Bedeutung. Dabei hat sie nur wenige Jahrzehnte gedauert und war im wesentlichen auf zwei Leute in Weimar konzentriert: Goethe und Schiller.

Beide waren enttäuscht von der Französischen Revolution und suchten nach einer Möglichkeit, die Menschen besser zu machen.

Die bestand aus der sogenannten „ästhetischen Erziehung“ – vor allem durch die Bühne, aber eben auch allgemeine Prinzipien, wie sie z.B. in dem Gedicht „Das Göttliche“ präsentiert werden.
Näheres zu diesem Schaubild findet sich hier:
https://textaussage.de/goethe-das-goettliche-als-schaubild

Streben nach Humanität und Harmonie (1786-1805)

  1. Alles hat seine Zeit – die Dichter des „Götz“ und der „Räuber“ blieben nicht ewig „Stürmer und Dränger“.
  2. Vor allem Goethes Italienreise veränderte ihn. Er orientierte sich jetzt an den Vorstellungen der alten Römer und Griechen, so wie er sie verstand.
    Die Veränderung wird vor allem sichtbar, wenn man die Gedichte „Prometheus“ mit „Das Göttliche“ vergleicht.
    https://www.schnell-durchblicken2.de/prometheus-das-goettliche
  3. Das beste Beispiel ist sein Drama „Iphigenie auf Tauris“, in dem es um eine griechische Königstochter geht, die unter Barbaren leben muss und diese langsam zum Guten hin verändert.
  4. Als sie sich aber weigert, König Thoas zu heiraten, will der die Menschenopfer wieder einführen – und damit gerät Iphigenies Bruder Orest, der gefangengenommen worden ist, in tödliche Gefahr.
  5. Typisch für die Klassik ist die sehr idealisierte Lösung (Goethe selbst nennt seine Iphigenie „verteufelt human“): Iphigenie flieht nicht einfach mit ihrem Bruder, sondern spricht offen mit Thoas – und dieser lässt sie gemeinsam ziehen.
  6. Man sieht, die Klassiker glaubten an Ideale, an die Möglichkeit der Erziehung und Bildung des Menschen.
  7. Interessant dabei ist, dass der eigentliche Bildungsprozess im großen Stil bei dem Barbarenkönig Thoas erfolgt – er bringt am Ende das größere Opfer. Die Griechen mit samt ihrer Iphigenie ziehen hab und bewegen ihn am Ende noch „Lebt wohl“ zu sagen anstatt nur „So geht“.
  8. Damit entspricht König Thoas letztlich in viel größerem Stil Schillers Ideal der „schönen Seele“. Darunter zu verstehen ist ein Mensch, der seine Pflicht und seine Neigung, also das, was er tun muss, und das, was er tun will, in Übereinstimmung bringt. Iphigenies Leistung besteht nur darin, dass sie im entscheidenden Moment nach einer Phase der Versündigung an ihren Idealen doch noch den Sprung in die Wahrheit wagt.

    Näheres zu diesem wichtigen Drama der Klassik:
    https://www.einfach-gezeigt.de/iphigenie-themenseite
  9. Der Weg zu einem solchen Menschentum war eine „ästhetische Erziehung“ – zum Beispiel durch das Theater.
    https://textaussage.de/schnell-durchblicken-friedrich-schiller-ueber-die-aesthetische-erziehung-des-menschen-sechster-brief
  10. Dafür war der Hintergrund die Enttäuschung über das Abdriften der Französischen Revolution aus der Befreiung der Menschheit in eine totalitäre Diktatur mit hemmungsloser  Vernichtung von Menschenleben unter der Guillotine.
  11. In gewisser Weise zeichnete sich die Möglichkeit des Scheiterns der Klassik und ihres Idealismus schon von Anfang an ab.
    Man sieht das gut, wenn man Goethes Gedicht „Das Göttliche“ vergleicht mit Schillers „An die Freude“.

    1. Goethes Gedicht zeigt noch einen ziemlichen Realismus, was das „Unfühlende“ der Natur und die Beliebigkeit des Schicksals angeht.
    2. Der sonst so philosophisch-rationale Schiller dagegen gibt sich in seinem Gedicht einem Gefühlssturm hin, dem man sachlich kaum folgen kann. Es ist kein Wunder, dass der Text weniger im öffentlichen Leben eine Rolle spielt als die musikanische Verarbeitung zur Europa-Hymne.
      Wer mehr wissen will, was die Kritik an der Realitätsferne von Schillers Gedicht angeht, wird hier fündig:
      https://textaussage.de/schnell-durchblicken-vergleich-schiller-an-die-freude-mit-goethe-das-goettliche

Ergänzung zu Schillers These von der Bedeutung der Kunst:
Klausur: Schiller, „Die Teilung der Welt“ mit Lösungserwartungen
https://textaussage.de/klausur-schiller-teilung-der-welt-mit-erwartungen

Sogar in Balladen der Zeit ist „Klassik“ zu finden:
Schiller, „Der Ring des Polykrates“
https://textaussage.de/schiller-der-ring-des-polykrates-als-ballade-mit-deutlichen-kennzeichen-der-klassik

Klassik heute – wie kann heute „Selbstbildung“ stattfinden?
Es lohnt sich, eins der „Bildungsgedichte“ der Klassik zu vergleichen mit einem modernen Reisegedicht. An einer Stelle gibt es einen wichtigen Hinweis auf das, was zumindest diesem lyrischen Ich in seinem Leben wichtig gewesen ist.
https://textaussage.de/schnell-durchblicken-bei-dem-gedicht-berlin-paris-new-york-von-joerg-fauser

Weitere Infos, Tipps und Materialien