Kurzgeschichten zum Thema „Schuld“

Thema „Schuld“

Dagermann, Stig,  „Ein Kind töten“ – eine ungewöhnliche Kurzgeschichte
Auf sehr besondere Weise gelingt es dieser Geschichte, Betroffenheit auszulösen. Am Ende nimmt man das Leben und seine Bedrohungen vielleicht ein bisschen ernster.
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Dische, Irene, „Liebe Mom, lieber Dad“ – Eine Lüge als notwendiges, weil hilfreiches Mittel 
Eine junge Frau schreibt ihren Eltern einen Brief. Darin enthalten zunächst der Rückblick auf ein heftiges Streitgespräch mit schlimmen Folgen. Dann die Aufklärung: Die gab es gar nicht, aber ihre Eltern sind jetzt bereit, die Heirat ihrer Tochter mit einem angeblich ungeeigneten Katastrophen-Partner zu akzeptieren – und sich vielleicht auch ein bisschen wegen ihrer falschen Akzentsetzung zu schämen.
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Stamm, Peter, „Feuer“

  • Dass Peter Stamm auch anders kann als den Eindruck von Belanglosigkeit zu erwecken, zeigt seine Kurzgeschichte „Feuer„.
    In ihr berichtet der Ich-Erzähler allerlei aus seiner Jugend und kommt dann fast nebenbei zu einem außergewöhnlichen Ereignis. Beim Schießen auf Scheiben ist er mit einem Freund zusammen zuständig für die Benennung der Treffer.
    Er macht sich den Spaß, seinen Freund aufzufordern, doch einfach mal aus der Sicherheit des Unterstandes hinauszuschauen. Der nimmt es aber ernst schaut, raus und wird genau in dem Moment von einer Kugel tödlich getroffen.
    Der Ich-Erzähler behält seinen Anteil an dem mörderischen Vorfall für sich und erfährt hinterher auch noch, dass der Vater seines Freundes seinen Sohn nur getroffen habe, weil er so ein schlechter Schütze gewesen sei.

Slawomir Mrozek, Schuld und Sühne

  • In der Geschichte geht es um einen kleinen Jungen, der so ziemlich gegen alle Regeln verstößt, die ihm gegeben werden.
    Sein Schutzengel weiß sich nicht mehr anders zu helfen, als zu Formen der Gewalt zu greifen.
    Die scheinen auch Positives zu bewirken, bis im Elternhaus schließlich eine Bombe explodiert und der Junge auf dem Weg nach Südamerika ist.
    Interessant ist u.a. die Frage, welche Alternativen es zur Gewalt gegeben hätte.
    https://www.einfach-gezeigt.de/mrozek-schuld-und-s%C3%Bchne

Schnurre, Wolfdietrich, „Beste Geschichte meines Lebens“

Diese sehr seltsam – wie ein Element eines Tagebuchs oder schließlich einer Autobiografie – präsentierte Kurz-Erzählung berichtet von zwei Kranken, von denen der eine den anderen wegen seiner Fenster-Aussicht beneidet. Als der am Fenster liegende einen Erstickungsanfall hat, tut der andere nichts, um nach dem Tod an das scheinbar günstiger gelegene Bett zu kommen. Tatsächlich kommt es so – dann aber stellt er fest, dass all die Schilderungen der Fensterwelt nur Fantasieprodukte waren, in Wirklichkeit schaut er auf eine Mauer. Letztlich hat hier jemand mit kriminellen Mitteln (unterlassene Hilfeleistung) zwar sein Ziel scheinbar erreicht, es folgt aber auf dem Fuß die Strafe. Man wird erinnert an die Ballade „Die Vergeltung“ von Annette von Droste-Hülshoff.
Eine interessante Aufgabe könnte sein, die Geschichte weiterschreiben zu lassen: Zunächst könnte der überlebende Patient an seiner Enttäuschung leiden, sich dann aber fragen, ob es nicht eine gerechte Strafe für seine Untat ist. Dieses Schuldgefühl könnte noch dadurch vergrößert werden, dass er erst jetzt erkennt, was für einen kreativen und freundlichen Menschen er dem Tod überlassen hat.
Übrigens hat jemand mal versucht, einen ähnlichen Text zum besten Film seines Lebens zu schreiben.
https://textaussage.de/lars-kruesand-bester-film-meines-lebens

Edith Schmitz, „Ein Zeuge“

  • In der Geschichte geht es um einen Einbrecher, der es auch nach 10 Jahren Gefängnis nicht lassen kann.
  • Nur arbeitet er diesmal alleine, weil er meint, dann keinen Zeugen fürchten zu müssen.
  • Nach dem Einbruch in ein Juweliergeschäft sieht er nach dem Einstieg in den Fluchtwagen im Obergeschoss jemanden, der ihn zu beobachten scheint.
  • In seiner Erregung entscheidet sich der Einbrecher dazu, die Gestalt zu erschießen.
  • Das regt ihn so auf, dass er über dem Steuer zusammenbricht und stirbt.
  • Später entdeckt man, dass der angebliche Beobachter eine Puppe in der Wohnung einer Schneiderin war.
  • Hier kann man gut die Frage des perfekten Verbrechens oder auch anderer Umstände diskutieren, die einen Plan zum Scheitern bringen.
    https://textaussage.de/anmerkungen-zur-kurzgeschichte-ein-zeuge-von-edith-schmitz

Signer, Luca, „Herbstvergessen“

  • In dieser Geschichte geht es um einen Ich-Erzähler, der auf ganz besondere Art und Weise die Schuld am Tod seines kleinen Bruders verarbeitet. Die Geschichte ist erschienen auf leselupe.de – d.h. der Verfasser ist noch nicht so berühmt wie die anderen hier aufgeführten Kurzgeschichten-Autoren. Um so mehr kann seine recht gut gemachte Geschichte Schülern Mut machen, sich auch selbst mal an einer Kurzgeschichte zu versuchen.
  • Stamm, Peter, „Am Eisweiher“
    https://www.schnell-durchblicken2.de/kg-stamm-am-eisweiher
    In der Geschichte geht es um einen jungen Mann, der sich bei einem Ausflug von der Freundin eines Freundes verführen lässt. Als der das dann entdeckt, springt er in den See und verletzt sich dabei tödlich. Die beiden anderen reagieren seltsam emotionslos, besonders die Freundin. Am Ende bleibt offen, von wem das Kind ist, dass sie einige Monate nach dem Vorfall bekommt, und wie sich der Ich-Erzähler weiter ihr gegenüber verhält.
  • Borchert, Wolfgang, „Vielleicht hat sie ein rosa Hemd“
    https://www.schnell-durchblicken2.de/borchert-vielleicht-rosa-hemd
    In der Kurzgeschichte geht es um zwei Soldaten, die – aus dem Krieg kommend – erst mal von einem Brückengeländer aus das tun, worauf sie solange verzichten mussten, nämlich Frauen betrachten. Am Ende läuft es darauf hinaus, dass einer dieser Soldaten dem Kameraden eine alte Schuld bekennt, die ihn immer noch quält. Offen bleibt am Ende, ob dieses Teilgeständnis ihn von der Erinnerung befreien kann oder er sie noch weiter aushalten muss.
  • Keine Kurzgeschichte, aber zwei Balladen, die es in sich haben: „Kann eine Schuld durch eine andere beglichen werden?“
    Auf dieser Seite fassen wir die ziemlich langen Geschichten in zwei Balladen, die eine besondere Art von Gerechtigkeit zeigen, mal kurz zusammen.
    Im ersten Falle (Emanuel Geibel, „Die Goldgräber“) werden zwei Leute zu Mördern, aber das Opfer ist auch nicht besser – am Ende sind alle drei tot. Hier scheint die Welt noch in Ordnung.
    https://www.schnell-durchblicken.de/e-books-und-support/eb-balladen-tipps/erg%C3%A4nzung-geibel-die-goldgr%C3%A4ber/
    Im zweiten Fall (Annette von Droste-Hülshoff, „Batavia 510“) gibt es auch eine Untat – und der Übeltäter wird auch bestraft, allerdings für eine Tat, die er gar nicht getan hat.
    https://textaussage.de/anstosstext-gibt-es-gerechtigkeit-durch-ungerechtigkeit
  • Herbert Malecha, „Die Probe“ entsprechend dem Satz: „Nach dem Sieg binde den Helm fester.“
    https://textaussage.de/herbert-malecha-die-probe

Weiterführende Hinweise