Naturlyrik – Infos, Tipps und Materialien (Themenseite) (Mat5293)

Worum es hier geht:

Wir haben uns bisher nicht allzu intensiv mit Naturlyrik beschäftigt. Aber viele Anfragen zeigen, dass das immer noch ein beliebtes Thema im Deutschunterricht ist.

Interessant, wie auf schule-bw.de der Akzent gesetzt wird:

Schülerinnen und Schüler finden oft mit Leichtigkeit Stilmittel und formale Elemente in Texten. Was ihnen jedoch meist schwerfällt, ist diese Analyseergebnisse nicht lediglich zu benennen und am Text zu belegen, sondern sie auch zu deuten und zu erklären. Zudem fehlen einigen auch die korrekten Fachtermini beim Benennen.“

Wir würden da etwas anders herangehen:

  1. Schülis haben große Schwierigkeiten, „Stilmittel und formale Elemente in Texten“ zu finden. Das ist nämlich ein Ansatz, der ihrer natürlichen Lebenspraxis völlig fremd ist.
  2. Stattdessen wäre es schön, wenn sie erst mal an das Phänomen „Naturlyrik“ herangeführt werden .
  3. Oder noch etwas weiter zurückgehend: Warum müssen Schülis sich eigentlich in „Naturlyrik“ auskennen? Kein normaler Mensch trifft einen Nachbarn und fragt ihn: „Wie sieht es denn bei dir mit der Naturlyrik“ aus?
  4. Hypothese: Das sind Themen, die unbefragt einfach aus dem Uni-Betrieb in die Schule übernommen werden. Für die Zukunftsfähigkeit der Schülis spielen sie keine Rolle – es sei denn, sie bekommen einen Job in einer Stadtverwaltung und sollen dort helfen, eine Ausstellung zu einem berühmten Dichter der Gegend mit organisieren. Die Wahrscheinlichkeit liegt im Promillebereich.
  5. Aber zurück zum Positiven:
    1. Vielleicht kann man anders an die Sache herangehen und erst mal den Begriff „Naturlyrik“ mit einem Schweigebann belegen.
    2. Dann bringt man aktuelle Beispiele, in denen die Natur in Gedichten eine Rolle spielt.
    3. Wenn man ganz guten Unterricht gemacht hat, dann möchten die Schülis das auch mal ausprobieren, einfach, weil ihnen die Natur am Herzen liegt.
    4. Aber welche Natur: Erst mal nicht die aus der Literaturgeschichte, sondern die, an die sie denken.
    5. Und dann diskutiert man, warum man dazu Gedichte schreiben sollte, statt einen flammenden Appell an die letzte noch stehende Eiche im Park zu heften – natürlich nicht mit Nägeln.
    6. Und ganz am Ende sagt man ihnen, dass die Gedichte, die sie geschrieben haben, von sehr wissenschaftsverliebten Leuten „Naturlyrik“ genannt wird – aber das müssten sie nur wissen, wenn sie es vernünftig googeln wollen. Denn unter „letzte Eiche im Park“ wird man im Netz wenig finden.
  6. Wenn man dann aber Geschmack an der „Naturlyrik“ gefunden hat, dann könnte die folgende PDF-Datei weiterhelfen. Dort wird nämlich für Lehrkräfte gezeigt, was man da so machen könnte – und es sind interessante Beispiele dabei – bis hin zu Klausurvorschlägen.

Wir sind jedenfalls jetzt voll motiviert, einen etwas anderen Blick auf dieses Thema zu werfen – nämlich einen vom Leben, vom Alltag und von interessanten Beispielen aus.

Und da fangen wir doch einfach mal mit diesem Gedicht an, das u.a. hier zu finden ist.

  • Silke Scheuermann, „Löwenzahn“
    https://textaussage.de/silke-scheuermann-loewenzahn-und-die-romantik
    ein wunderbares Gedicht,

    • das die Menschen mal aus einer anderen und zwar kritischen Perspektive sieht
    • und auf die Natürlichkeit als viel schöneres Lebensprinzip hinweist,
    • symbolisiert durch den Wind.
    • Man hat den Eindruck einer fast schon romantischen Sicht auf die Welt,
    • die viel mit den Gedanken der Schriftsteller dieser Epoche zu tun hat, besonders mit Novalis.
  • Wagner, Jan: „botanischer Garten“: Wie man schnell ein modernes Gedicht versteht
    https://textaussage.de/wagner-jan-botanischer-garten-wie-man-schnell-ein-modernes-gedicht-versteht
  •  Dann hat uns eine Kollegin auf die folgenden Gedichte aufmerksam gemacht, die sie in der 8. Klasse einer Realschule behandelt

    • Eichendorff, „Frühlingsnacht“
      • Ein Gedicht, das sich zunächst auf die Jahreszeit bezieht und Erwartungen in Richtung wundervolle Zeiten deutlich macht.
      • Am Ende dann plötzlich die Zeile:
        „Sie ist deine, sie ist dein!“, was kein direktes Bezugsnomen hat, sich also wahrscheinlich auf eine geliebte Frau bezieht.
        https://www.schnell-durchblicken2.de/eichendorff-fruehlingsnacht
  • Storm, „Meeresstrand“
    https://textaussage.de/klassenarbeit-uebung-theodor-storm-meeresstrand-inhalt-und-rhythmus

    • Das Gedicht zeigt
        1. Eine typische Situation in der Dämmerung am Haff, einer Küstenlandschaft mit Ebbe- und Flutgezeiten.
        2. Verbunden werden Beobachtungen mit Empfindungen, die in fast schon romantischer Weise eine Kombination von Traum, Geheimnis und Schauer erzeugen.
        3. Man hat den Eindruck, dass hier eine tiefere Naturwelt gesehen oder in die abendliche Situation am Meeresstrand hineingelegt wird.
  • Heinrich Seidel, Was rauschet, was rieselt
    oder die Kunst, von den Effekten auf die Mittel zu schließen
    https://textaussage.de/seidel-was-rauschet-von-den-effekten-zu-den-mitteln

      • Insgesamt zeigt das Gedicht die zunehmende Wahrnehmung eines sich entwickelnden Frühlings.
      • Zentrale literarische Mittel sind
        1. die Aneinanderreihung von Naturphänomenen in Frageform
        2. die Wiederholung von Fragen nach der Bedeutung – gerichtet an unterschiedliche Naturelemente
        3. das Pänomen der Steigerung bei den Phänomen, aber auch bei den Befragten, von Pflanzen hin zu Tieren
        4. die Nennung eines ganz bestimmten Tieres, dafür Romantik und Kunst steht
        5. schließlich der überraschende Wechsel am Ende, der die Bedeutung der Endstufe: Kunstreaktion der dazu fähigen Lebewesen auf den voll entfalteten Frühling
  • Justinus Kerner, “Erstes Grün”
    Das Gedicht ist u.a. hier zu finden. Wir werden uns auch noch drum kümmern.
  • 5-Min-Tipp zu Ludwig Uhland, „Frühlingsglaube“
    https://textaussage.de/5-min-tipp-zu-ludwig-uhland-fruehlingsglaube
  • Schnell durchblicken bei: Ludwig Hölty, „Die Mainacht“
    Ein Gedicht, bei dem das lyrische Ich sehnsüchtig in die Tierwelt blickt, wo sich Liebesglück findet, während es selbst bis jetzt vergeblich darauf gewartet hat.
    Aber immerhin hat die Klage per Gedicht doch ein bisschen Entlastung gebracht.
    https://textaussage.de/schnell-durchblicken-bei-ludwig-hoelty-die-mainacht
  • Marie Luise Kaschnitz, „Hochsommer“
    ein Naturgedicht, dessen Leserlenkung zum Widerspruch auffordert
    https://textaussage.de/kaschnitz-hochsommer-leserlenkung

  • Wilhelm Lehmann, „Signale“ – ein Naturgedicht, das die heilende Welt der Natur präsentiert
    https://textaussage.de/schnell-durchblicken-wilhelm-lehmann-signale

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