Schnell durchblicken: Juli Zeh, „Corpus delicti“, Kap 42-46 (Mat2257-9)

Worum es hier geht:

Julie Zeh, „Corpus delicti“ – schneller Überblick über den Inhalt mit Schlüssel-Textstellen

  • Es gibt viele Gründe, ein literarisches Werk kurz und übersichtlich vorzustellen.
  • Meistens geht es dabei nur um den Inhalt.
  • Wir wollen hier aber zugleich auch wichtige Textstellen präsentieren.
  • Daraus ergeben sich nämlich auch schon erste Interpretationsansätze.
  • Noch wichtiger ist uns die Frage: Was fangen wir mit solchen Textstellen an? Worüber lässt sich diskutieren?

Fragen zum Text stellen wir auf der folgenden Seite zusammen:

https://www.einfach-gezeigt.de/corpus-delicti-fragen

  • Die Seitenangaben beziehen sich auf die E-Book-Ausgabe des Romans, die zum Beispiel hier zu bekommen ist.
  • Zum Teil gibt es auch nur „Positionsangaben“, die man dann mit der eigenen Ausgabe „verrechnen“ muss.
  • Die letzte Seite hat auf auf jeden Fall die Nummer 250.

Wir haben die Vorstellung des gesamten Romans auf handliche Teilseiten zerlegt.

Hier die Gesamtübersicht:

Kap 42 (S. 185ff) „Der gesunde Menschenverstand“

  • Präsentiert wird eine Art Sondersendung, bei der der eigentlich verantwortliche, Würmer, gar nicht mehr auftaucht.
  • Stattdessen verkündet Heinrich Kramer noch einmal zusammenfassend das Übliche-
  • „Spannend wird es zum Schluss“, als Kramer davon spricht, dass die „gefährlichsten Viren […] aus infektiösen Gedanken“ bestehen.
  • „Das aktuell grassierende Virus […] werde vernichtet.“
  • Kramers Worte „markieren den Anfang vom Ende im Fall Mia Holl.“

Kap 43 (S. 188ff) „Geruchlos und klar“

  • Mia freut sich, dass Kramer sie besucht und nach vier Tagen etwas Normalität in ihre Zelle bringt.
  • Interessant ist die Erzählweise, was den Raum und Kramer angeht (188):
  • „In Mias Zelle ist es so eng,
  • als würde die Abwesenheit von Möbeln den quadratischen Raum einschrumpfen.
  • Keine Stühle stehen am nicht vorhandenen Tisch.
  • Unter dem Fenster macht sich die Ermangelung einer Schlafstätte bereit,
  • während kein Schrank die fehlenden Regale zur Hälfte verdeckt.
  • Der restliche Raum wird vollständig von klinischer Sauberkeit eingenommen.
  • Schon nach vier Tagen in dieser Zelle hätte Mia jeden Besucher vor gelassen.
  • Sie braucht Unterstützung bei der Aufgabe, an einem Ort zu existieren, der sogar von Möbeln gemieden wird.
  • Kramer eignet sich dazu perfekt.
  • Ein Zimmer, das er betritt, ist nicht leer.
  • Er bringt die Anmutung einer Einrichtung mit, oder vielleicht ist er die Einrichtung,
  • elegant, aber funktional.
  • Mia hat alle Mühe, sich die Freude über sein kommen nicht anmerken zu lassen.“
  • Er will ihr einige Fragen stellen. Die Antworten nimmt er heimlich auf, um daraus ein Geständnis zu formulieren.
  • Dabei wird deutlich, dass das Geschehene geplant war: „Ihr seid Bestien.“ (196)
  • Kramer zu Mia: „Wer zum analytischen Denken begabt ist, muss entweder sein Leben im luftleeren Raum verbringen – oder sich entscheiden. Sie haben diesen Schritt erst vor wenigen Tagen vollzogen. […] Die Konsequenzen werden Sie packen und nicht wieder loslassen.“
  • Mia weigert sich, das Protokoll zu unterschreiben. Kramer will wiederkommen.

Kap 44 (S. 200ff) „Würmer“

  • Inzwischen hat Richter Hutschneider den Prozess gegen Mia übernommen. Für ihn ist Mia „eine tickende Zeitbombe“ (200), der er möglichst unbeschadet überstehen möchte.
  • Angeblich soll sie einen Giftgasanschlag geplant haben und wird dem angeblichen Kronzeugen Niemand gegenübergestellt. Dabei handelt es sich um den Journalisten Würmer, der offensichtlich gezwungen worden ist, diese Rolle zu spielen.
  • Am Ende bezeichnet sich Mia gegenüber dem Denunzianten als das Corpus Delicti, um das es in diesem Prozess eigentlich gehe:“Ich stehe für das, was Sie in Wahrheit denken […] Ich stehe für das, was alle denken! Ich bin das Corpus delicti.“
  • Anmerkung: Das Problem dabei ist, dass höchstens der erste Teil der Feststellung stimmt, der zweite angesichts von Propaganda und Repression sicher nicht, wie sich zum Beispiel an den drei Mitbewohnerinnen im Wächterhaus zeigt. 

 

Kap 45 (S. 206ff) „Keine Liebe der Welt“

  • Der Verteidiger kritisiert Mias „Obsession, Masochismus, um nicht zu sagen: Geistesgestörtheit“ (206), weil sie das System provoziert hat.
  • Dennoch will er beim Methodengericht eine neue Klage einreichen und auch entsprechende Petitionen an den Methodenrat schreiben.
  • Aus Zeitungen liest der Anwalt vor, dass der Geheimdienst in Mias Wohnung einen „Botulinum-Fund“ zur Vorbereitung eines Terroranschlags konstruiert hat.
  • Deutlich wird, dass Rosentreter auch einen Grund für seine Arbeit gegen das System hatte, nämlich die Beziehung zu einer Frau mit falscher Immungruppe.
  • Jetzt hat er seine Freundin verloren, die seine Verteidigung Mias nicht akzeptiert. Für Mia hat er damit „den Grund und das Ziel“ seiner „Reise“ (213) verloren.
  • Zum Schluss übergibt Rosentreter seiner Mandantin eine lange Nadel, mit der sie sich umbringen könnte.

Kap 46 (S. 215ff) „Mittelalter“

  • Anfangs will Mia noch eine „Gegendarstellung“ (215) diktieren, will sogar „zu meinen Leuten sprechen“.
  • Kramer: „kein guter Moment für eine weitere Proklamation. Die Dinge laufen vortrefflich.“ (215)
  • Stattdessen will er „zum Geschäftlichen kommen“ (215), er braucht ein „Geständnis“ und bietet dafür „mildernde Umstände“ an: Gefängnis statt Einfrieren.
  • Interessant der durchaus berechtigte Hinweis Kramers, dass die Infragestellung der Gesundheitsmaßnahmen rasch zu einer Epidemie führen könne: „Heutzutage hat niemand mehr ein intaktes Immunsystem.“ (217)
  • Als Mia sich standhaft weigert, bringt Kramer „veraltete Maßnahmen“ ins Spiel und beschreibt dann auch das Vorgehen bei der Folter.
  • Mia dazu resignierend: „Das Mittelalter ist keine Epoche. Mittelalter ist der Name der menschlichen Natur.“ (220)

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